Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schrottimmobilien: Eigentümerwechsel stockt
Seit Monaten ist ein Abschnitt der Lindenstraße für den Verkehr gesperrt. Schrottimmobilien sorgen für Gefahr. Die Stadt musste handeln. Der mutmaßliche Verkauf der laut Gutachten abrissreifen Häuser ist auch nach fast einem halben Jahr noch nicht im Grundbuch eingetragen.
Die Freude war verfrüht: Die Nachricht vom Verkauf der beiden abrissreifen Mehrfamilienhäuser Lindenstraße 5 und 7 wurde in Politik und Verwaltung positiv aufgenommen. Seit Jahren bilden die beiden nebeneinander stehenden Objekte in der Südstadt einen gemeinsamen Schandfleck im Stadtbild. Schlimmer noch, nach dem Abbröckeln von Fassadenputz auf die Straße und dem Sturz von Teilen des Daches und von Zwischendecken ins Hausinnere, musste die Stadtverwaltung tätig werden. Sie ließ zunächst Gerüste aufstellen, um Passanten zu schützen. Später sperrte die Kommune den Abschnitt der Lindenstraße vor der Hausnummer 5. Seitdem müssen sich Auto- und Zweiradfahrer sowie Fußgänger einen anderen Weg suchen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein Ende der Beeinträchtigung ist nicht in Sicht.
Die Nachricht vom Verkauf vor knapp einem halben Jahr schien die Wende zum Besseren einzuläuten. Wie sehr die Kommune mit den Zuständen dort, wo im Hofgebäude das Restaurant Kosmopolit seine Gäste bewirtet, unzufrieden ist, dokumentiert die zwischenzeitliche Bereitschaft, sich sogar an der Zwangsversteigerung zur Auflösung der Erbengemeinschaft zu beteiligen. Zu diesem Termin kam es nicht. Zuvor einigten sich Erbengemeinschaft und Käufer außerhalb des Amtsgerichts.
Seitdem hat sich der Zustand der Gebäude offenbar weiter verschlechtert. Eine Perspektive ist derzeit nicht erkennbar. „Zurzeit gibt es keinen neuen Kenntnisstand in der Sache“, erklärte Stadtsprecher Dirk Senger auf Anfrage unserer Redaktion. Der Eigentümerwechsel sei noch nicht abgeschlossen. Daraus resultiere der aktuelle Zustand. Die Stadtverwaltung warte auf eine Rückmeldung bezüglich eines Grundbucheintrages und nachfolgend die Anzeige des Abbruchs. „Nach dem neuen Baugesetz in Nordrhein-Westfalen muss ein Abbruch in dieser Gebäudeklasse nicht mehr genehmigt, sondern lediglich bei der Kommune angezeigt werden“, erklärte der Stadtsprecher.
Die Stadt Krefeld, Fachbereich Bauaufsicht, habe aus Sicherheitsgründen den Bereich Lindenstraße 5 abgesperrt. Im Zuge einer erneuten statischen Überprüfung sei ein unverzüglicher Handlungsbedarf festgestellt worden. Zusätzlich sei im Gebäudebereich der Hausnummer 7 loser, bröckelnder Putz von der Fassade abgeschlagen worden, um eine Gefährdung durch herabfallende Teile auszuschließen. „Durch diese Maßnahme konnte der Zugang zur Gastronomie Kosmopolit durch den Torbogen an Hausnummer 7 erhalten werden“, sagte Senger.
Seit Sommer 2016 lägen die Kosten zur Sicherung der Gebäude halbjährlich bei rund 3500 Euro. „Die Ausgaben werden von der Stadt getragen und später von den Eigentürmern eingefordert“, berichtete der Stadtsprecher.
Weil die beiden Objekte sich in guter innerstädtischer Lage befinden, hatte der vom Amtsgericht Krefeld bestellte Gutachter für die seinerzeit anberaumte Versteigerung den Grundstückswert nach der Bodenrichtwerttabelle mit 620 Euro pro Quadratmeter angesetzt. Um zu marktgerechten Preisen zu gelangen, zog er davon die Abrissund die Entsorgungskosten für das Baumaterial ab. Für die Immobilie Lindenstraße 7 kommt er dadurch auf einen Wert von 700.000 Euro. 133.600 Euro entfallen auf das straßenseitig gelegene Objekt auf 381 Quadratmetern. Das alte Lagerhaus mit dem Lokal Kosmopolit schlägt mit 566.400 Euro zu Buche. Das Grundstück ist 772 Quadratmeter groß. Hinzu kam der Verkehrswert für das 1889 erbauten Gebäude an der Lindenstraße 5 in Höhe von 32.500 Euro festgesetzt.
Das vom Amtsgericht bestellte Gutachten über den Zustand und den Wert der Immobilien lässt keine Zweifel. „Bei dem Zustand dieser Baulichkeiten wird jeder wirtschaftlich denkende, durchschnittlich handelnde Marktteilnehmer den Häusern keinen Wert mehr zumessen und für eine Folgenutzung von einem Abriss und einem anschließenden Neubau ausgehen“, schreibt der Experte.
Die Stadt schien sogar bereit, bis zu einer Höhe von zwei Millionen Euro in der Zwangsversteigerung mitbieten zu wollen. Oberbürgermeister Frank Meyer nahm davon Abstand, nachdem unserer Redaktion über das Vorhaben berichtet hatte.