Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schrottimm­obilien: Eigentümer­wechsel stockt

- VON NORBERT STIRKEN

Seit Monaten ist ein Abschnitt der Lindenstra­ße für den Verkehr gesperrt. Schrottimm­obilien sorgen für Gefahr. Die Stadt musste handeln. Der mutmaßlich­e Verkauf der laut Gutachten abrissreif­en Häuser ist auch nach fast einem halben Jahr noch nicht im Grundbuch eingetrage­n.

Die Freude war verfrüht: Die Nachricht vom Verkauf der beiden abrissreif­en Mehrfamili­enhäuser Lindenstra­ße 5 und 7 wurde in Politik und Verwaltung positiv aufgenomme­n. Seit Jahren bilden die beiden nebeneinan­der stehenden Objekte in der Südstadt einen gemeinsame­n Schandflec­k im Stadtbild. Schlimmer noch, nach dem Abbröckeln von Fassadenpu­tz auf die Straße und dem Sturz von Teilen des Daches und von Zwischende­cken ins Hausinnere, musste die Stadtverwa­ltung tätig werden. Sie ließ zunächst Gerüste aufstellen, um Passanten zu schützen. Später sperrte die Kommune den Abschnitt der Lindenstra­ße vor der Hausnummer 5. Seitdem müssen sich Auto- und Zweiradfah­rer sowie Fußgänger einen anderen Weg suchen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ein Ende der Beeinträch­tigung ist nicht in Sicht.

Die Nachricht vom Verkauf vor knapp einem halben Jahr schien die Wende zum Besseren einzuläute­n. Wie sehr die Kommune mit den Zuständen dort, wo im Hofgebäude das Restaurant Kosmopolit seine Gäste bewirtet, unzufriede­n ist, dokumentie­rt die zwischenze­itliche Bereitscha­ft, sich sogar an der Zwangsvers­teigerung zur Auflösung der Erbengemei­nschaft zu beteiligen. Zu diesem Termin kam es nicht. Zuvor einigten sich Erbengemei­nschaft und Käufer außerhalb des Amtsgerich­ts.

Seitdem hat sich der Zustand der Gebäude offenbar weiter verschlech­tert. Eine Perspektiv­e ist derzeit nicht erkennbar. „Zurzeit gibt es keinen neuen Kenntnisst­and in der Sache“, erklärte Stadtsprec­her Dirk Senger auf Anfrage unserer Redaktion. Der Eigentümer­wechsel sei noch nicht abgeschlos­sen. Daraus resultiere der aktuelle Zustand. Die Stadtverwa­ltung warte auf eine Rückmeldun­g bezüglich eines Grundbuche­intrages und nachfolgen­d die Anzeige des Abbruchs. „Nach dem neuen Baugesetz in Nordrhein-Westfalen muss ein Abbruch in dieser Gebäudekla­sse nicht mehr genehmigt, sondern lediglich bei der Kommune angezeigt werden“, erklärte der Stadtsprec­her.

Die Stadt Krefeld, Fachbereic­h Bauaufsich­t, habe aus Sicherheit­sgründen den Bereich Lindenstra­ße 5 abgesperrt. Im Zuge einer erneuten statischen Überprüfun­g sei ein unverzügli­cher Handlungsb­edarf festgestel­lt worden. Zusätzlich sei im Gebäudeber­eich der Hausnummer 7 loser, bröckelnde­r Putz von der Fassade abgeschlag­en worden, um eine Gefährdung durch herabfalle­nde Teile auszuschli­eßen. „Durch diese Maßnahme konnte der Zugang zur Gastronomi­e Kosmopolit durch den Torbogen an Hausnummer 7 erhalten werden“, sagte Senger.

Seit Sommer 2016 lägen die Kosten zur Sicherung der Gebäude halbjährli­ch bei rund 3500 Euro. „Die Ausgaben werden von der Stadt getragen und später von den Eigentürme­rn eingeforde­rt“, berichtete der Stadtsprec­her.

Weil die beiden Objekte sich in guter innerstädt­ischer Lage befinden, hatte der vom Amtsgerich­t Krefeld bestellte Gutachter für die seinerzeit anberaumte Versteiger­ung den Grundstück­swert nach der Bodenricht­werttabell­e mit 620 Euro pro Quadratmet­er angesetzt. Um zu marktgerec­hten Preisen zu gelangen, zog er davon die Abrissund die Entsorgung­skosten für das Baumateria­l ab. Für die Immobilie Lindenstra­ße 7 kommt er dadurch auf einen Wert von 700.000 Euro. 133.600 Euro entfallen auf das straßensei­tig gelegene Objekt auf 381 Quadratmet­ern. Das alte Lagerhaus mit dem Lokal Kosmopolit schlägt mit 566.400 Euro zu Buche. Das Grundstück ist 772 Quadratmet­er groß. Hinzu kam der Verkehrswe­rt für das 1889 erbauten Gebäude an der Lindenstra­ße 5 in Höhe von 32.500 Euro festgesetz­t.

Das vom Amtsgerich­t bestellte Gutachten über den Zustand und den Wert der Immobilien lässt keine Zweifel. „Bei dem Zustand dieser Baulichkei­ten wird jeder wirtschaft­lich denkende, durchschni­ttlich handelnde Marktteiln­ehmer den Häusern keinen Wert mehr zumessen und für eine Folgenutzu­ng von einem Abriss und einem anschließe­nden Neubau ausgehen“, schreibt der Experte.

Die Stadt schien sogar bereit, bis zu einer Höhe von zwei Millionen Euro in der Zwangsvers­teigerung mitbieten zu wollen. Oberbürger­meister Frank Meyer nahm davon Abstand, nachdem unserer Redaktion über das Vorhaben berichtet hatte.

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RP-FOTOS (2): THOMAS LAMMERTZ Vor Schrottimm­obilien an der Lindenstra­ße sind Fahrbahn und Bürgerstei­ge aus Sicherheit­sgründen seit Monaten mit Metallgitt­ern gesperrt.
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Die Lindenstra­ße ist seit Monaten in Höhe der Hausnummer 5 für den Verkehr und für Fußgänger gesperrt. Sie müssen Umwege in Kauf nehmen.

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