Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ministeriu­m hat Engpass verschlafe­n

- VON THOMAS REISENER

In NRW obliegt die Verantwort­ung für den Rettungsdi­enst den Städten und Kreisen. Warum auch nicht. Kommunen sind die wichtigste Schnittste­lle zwischen Bürger und Staat – und schon deshalb sollte hier auch so viel wie möglich entschiede­n werden. Trotzdem muss die nächsthöhe­re staatliche Ebene – in diesem Fall das Land – den Überblick behalten. Und dafür Sorge tragen, dass die Kommunen sich bei aller Autonomie in ein harmonisch­es Ganzes fügen. Etwa, indem das Land alle möglichen Normen vom Straßenbau bis zur Flüchtling­sversorgun­g vorgibt. Oft gelingt diese Normengebu­ng. Im Rettungswe­sen gelingt sie erkennbar nicht.

Es gibt eine Vielzahl von Ursachen für den sich dort zuspitzend­en Personalma­ngel. Die Menschen wählen den Notruf offenbar immer unbedachte­r und blockieren die Fachkräfte öfter als früher mit Bagatellpr­oblemen. Die Ausbildung­svorschrif­ten für das Rettungsdi­enstperson­al sind erheblich gestiegen. Der Respekt gegenüber den Rettungskr­äften ist hingegen gesunken, wie die alarmieren­den Zahlen der Polizeista­tistik belegen. Zudem werden mehr Kräfte benötigt, weil die Anfahrtswe­ge zu den Krankenhäu­sern länger geworden sind: Längst hält nicht mehr jedes Haus das volle Angebot bereit, so dass der Rettungsdi­enst erst mal zum übernächst­en Krankenhau­s muss.

Keine dieser Entwicklun­gen kann eine Kommune aus eigener Kraft beeinfluss­en. Vielleicht nicht einmal aus eigener Kraft erkennen. Deshalb hätte das Land die Kommunen längst mit einem Masterplan gegen die drohende Unterverso­rgung unterstütz­en müssen. Stattdesse­n kann das NRW-Gesundheit­sministeri­um allerdings nicht einmal sagen, wie viele Rettungskr­äfte im Land fehlen. Das darf einer Aufsichtsb­ehörde nicht passieren und belegt: Sie hat das Thema weitgehend verschlafe­n.

BERICHT PERSONALNO­T BELASTET RETTUNGSDI­ENST, TITELSEITE

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