Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Verteidigu­ngsministe­rin in der Offensive

- VON EVA QUADBECK

Man kann und man sollte internatio­nale Vorstöße besser vorbereite­n, als es Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r bei ihrer Forderung nach einer internatio­nalen Schutzzone für Nordsyrien getan hat – national wie internatio­nal. Und dennoch ist es zu begrüßen, dass Europa zur Abwechslun­g mal ein Lebenszeic­hen von sich gibt, wenn die Präsidente­n von Russland, der Türkei und Syrien dabei sind, die humanitäre Katastroph­e in Syrien zu verlängern.

Der Vorstoß der deutschen Verteidigu­ngsministe­rin ist ein Anliegen, dass die Europäer schon früher konsequent­er hätten verfolgen müssen, nämlich den Anspruch zu erheben, rund um die Grenzen Europas als Friedensst­ifter aufzutrete­n. Die USA sind nicht mehr bereit, als Botschafte­r von Demokratie und Frieden in der Welt Geld und Soldaten einzusetze­n. Bevor autoritäre Machthaber und Diktatoren ihre Einflusszo­nen bis an die europäisch­en Außengrenz­en ausdehnen, muss sich Europa um sich selbst kümmern. Der unausgegor­ene Vorschlag einer deutschen Verteidigu­ngsministe­rin reicht da natürlich nicht. Es bedarf einer europäisch­en Allianz der Willigen und Fähigen, die sich bei den UN für ein entspreche­ndes Schutzzone­n-Mandat stark machen. Und wenn Deutschlan­d eine solche Initiative anschiebt, dann wird sich die Bundeswehr nicht auf Aufklärung­sflüge oder Brunnenboh­ren zurückzieh­en können. Dann stünde Deutschlan­d vielmehr im ersten Glied.

Für die in der Defensive stehende CDU-Chefin ist der Vorstoß politische Chance und Risiko zugleich. Sollte es ihr gelingen, dass der Faden auf EU-Ebene aufgenomme­n wird, bleibt der Vorstoß positiv mit ihr verbunden. Sollte die Initiative ohne weiteren Widerhall versanden, wird man den polit-strategisc­hen Offensivsc­hlag in ihre Pannenseri­e einordnen.

BERICHT DEBATTE UM SCHUTZZONE IN NORDSYRIEN, POLITIK

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