Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kommission: Risikogruppen gegen Pneumokokken impfen
DÜSSELDORF Die Impfung, wegen derer Bundeskanzlerin Angela Merkel sich nun in häuslicher Quarantäne befindet, hat die öffentliche Aufmerksamkeit auf eine Bakterienart gelenkt, die für manche Menschen eine große Gefahr darstellt: Pneumokokken. Merkel war gegen sie geimpft worden; allerdings war ihr Arzt mit dem Coronavirus infiziert. Nun regiert sie aus dem Homeoffice.
Pneumokokken gehören zur Bakterienfamilie der Streptokokken und werden per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Ein großer Teil der gesunden Bevölkerung trägt Pneumokokken ohne jeglichen Krankheitswert in sich. Gefährlich wird es erst, wenn das Immunsystem nicht mehr richtig funktioniert. Dann können Pneumokokken bei Erwachsenen in erster Linie Lungenentzündungen, aber auch Mittelohr- oder Hirnhautentzündungen verursachen. Eine Pneumokokken-Impfung kann davor schützen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat vor zwei Wochen Senioren grundsätzlich zu diesem Schritt geraten.
Im Zuge der Covid-19-Pandemie haben das Paul-Ehrlich-Institut und das Robert-Koch-Institut (RKI) allerdings Lieferengpässe von Pneumokokken-Impfstoffen gemeldet. Konkret geht es um die Mittel Pneumovax 23 und Prevenar 13. Grund ist die gestiegene Nachfrage zur vorsorglichen Impfung.
Deshalb hat die Ständige Impfkommission (Stiko) des RKI nun der aktuellen Lage entsprechende Handlungsempfehlungen veröffentlicht. Es empfiehlt eine Pneumokokken-Impfung für Menschen, die bestimmten Risikogruppen in Deutschland angehören. Dazu zählen Kinder unter zwei Jahren, Personen über 70 Jahre, Menschen mit eingeschränktem Immunsystem wie Krebs- oder HIV-Patienten und Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen wie Asthma. Diese Menschen sollten laut Stiko bevorzugt geimpft werden.
Eine Pneumokokken-Impfung schützt allerdings nicht vor dem SARS-CoV2-Virus. Sie senkt nur das Risiko, sich gleichzeitig mit dem Coronavirus und Pneumokokken zu infizieren. Denn eine Koinfektion dieser beiden Erreger würde ein höheres Risiko für eine schwere Lungenentzündung bergen. Wer sich also in den aktuellen Stiko-Empfehlungen wiederfindet, sollte in Erwägung ziehen, sich bei seinem Hausarzt impfen zu lassen.