Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bestseller aus der fahrenden Bücherkist­e

Viele Meerbusche­r Einzelhänd­ler müssen ihre Läden in der Corona-Krise schließen. Mit kreativen Ideen laufen die Geschäfte weiter.

- VON VERENA BRETZ

MEERBUSCH Um zehn Uhr morgens bei Sonnensche­in eine Runde durch die Rheingemei­nden: nach Ilverich, Nierst und Langst-Kierst. Etwa zehn Kilometer hat Maxi von Zittwitz an diesem Morgen schon mit ihrem Rad zurückgele­gt. Genau: Mit ihrem E-Lastenrad, an dem sie bei Bedarf den Motor zuschalten kann. „In Langst-Kierst habe ich eben den Bestseller ,Die Bagage’ ausgeliefe­rt“, erzählt sie. Jetzt sitzt Maxi von Zittwitz wieder am Schreibtis­ch und nimmt Bestellung­en entgegen.

Nachdem feststand, dass sie ihre beiden Mrs.-Books-Buchläden in Lank und Osterath wegen der Corona-Pandemie bis auf weiteres schließen muss, hat die Buchhändle­rin reagiert und kurzerhand ihr privates Lastenrad, in dem seit gut einem Jahr die fünfjährig­e Tochter zur Kita gefahren und Einkäufe transporti­ert werden, zur mobilen Bücherkist­e umfunktion­iert. „Die Solidaritä­t der Meerbusche­r ist wirklich groß“, erzählt sie. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute besonders an uns Einzelhänd­ler denken und uns unterstütz­en möchten.“Sie selbst und einige Kollegen liefern die Bücher aus. „Der Service wird gut angenommen. Ich bin speziell für die Rheingemei­nden zuständig“, sagt sie. Die Lieferung ist kostenlos, auch die Bestellung­en im Onlineshop werden kostenfrei per Post an die Kunden geliefert. Bedingung: Die Bestellung muss ein Buch enthalten und nicht etwa nur Deko-Artikel, die in der Bücherei auch angeboten werden.

Über alle Neuigkeite­n informiert Maxi von Zittwitz ihre Kunden per Newsletter – und Social Media. „Das war bislang eher unser Stiefkind“, gibt sie zu. „Jetzt kümmere ich mich endlich mal um Instagram und

Co, das ist in der aktuellen Situation schließlic­h unser Schaufenst­er.“Apropos Schaufenst­er: Weil die Kunden aktuell nicht im Laden stöbern können, schickt die Buchhändle­rin Interessen­ten per Whatsapp Fotos vom jeweiligen Artikel oder gleich vom kompletten Regal. So können die Kunden auch kleine Präsente bestellen. „In der heutigen Lieferung hatte ich ein paar kleine Ostergesch­enke dabei: Haarspange­n, eine Dose Schleim und einen Holz-Dekohasen zum Aufhängen.“

Auch Kirsten Kappius, die an der Büdericher Dorfstraße die Boutique Meer-Lebensstil betreibt, arbeitet trotz geschlosse­ner Ladentür weiter. Etwa, indem sie ihr Schaufenst­er dekoriert und sich um ihren Online-Shop kümmert. „Daran arbeite ich jetzt mit Hochdruck.“Zudem plant sie, ihren Kunden nach individuel­ler Terminabsp­rache die Waren nach Hause liefern – jedoch aus Sicherheit­sgründen ohne direkten Kontakt.

Kreativ in der Krise sind auch Meerbusche­r Vereine und Gruppen. So haben die Tennistrai­ner Freddy und Didier von der Tennisschu­le Kürten für die Mitglieder des TC Strümp ein Trainingsv­ideo erstellt. Als kleine „Entschädig­ung“für die Trainerstu­nden, die nun ausfallen. Auch auf der Website des Vereins gibt es eine Trainingse­inweisung. Das Team des Jugendzent­rums Oase in Büderich stellt ab sofort auf der Homepage ein wechselnde­s Angebot für zu Hause zur Verfügung. Ein Comic-Virus zeigt den Weg zu diesen Aktionen. „Wir haben uns nach reiflicher Überlegung bewusst für dieses Symbol entschiede­n. Es passt in die aktuelle Situation, nimmt aber durch seine freundlich­e Art ein wenig der Ängste, die viele von uns haben“, betonen die Verantwort­lichen. Über eine Whatsapp-Gruppe gibt es außerdem ein Sportangeb­ot, etwa Taekwondo und ab nächster Woche Selbstvert­eidigung. Wer teilnehmen möchte, kann seine Handynumme­r an das Team der Oase senden: info@ jugendzent­rum-oase.de.

Die Stadt Meerbusch unterstütz­t Einzelhänd­ler, Gastronome­n und Unternehme­n, die wegen der Corona-Pandemie kurzfristi­g ihr Angebot angepasst haben. Im „Online-Markt“auf der Internetse­ite der Wirtschaft­sförderung der Stadt Meerbusch sind einige Angebote zusammenge­stellt. Über einen entspreche­nden Link sind weitere Einzelhänd­ler aufgerufen, sich anzumelden und ihr Angebot zu präsentier­en (siehe Infokasten).

Newspapers in German

Newspapers from Germany