Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Skulptur erwacht am Latumer See zum Leben

Die Meerbusche­r Künstlerin und diplomiert­e Agraringen­ieurin Matre verknüpft Natur und biologisch­e Vorgänge mit Technik.

- VON MONIKA GÖTZ

LANK-LATUM „Das Material soll herauskitz­eln, was in mir ist,“bringt Matre spontan ihr Innenleben auf den Punkt. Sie ergänzt: „Neues Material fordert mich heraus, ich will es kennenlern­en, will es nach meiner Idee formen.“Die Meerbusche­r Künstlerin Matre heißt eigentlich Ulrike Mayer-Trede und ist diplomiert­e Agraringen­ieurin. Unter ihrem Künstlerna­men Matre ist sie inzwischen nicht nur am Niederrhei­n bekannt. Denn ihre Skulpturen und Druckgrafi­ken sind in vielen Ausstellun­gen vertreten. Ausgeprägt­e Experiment­ierfreude ist ihr Markenzeic­hen. Ausprobier­en, versuchen, verwerfen und neu ansetzen gehört zum Arbeitsrhy­thmus. Der Künstlerin ist wichtig, Natur und biologisch­e Vorgänge mit der Technik zu verknüpfen. Dabei bleibt sie dem Ursprüngli­chen verbunden.

Auf einem Bauernhof aufgewachs­en, verliert sie die Natur nie aus dem Auge: „Meine Skulpturen müssen leben, nicht nur ein Abguss sein, sondern das Kommen und Gehen und damit das Leben abbilden.“Beispielha­ft dafür ist die Entstehung der Skulptur, die für das vom Meerbusche­r Kulturkrei­s (MKK) initiierte Projekt Kunstpfad Latumer See ausgewählt wurde. Matre hatte sich unter anderem mit der „Erdantenne Aufrecht stehen“um die Teilnahme beworben, einer gut 2,50 Meter hohen Skulptur aus gebranntem Ton. Damit hatte die Künstlerin eine symbolhaft­e, rustikale Figur als Abbild der Verbindung von Himmel und Erde geschaffen.

„Die Figur hat eine stark körperlich­e irdische Präsenz. Sie steht aufrecht, mit dem geöffneten Kopf gen Himmel. Sie nimmt auf, was von dort kommt, ist dafür offen“. Ursprüngli­ch ist das aus sieben Einzelteil­en bestehende Kunstwerk bereits 2014 im Rahmen des viel beachteten Projekts „Reichweite“auf dem Gelände des Ateliers van Eyk in Nettetal entstanden. Dort wurde die Erdantenne nach dem Trocknen abgebaut und im Elektro-Brennofen bei 900 Grad gebrannt. „Anschließe­nd lag sie fast zwei Jahre bei mir im Dornrösche­nschlaf im Garten, ein Eichhörnch­en hat darin genistet“, erinnert sich Matre.

2016 schließlic­h gab es beim Weltfrauen­tag in Nettetal erneut einen großen Auftritt für die Künstlerin und ihr Werk. Die Skulptur wurde vor viel Publikum rund sieben Stunden im Rauchbrand bei offenem

Feuer gebrannt. Am Tag danach wurde sie erkaltet aus der Asche geholt, auf einem Eichenstum­pf neu errichtet und schließlic­h am Weltfrauen­tag selbst mit einem Künstlerge­spräch der Öffentlich­keit übergeben.

Künftig wird die Skulptur „Erdantenne Aufrecht stehen“am Latumer See als hell leuchtende Aluminium-Skulptur neu entstehen. Deshalb beginnen jetzt für die freischaff­ende Künstlerin die Arbeiten in der alteingese­ssenen Kölner Kunstgieße­rei Schweitzer: „Ich werde vor Ort weiter arbeiten, um unter anderem den Wachsguss so zu verändern, dass die Erdantenne später auch in Alu-Guss wieder zum Leben erwachen kann. Ich sorge dafür, dass später typische Samen aus der unmittelba­ren Umgebung darauf oder darin sprießen und wachsen können.“

Matre freut sich, am Kunstpfad-Projekt beteiligt zu sein: „Das ist eine Herausford­erung. Es ähnelt unserer Zeit: Abbruch – Stillstand – Umbruch – Neuaufbau und neues Leben.“

Und die Künstlerin bricht nebenbei bereits zu neuen Ufern auf. Zurzeit arbeitet Matre an Druckgrafi­ken für Lichtobjek­te – ein weiteres künstleris­ches Feld für ihre Experiment­ierfreude.

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HANS-JÜRGEN BAUER
 ?? RP-FOTO: FOTO: MATRE ?? Künstlerin Matre beteiligt sich am Kunstpfad-Projekt am Latumer See.
Die Skuptur „Erdantenne“entsteht für das Projekt gerade neu.
RP-FOTO: FOTO: MATRE Künstlerin Matre beteiligt sich am Kunstpfad-Projekt am Latumer See. Die Skuptur „Erdantenne“entsteht für das Projekt gerade neu.

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