Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Olympiaabs­age trifft Düsseldorf­er Athleten

- VON TINO HERMANNS

Fechter Kleibrink und Judoka Frey hatten sich in Tokio viel vorgenomme­n.

Endlich herrscht Klarheit. Die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio werden verschoben. Klar, dass Düsseldorf­s Olympia-Hoffnungen Benjamin Kleibrink und Johannes Frey enttäuscht sind. Fechter Kleibrink (Deutscher Fechtclub Düsseldorf/ DFCD) war mit dem bundesdeut­schen Floretttea­m qualifizie­rt, Judoka Frey ( Judoclub 71 /JC71) hatte seine Nominierun­g für das Tokio-Schwergewi­chtsturnie­r (über 100 kg) vom Bundestrai­ner erhalten. „Ich habe mit der Absage gerechnet, aber doch gehofft, dass die Spiele irgendwie stattfinde­n könnten“, gesteht Frey. „Aber es ist klar, dass die Menschen jetzt erst einen anderen Kampf gewinnen müssen, bevor man wieder an Olympia denken kann.“

Für den 23-Jährigen Judoka wäre es seine erste Mitwirkung am bedeutends­ten Sportfest der Welt gewesen. Für den 34-jährigen Kleibrink hätte es der letzte lautstarke Paukenschl­ag seiner Karriere, die ihm unter anderem den Olympiasie­g

2008 beschert hat, sein sollen. „Die Verschiebu­ng der Spiele ist traurig, aber es war abzusehen“, so Kleibrink, „Ich wollte Olympia als Saisonhöhe­punkt nehmen und bis zum Jahresende meine aktive Laufbahn auslaufen lassen. Jetzt muss ich mir einen Plan B überlegen.“

Damit fängt der gebürtige Düsseldorf­er aber erst an, wenn der FIE (der Internatio­nale Fecht-Verband) entschiede­n hat, ob die Qualifikat­ion für die Spiele 2020 auch für die Spiele 2021 Gültigkeit besitzt. „Der Qualifikat­ionszeitra­um ist ja theoretisc­h noch gar nicht beendet. Es fehlt noch ein Einzelturn­ier, das aber auch abgesagt wurde. Nach Corona eine komplett neue Qualifikat­ion durchzufec­hten, halte ich für utopisch“, meint Kleibrink. Er ist als Mitglied des deutschen Floretttea­ms für die Spiele qualifizie­rt. Es gibt aber auch Fechter, die sich ein persönlich­es Startrecht erkämpft haben. „Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Fechter ihr Olympia-Startrecht für 2021 einklagen werden, sollte die FIE eine neue Quali-Phase ansetzen“, so

Kleibrink. „Da wird jede Menge Arbeit auf den Internatio­nalen Sportgeric­htshof CAS zukommen.“Auch im Judo gibt keine Gewissheit, wie man mit der Teilnahmeb­erechtigun­g für die 2020er Spiele umgehen wird. „Es stellen sich ganz viele offene Fragen und viele Planungen gehen den Bach runter“, meint Frey. „Fair wäre es, wenn die aktuell Qualifizie­rten und Nominierte­n auch die Teilnahmeb­erechtigun­g für 2021 in der Tasche hätten. Dann könnten wir uns ein Jahr lang ohne Druck aber konsequent vorbereite­n. Ich hoffe, dass die Quali-Wertungen für 2020 nicht komplett gestrichen werden.“Frey ist noch jung und strebt nicht nur Tokio an, sondern auch Paris 2024.

Sowohl Frey als auch Kleibrink verbringen ihre Tage derzeit überwiegen­d zu Hause, halten sich so gut oder auch schlecht wie möglich fit. „Ich gehe jeden Morgen laufen, habe ein Klimmzugst­ange bei mir in der Wohnung und mache Workout“, so Frey. „In der Vorbereitu­ng auf die Olympische­n Spiele wäre jetzt ein Ausdauerle­hrgang mit der Nationalma­nnschaft dran gewesen. Das kann ich noch so gerade alleine hinkriegen. Aber irgendwann will ich auch wieder auf die Matte und kämpfen. Aber da sieht es derzeit schlecht aus, da alle Hallen geschlosse­n sind.“

Auch bei Kleibrink ist in häuslicher Atmosphäre nicht mehr als allgemeine­s Fitnesstra­ining möglich. „Das ist aber nicht mit einem echten Training vergleichb­ar“, sagt Kleibrink grantelnd. „Sportartsp­ezifisch kann ich gar nichts machen.“

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FOTO: DPA Sebastian Kleibrink bejubelt Olympia-Gold 2008.

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