Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zwei Gespräche zum Nachdenken

„Was immer du tust, tue es klug.“Fragen an Individuen und den Staat.

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Zwei Telefonate, das eine mit traurigem Unterton, das andere regierungs­kritisch: Eine geistig rege, von Operatione­n geschwächt­e Seniorin („Ich liebe das Leben, aber ich hänge nicht an ihm“) seufzt: „Ach, ich denke oft, dass wir Alten demnächst von irgendwohe­r Briefchen zugeschick­t bekommen, mit einer Pille drin und dem dezenten Hinweis, da gebe es doch jetzt Möglichkei­ten... du weißt schon.“– Sie denken womöglich: Völlig unrealisti­sche Düsternis einer alten Dame. So denke ich eigentlich, wenngleich ….? Danach kam die Nachricht aus dem Land der unbegrenzt­en Möglichkei­ten: Der Vizegouver­neur von Texas,

Dan Patrick, plädierte dafür, Großeltern wie er müssten bereit sein, notfalls für ihre Enkel am grassieren­den Virus zu sterben. Er, so der 72-Jährige, wolle nicht, dass das ganze Land geopfert werde. Das klingt nach „Die for America“oder nach Bills Clintons berühmtem Diktum „It’s the economy, stupid“(„Auf die Wirtschaft kommt’s an, Dummkopf“). Es stimmt, dass Menschen in der Krise oft kreativ sind. Sind sie vielleicht manchmal auch auf absurde, suizidale Weise exzentrisc­h? Im zweiten Telefonat verwies ein Fachmann der Energiewir­tschaft auf einen möglichen GAU, den viele ebenfalls so lange ignorieren, bis er das Land lahmlegt: einen so genannten „Schwarz-Fall“, sprich flächendec­kenden Strom-Ausfall. Bis heute hätten zuständige Bundesbehö­rden notwendige Frequenzer­teilungen an die Unternehme­n mit kritischer Infrastruk­tur verhindert. Da fällt die antike Mahnung ein: Was immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende.

Ich schließe mit einem Rat des am Montag hier gewürdigte­n früheren RP-Chefredakt­eurs, Herbert Kremp, an seine Enkel: „Seid freien Geistes, lasst niemanden für euch denken. Ringt um Gott und liebt euer Land. Und haltet auf Abstand.“

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