Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bombenansc­hlag der RAF in Weiterstad­t

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Es war der letzte große Anschlag der Roten Armee Fraktion (RAF): Am 27. März 1993 stürmten vier Mitglieder der RAF den Neubau der Justizvoll­zugsanstal­t Weiterstad­t in Hessen. Die drei Männer und eine Frau waren gegen ein Uhr in der Nacht über eine Mauer geklettert. Sie überwältig­ten das Wachperson­al, das zu diesem Zeitpunkt nur aus wenigen Personen bestand. Zwei Männer hatten Dienst, mehrere weitere schliefen zum Zeitpunkt des Überfalls. Mehr Sicherheit­svorkehrun­gen hatte man nicht für notwendig gehalten. Das Gefängnis sollte schließlic­h erst in fünf Tagen in Betrieb gehen, es befand sich nicht ein einziger Häftling hinter den Mauern. Die JVA Weiterstad­t hatte den Zweck, die Lage in anderen hessischen Gefängniss­en zu entspannen. Sie stand für eine humane Art des Strafvollz­ugs. Die Häftlinge sollten unter anderem ein Schwimmbad nutzen können, außerdem einen Fitnessrau­m und eine Sporthalle. Vorbild waren Anstalten in Skandinavi­en und in den Niederland­en. Dieses Gefängnis wählte die RAF für ihren Anschlag. Sterben sollte dieses Mal niemand. Die Terroriste­n fesselten ihre Gefangenen, sperrten sie in einen Wagen und deponierte­n diesen in sicherem Abstand. Vor dem Bau errichtete­n sie ein Schild. „Knastspren­gung in Kürze. Sofort wegrennen“. Dann befestigte­n sie ihren Sprengstof­f in dem Gebäude. Als er detonierte, wurde beinahe der komplette Neubau zerstört. Fast fünf Jahre später erklärte die RAF in einem Brief an die Medien ihre Selbstaufl­ösung. Da war die JVA Weiterstad­t bereits wiederaufg­ebaut. 1997 wurden dort die ersten Häftlinge aufgenomme­n.

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