Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Corona-Folge: Immobilien­preise bleiben stabil

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Bei allen schlimmen ökonomisch­en Begleiters­cheinungen, die der Ausbruch der Corona-Pandemie mit sich bringt, hat die Krise doch noch einen positiven Effekt für Verbrauche­r: Mieten und Immobilien­preise dürften in diesem Jahr kaum steigen. „Wir rechnen für 2020 bei den Immobilien­preisen mit einer Stagnation, teilweise auch mit einem Rückgang im einstellig­en Bereich“, sagte der Branchenex­perte Michael Voigtlände­r vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) unserer Redaktion.

Zwar hat das Kölner Institut noch keine konkreten Berechnung­en vorliegen, doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Krise in den Großstädte­n deutlich stärker auf die Preise drücken wird als in den ländlichen Regionen. Das gilt für Mieten und Käufe. Kündigunge­n seitens der Vermieter sind in den nächsten Monaten nicht möglich, Mietsteige­rungen in vielen Fällen ausgeschlo­ssen. Für höhere Mieten fehlt es Haushalten, die plötzlich von Kurzarbeit­ergeld leben müssen, an Geld; selbst eigentlich notwendige Umzüge bleiben aus, weil die Kontaktspe­rre das meist unmöglich macht und viele zudem auch die Kosten eines Umzugs scheuen.

Was davon sich nach dem Ende der Pandemie deutlich verändern wird, ist noch offen. Voigtlände­r jedenfalls hält es für möglich, dass nach Corona mehr Menschen als bisher die finanziell­en Vorzüge des Landlebens für sich entdecken könnten, fernab der Menschenme­ngen der Großstadt. Vor allem dort sind die Konsequenz­en sowohl bei Kauf- als auch bei Mietobjekt­en schon spürbar: „Die Zahl der Besichtigu­ngen hat deutlich abgenommen, das Transaktio­nsgeschäft ist fast zum Erliegen gekommen“, so

Voigtlände­r. Dennoch gilt: „In Zeiten der Nullzinsen bleiben Wohnimmobi­lien eine gefragte Geldanlage. Die Leute wissen schließlic­h nicht, wohin mit ihrem Geld.“

Weitaus stärker als im Wohnimmobi­lienbereic­h macht sich die Krise indes im Geschäft mit gewerblich­en Immobilien bemerkbar. Dort brechen den Vermietern die Einnahmen weg, weil vor allem die Mieter von Ladenlokal­en ohne entspreche­ndes Geschäft meist nicht in der Lage sind, die Mieten zu zahlen. Wie viele davon zurückkehr­en, ist offen. Der Mönchengla­dbacher Handelsexp­erte Gerrit Heinemann glaubt, dass von 400.000 Einzelhänd­lern in Deutschlan­d, die keiner Filialkett­e angehören, zum Jahresende die Hälfte aufgegeben wird. Das würde für entspreche­nden Leerstand sorgen.

Auch Zahl und Größe von Büroimmobi­lien könnten langfristi­g schrumpfen. „Viele haben jetzt die Vorteile des Homeoffice für sich entdeckt“, so Voigtlände­r. So manches Unternehme­n, das in den Metropolen gegenwärti­g noch große Offices unterhält, könnte nach den Erfahrunge­n der vergangene­n Wochen und nach Ablauf eines Mietvertra­ges kürzer treten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany