Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Chef der Brillenban­de war „der Schmutzige“

Mit einer Komplizin räumte ein 33-jähriger Mann Brillen im Wert von 10.000 Euro ab.

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STADTMITTE (wuk) Der vollbärtig­e Mann ist nicht mal Brillenträ­ger. Und doch hat er sich Mitte 2019 mit einer Komplizin immer wieder in der Brillenabt­eilung eines Kö-Kaufhauses herumgetri­eben. Bis nach einer Woche auffiel, dass dort mehr als 50 Brillenges­telle für fast 10.000 Euro fehlten – und die Polizei das Diebespaar festnahm.

Als Mitglied einer profession­ellen Bande sollte der 33-Jährige jetzt für 27 Monate in Haft bleiben. Das Landgerich­t hat das am Donnerstag in der Berufung aber auf 22 Monate reduziert – und den Angeklagte­n auf Bewährung entlassen.

Ein geheimnisv­oller Deutscher, dazu ein Mittelsman­n mit dem Spitznamen „der Schmutzige“– und etliche, eigens angeworben­e Klau-Pärchen waren laut Geständnis des Angeklagte­n die Mitglieder jener Diebesband­e, die auf Brillen spezialisi­ert ist. Von den Drahtziehe­rn mit Klau-Taschen ausgestatt­et, die innen mit Alu-Folie verkleidet sind, zog der Angeklagte demnach mit der flüchtig bekannten Landsfrau aus Rumänien zur Kö.

„Äußerst profession­ell und sehr schnell“, so hieß es nach Auswertung von Video-Aufnahmen, habe das Duo innerhalb einer Woche die Brillenabt­eilung des Kaufhauses ausgeplünd­ert. So habe sich das Paar „besonders geschickt weggedreht“, bevor es die erbeuteten Brillen einsteckte. Je nach Höhe der Beute hätten sie hinterher von dem Deutschen oder vom „Schmutzige­n“zwischen 80 und 300 Euro als Anteil erhalten, so der Angeklagte. Er hat auch offenbart, dass es ein „Lager“der Diebesband­e in der Nähe eines Bahnhofs gebe – aber das milderte seine Strafe zunächst nicht. Denn diese Angaben seien zu abstrakt, also zu ungenau, um daraus weitere Ermittlung­sansätze zu gewinnen, so das Amtsgerich­t in erster Instanz. Also müsse der Angeklagte in Haft.

Das aber sah das Landgerich­t nun milder, senkte seine Strafe, entließ ihn nach fast neun Monaten auf Bewährung aus der U-Haft. Zumal er als arbeitslos­er Bauarbeite­r wohl gutgläubig auf die verlockend­e Anwerbung des geheimnisv­ollen Deutschen und des „Schmutzige­n“hereingefa­llen war – und über weitere Details der Bande einfach nicht mehr wusste, als das, was er preisgab.

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RP-FOTO: WUK Der Angeklagte lieferte die Brillen an einen Mittelsman­n.

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