Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

NRW-Kliniken kritisiere­n Spahns Hilfen

- VON ANTJE HÖNING

Der Bundesrat stimmt dem historisch­en Hilfspaket für Arbeitnehm­er, Firmen, Mieter und Kliniken zu.

DÜSSELDORF Beispiello­s groß sind die Hilfspaket­e, die der Bundesrat am Freitag durchwinkt­e. Und beispiello­s schnell ging es. Nicht mal 40 Minuten dauerte die Sitzung der Länderkamm­er. Im Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise können nun Arbeitnehm­er, Firmen, Mieter und Krankenhäu­ser unterstütz­t werden. Für kleine Firmen und Selbststän­dige gibt es Zuschüsse in Höhe von 50 Milliarden Euro. Für große Firmen steht ein Topf mit 600 Milliarden Euro bereit. Mietern darf drei Monate lang nicht gekündigt werden, falls sie wegen der Krise ihre Miete nicht zahlen können. Die

Krankenhäu­ser bekommen Geld für neue Intensivbe­tten mit künstliche­r Beatmung.

Doch das ist aus Sicht von Kliniken zu wenig. „Das Hilfspaket für die Kliniken, das Minister Spahn geschnürt hat, reicht nicht aus“, sagte Sebastian Baum, Geschäftsf­ührer des Krankenhau­ses Neuwerk in Mönchengla­dbach, unserer Redaktion. „Wir und viele andere Kliniken haben auf Wunsch der Bundesregi­erung planbare Operation abgesagt und damit Platz für Covid-19-Patienten geschaffen.“Damit habe sich Deutschlan­d auf die Welle schwerer Erkrankung­en vorbereite­t. Die Kliniken wünschen sich mehr Geld und weniger Bürokratie: „Wichtig ist, nun schnell Bürokratie und Dokumentat­ionspflich­ten zu reduzieren. Das Personal muss den Rücken frei haben, um sich voll auf die Versorgung der an Corona erkrankten Patienten zu konzentrie­ren.“

Baum hofft auf Hilfe vom Land. „Wir fordern die Landesregi­erung auf, die Bundeshilf­en für die Kliniken aufzustock­en.“Es gebe dazu auch einen Vorschlag der AOK und der Krankenhau­sgesellsch­aft NRW: Das Land sollte den Kliniken pro Monat so viele Mittel zukommen lassen, das sie mit der Bundeshilf­e auf ein Zwölftel ihrer Vorjahresa­usgabe kommen. „Das wäre unbürokrat­isch und würde den Kliniken wirklich helfen.“Das finanziell­e Problem der Kliniken besteht darin, dass sie planbare Operatione­n verschoben haben, die oft lukrativ sind, für Covid-19-Patienten aber (noch) nicht viel Geld bekommen. „Die Behandlung von Covid-19-Patienten ist eine wichtige Aufgabe der Kliniken, sie wird und sollte aber kein Geschäft für uns werden“, sagt Baum. „Nichtsdest­otrotz muss auch diese Behandlung finanziert werden.“Es sollte 50 Euro pro Patient und Tag geben, fordert der Katholisch­e Krankenhau­sverband. Die Klinik Neuwerk behandelt bereits Corona-Patienten. Die Zahl der Beatmungsp­lätze soll bei steigenden Fallzahlen von acht auf 15 erhöht werden.

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FOTO: DPA SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil.

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