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Medizinstudenten protestieren gegen „Hammerexamen“
Gesundheitsminister Jens Spahn will in der Corona-Krise mehr Personal in den Kliniken und plant daher eine Änderung der Approbationsordnung.
DÜSSELDORF Mehrere Wochen hat Konstanze Golsong bereits für ihre große Prüfung gelernt, das zweite Staatsexamen in der Medizin. Zwischen dem 15. und 17. April soll es eigentlich soweit sein, doch ob das Examen stattfindet, ist bislang unklar. „Ich schwanke zwischen der Akzeptanz, dass die Prüfung nicht durchgeführt wird und der Angst, dass alles so bleibt und ich dann nicht gut genug vorbereitet bin“, sagt Golsong. Die 25-Jährige aus Dinslaken ist eine von 4600 Medizinstudenten, die jetzt kurz vor der sogenannten M2-Prüfung stehen.
Das Bundesgesundheitsministerium will das Examen auf 2021 verschieben. Die Studenten sollen direkt ins praktische Jahr in die Kliniken gehen, dorthin, wo sie aufgrund der Corona-Krise gebraucht würden.
So steht es in einem Referentenentwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn. Der Entwurf für die Änderung der Approbationsordnung ist möglich auf Grundlage des Bevölkerungsschutzgesetzes, das am Freitag im Bundesrat verabschiedet wurde. Die Folge der Prüfungsverlegung wäre ein neues „Hammerexamen“: Das dritte Staatsexamen würde unmittelbar auf das zweite folgen, kurz nach dem praktischen Jahr in der Klinik. Einem Jahr, das je nach Fortgang der Coronavirus-Pandemie kein leichtes für Ärzte und Krankenpfleger werden dürfte.
Ein „Hammerexamen“gab es schon einmal. Es wurde aber 2014 abgeschafft. Zu Recht, findet die Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd). „Wir erkennen an, dass aufgrund der Krankenversorgungslage Änderungen im Studienablauf notwendig werden können“, sagt Aurica Ritter, Präsidentin der bvmd: „Das geplante Vorhaben stellt jedoch eine unzumutbare Härte für die Studierenden dar.“Die angehenden Mediziner machen ihrerseits den Vorschlag, das zweite Staatsexamen ausfallen zu lassen. Vor dem Hintergrund der massiven psychischen Belastung durch die schon lange andauernde Lernzeit und der derzeitigen Ungewissheit stelle dies die fairste Lösung dar.
„Für mich persönlich ist es unplausibel, dass es heißt, dass wir Mitte April ins praktische Jahr gehen sollen“, sagt Konstanze Golsong, die in Leipzig studiert: „Ich frage mich auch, wie die Krankenhäuser das organisieren wollen bei dem Stress, den die momentan haben.“Zudem müsse in Leipzig jeder Student vorher zum Betriebsarzt, die ersten Termine dafür würden aber erst ab dem 21. April vergeben.