Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Sport wirkt wie ein Anti-Depressivum
Düsseldorfs Fitness-Professor betont, dass Bewegung nicht nur aus medizinischer und physischer Sicht wichtig ist.
Vorgebeugtes Rudern mit der Kiste Probieren Sie diese Übung erst einmal ohne die Kiste und nehmen Sie sie später dazu. Die Knie sind leicht gebeugt, die Hüfte ebenfalls. Der Rücken ist gerade gestreckt und ist etwas nach vorne geneigt. Sie nehmen sich einen Gegenstand (in diesem Fall die Getränkekiste) und ziehen ihn zum Bauch, die Ellenbogen und Schulterblätter gehen dabei nach hinten. Dann langsam die Kiste wieder ablassen. Wichtig ist, die Spannung am Rumpf zu halten. Trainiert wird: fast der ganze Körper, primär die Rückenstreckmuskulatur, die Rückenmuskulatur im oberen Bereich sowie die Schulterblattund Armmuskulatur.
Die Kniebeuge am Stuhl Stellen Sie sich vor, Sie würden sich hinsetzen. Sie machen die Bewegung aber nicht zu Ende und setzen sich nicht ganz hin. Sie dürfen nur ganz kurz den Stuhl berühren und müssen dann sofort wieder aufstehen. Der Rücken bleibt dabei kerzengerade. Den Po etwas nach hinten herausstrecken. Und die Füße bleiben mit der ganzen Fläche komplett fest am Boden. Trainiert werden: die unteren Extremitäten, vor allem die Oberschenkelvorderseite, aber auch die Rückseite, sowie die Gesäßmuskeln.
Das Hüftheben Legen Sie sich auf den Boden. Winkeln Sie die Beine 90 Grad an. Dann drücken Sie die Füße fest auf den Boden und heben mit dem Gesäß ab. Halten Sie das für 20 bis 30 Sekunden und wechseln dann das Bein. Wenn Ihnen das leicht fällt, dann können Sie diese Übung auch einbeinig ausführen. Trainiert wird: unterer Rücken, Po und hintere Oberschenkel.
Legen Sie sich mit dem Rücken auf den Boden und die
10.000 Fitnessstudios in Deutschland sind geschlossen, elf Millionen Sportler sind davon betroffen. Wie spüren Sie die Auswirkungen der Corona-Krise?
GEISLER Ich spüre auch in diesen Tagen, dass Sport für die Menschen ein großes Thema ist. Viele wollen von mir wissen, wie sie nach dem Wegfall des Vereinssports und der Schließung der Studios für Ausgleich sorgen können. Manche haben Angst, Muskelmasse zu verlieren. Andere fürchten, dass ihre Rückenschmerzen zurückkehren.
Ist es denn nun dramatisch, dass die Menschen ihren gewohnten Aktivitäten nicht mehr nachkommen können?
GEISLER Nein, gar nicht. Denn wenn ich den Willen habe, etwas zu tun, komme ich auch ganz ohne die Fitnessstudios über die Runden. Ich kann mit so gut wie nichts daheim trainieren. Mit gymnastischen Übungen und Körpergewichtsübungen bin ich zu Hause genauso effektiv wie im Studio. Ich kann Alltagsgegenstände wie Flaschen und Stühle oder Türen benutzen. Der Nachteil beim Üben daheim ist aber: Viele sind unsicher. Sie wissen nicht, wie sie es anfangen sollen.
Dabei ist Bewegung von existentieller Bedeutung.
GEISLER Sport ist aus physischer und medizinischer Sicht wichtig, beugt Übergewicht und Krankheiten vor. Auch aus psychischer Sicht ist er ein Muss. Denn er sorgt für positive Gefühle, hellt in dieser schwierigen Zeit die Stimmung auf, wirkt ähnlich wie ein Anti-Depressivum. Also: Fenster auf! Los geht’s!
Wie sieht es denn mit den Fitness-Freaks aus. Müssen die um ihre Bizeps bangen?
GEISLER Nein. Von ihnen werde ich oft gefragt: ,Wieviel muss ich machen, um nicht zu verlieren, was ich jahrelang aufgebaut habe?‘ Sie kann ich beruhigen, denn was man zehn Jahre an Muskelmasse aufgebaut hat, das verliert man nicht so schnell. Man muss gar nicht viel tun, um sein Level zu halten. Am wichtigsten ist, die Muskeln unter Spannung zu setzen. Wenn Muskeln Nährstioffe bekommen, dann bauen sie sich nicht ab.
Aber ist im Studio die Motivation nicht höher, fällt da die Überwindung nicht leichter?
GEISLER Das mag sein. Aber der Muskel hat keine Augen. Der sieht nicht, ob ich an einem teuren Gerät in einem goldenen Studio arbeite oder mir daheim die Getränkekiste schnappe. Hauptsache ist, dass die Muskeln sich bewegen. Wenn man etwas kreativ ist, schnappt man sich Stühle, macht Übungen mit dem Partner oder legt sich unter den Tisch und zieht sich ein paar Mal hoch.
Wie sieht es mit den Ausdauersportlern aus?
GEISLER
Ich kann in den eigenen
Wänden durchaus auch Ausdauertraining machen, die bekanntesten Übungen in diese Richtung sind die ,Hampelmänner‘, also die ,Jumping Jacks‘, sowie die „Skippings‘, das ,Laufen im Stehen‘. Da kann man hochintensive Intervalle absolvieren.
Machen Sie das auch für sich?
GEISLER Ja, täglich. Ich habe zwei Kurzhanteln zu Hause und mache unter anderem Übungen auf dem Teppich. Und ich merke ein jedes Mal, dass es mir danach besser geht. Am Anfang kann es eine Überwindung sein. Aber später ist es ein gutes Gefühl, etwas getan, etwas geschafft zu haben. Gerade in diesen Tagen, in denen man sich ohne Tätigkeit daheim vielleicht etwas nutzlos vorkommt.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE FALK JANNING