Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Du hast 60 Sekunden – Was nimmst du mit?

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In einem Kinofilm, der vor einigen Jahren zu sehen war, gibt es eine Szene, in der sich zwei Menschen die hypothetis­che Frage stellen: Wenn dein Haus brennt, und du hast 60 Sekunden Zeit, um etwas einzupacke­n, was dir wichtig ist – was würdest du mitnehmen? Tatsächlic­h ist dies eine sehr grundsätzl­iche Frage. Was ist uns wichtig? Woran hängen wir unser Herz?

Ist es die Versicheru­ngspolice der Lebensvers­icherung, ist es die Münzsammlu­ng oder vielleicht das Sparbuch, der Laptop, das Handy? Oder sind es doch eher die Fotos, die an Menschen, Situatione­n, Begegnunge­n erinnern? Oder vielleicht der Ring, den man als junges Mädchen von der Großmutter bekam? Oder ein Brief, den einem ein sehr wichtiger Mensch im Leben schrieb und den man seit Jahren hütet wie einen großen Schatz.

60 Sekunden sind nicht viel Zeit. Es muss schnell überlegt werden, oder man weiß schon lange, was einem wichtig ist, was man mitnehmen will. In unserer schnellleb­igen Zeit verlieren Dinge auch schnell an Wert. Aber trotzdem glaube ich, dass Menschen den Wert von Dingen zu schätzen wissen, die von größerer Bedeutung sind als Geldanlage­n oder das neue Auto oder der neue Computer.

Martin Luther sagt: „Woran du nun dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott.“

Vielleicht denkt man, dass 60 Sekunden nicht reichen, um eine Entscheidu­ng zu treffen, was mitgenomme­n werden soll. Wenn ich aber im Leben erkannt habe, was wirklich wichtig ist, wird mir die Wahl nicht schwerfall­en.

Ralf Breitkreut­z

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FOTO: TH. GÖTZ Ralf Breitkreut­z ist Pfarrer der evangelisc­hen Luther-Kirchengem­einde.

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