Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Corona-Krise: Stadt versiegelt erste Kneipe

- VON NORBERT STIRKEN

Feiernde in einer Kneipe, Spielende am Glücksauto­maten, Sonnenfreu­nde in den Parks – der Kommunale Ordnungsdi­enst hatte zuletzt doch einiges zu tun. Die überwiegen­de Mehrzahl der Krefelder sei jedoch vernünftig, berichtete Dezernent Ulrich Cyprian. Die Zahl der Corona-Infizierte­n Krefelder stieg auf 147.

Das Rettungspe­rsonal in Krefeld trägt aktuell grundsätzl­ich Schutzklei­dung mit Maske und Handschuhe­n. Darauf wies Dr. Andre Wiegratz, Ärztlicher Leiter des Krefelder Rettungsdi­enstes, am Freitag im Rathaus hin. „Menschen, die einen solchen Einsatz beim Nachbarn sehen, sollten nicht unterstell­en, dass der Patient mit Covid 19 erkrankt ist“, sagte der Mediziner gestern. Das sei rein vorsorglic­h zum Schutz des Personals so verfügt, sagte er. Noch seien die Krefelder Feuerwehr und die Einsatzkrä­fte ausreichen­d mit Masken

und Kitteln versorgt.

Das Gefährdung­sniveau in der Stadt sei derzeit noch niedrig. Der rasante Anstieg um 21 positiv getestete Corona-Fälle am Vortag habe sich nicht fortgesetz­t. Zu den138 mit dem Virus Infizierte­n seien neun weitere hinzugekom­men, informiert­e Dr. Agnes Court, Leiterin des Gesundheit­samtes. 13 befänden sich in stationäre­r Behandlung in einem Krefelder Krankenhau­s, fünf davon würden intensivme­dizinisch betreut. „Vier Personen sind an Beatmungsg­eräten angeschlos­sen“, sagte Dr. Agnes Court. Ob es sich um eine unterstütz­ende oder eine Ersatzbeat­mung handele, sei nicht bekannt.

Inzwischen seien 1656 Abstriche gemacht worden. 149 in den zurücklieg­enden 24 Stunden. Der Stresstest im Diagnoseze­ntrum laufe. Ergebnisse will die Stadt Krefeld am Montag mitteilen. Das Ziel des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums, die Zahl der täglichen Tests zu vervierfac­hen, bereitet durchaus Kopfschmer­zen. Oberbürger­meister Frank Meyer geht davon aus, dass entspreche­nde Hinweise aus Berlin kämen, wie das zu bewerkstel­ligen sein solle.

Unterdesse­n sei die Stadtverwa­ltung in aussichtsr­eichen Gesprächen, ein weiteres Labor für die Auswertung

der Abstriche vertraglic­h an die Kommune zu binden. Da Krefeld ein eigenes Lebensmitt­el- und Veterinäru­ntersuchun­gsamt (LVUA) betreibe, dürfe es voraussich­tlich in Kürze auch dessen Laborkapaz­itäten für die Analyse der Tests nutzen, informiert­e Stadtdirek­torin Beate Zielke.

Die Ausbreitun­g des Corona-Virus verlaufe in Deutschlan­d und in Krefeld linear und nicht exponentie­ll. Die Krankenhäu­ser hätten aktuell ausreichen­d Notfallkap­azitäten und die Bevölkerun­g zeige sich sehr einsichtig und verhalte sich vernünftig. Ausnahmen bestätigen die Regel: Ordnungsdi­enst und Polizei hätten am Donnerstag um 15 Uhr eine Gaststätte in der Innenstadt, in der zehn Personen feierten, geschlosse­n und versiegelt. Den Inhaber erwartet ein Bußgeldbes­cheid.

Auch der Betreiber eines Kiosks muss mit einer Strafe rechnen. Gegen 20 Uhr spielten dort vier Personen an Glücksspie­lautomaten. Die Betroffene­n reagierten auf Ansprache einsichtig, berichtete Cyprian. Gegen 18.30 seien die Ordnungskr­äfte auf rund 20 Personen auf dem Hof einer städtische­n Schule aufmerksam geworden. Nach einem Gespräch und Informatio­nen über das Kontaktver­bot habe sich die Gruppe aufgelöst, erklärte er. Immer wieder träfen seine Mitarbeite­r in Parks und Grünanlage­n Personen an, die sich nicht an die Abstandsre­gelungen hielten. Schwierigk­eiten bereite die „Trinkerund Drogenszen­e rund um den Theaterpla­tz“. Die Gruppe sei überwiegen­d uneinsicht­ig und wandere in Nachbarstr­aßen und Hinterhöfe. Der KOD sei „sehr achtsam und passe auf. Die Situation sei nicht einfach, sagte Cyprian.

„Es gibt keine weiteren Todesfälle,

das sei eine gute Nachricht“, erklärte Meyer. Er beschrieb die besondere Problemati­k, der multiple erkrankten, mehr als 90 Jahre alten Person, die am Donnerstag verstorben sei. „Wir wissen, dass sie positiv auf das Corona-Virus getestet war, kennen aber die Todesursac­he nicht“, sagte der Oberbürger­meister. Sie müsse nicht zwangsläuf­ig an der Covid 19-Erkrankung gestorben sein. Wegen ihres positiven Corona-Tests sei ihr Tod aber in dem Pandemie-Zusammenha­ng zu melden.

 ?? RP-FOTO: NOS ?? Andre Wiegratz, Ärztlicher Leiter des Krefelder Rettungsdi­enstes, zeigt die unterschie­dlichen Schutzmask­en. Links für den Schutz des Trägers, rechts für den Schutz der Mitmensche­n.
RP-FOTO: NOS Andre Wiegratz, Ärztlicher Leiter des Krefelder Rettungsdi­enstes, zeigt die unterschie­dlichen Schutzmask­en. Links für den Schutz des Trägers, rechts für den Schutz der Mitmensche­n.

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