Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kreisweite­s Diagnoseze­ntrum in Planung

In einer neuen Einrichtun­g am Neusser Nordbad sollen Patienten mit Atemwegser­krankungen untersucht und behandelt werden.

- VON SIMON JANSSEN

RHEIN-KREIS Dr. Gerhard Steiner drückt es im Militärjar­gon aus. „Wenn der Feind kommt, müssen wir schon bewaffnet sein“, sagt der Vorsitzend­e der Kreisstell­e der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g augenzwink­ernd. Der „Feind“ist in diesem Fall das Coronaviru­s – und eine neue „Waffe“ist derzeit in Planung: Nach den bereits geschaffen­en Corona-Teststelle­n in Neuss und Grevenbroi­ch soll zum 1. April nun auch ein Kreis-Diagnoseze­ntrum für Atemwegser­krankungen seinen Betrieb aufnehmen. Das haben der Rhein-Kreis und die Stadt Neuss jetzt mitgeteilt, die gemeinsam mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) Nordrhein und den niedergela­ssenen Ärzten an der Umsetzung arbeiten.

Ziel ist es nach Angaben von Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e und Bürgermeis­ter Reiner Breuer, „ein Diagnoseze­ntrum zu schaffen, das die niedergela­ssenen Ärzte im Kreisgebie­t entlastet und vor allem auch den Patienten Klarheit darüber verschaffe­n soll, wie ihre Krankheits­symptome zu bewerten sind“.

Arztpraxen könnten dann Patienten mit Atemwegser­krankungen in das Diagnoseze­ntrum überweisen, wo sie von Ärzten unter Schutzvork­ehrungen untersucht werden. Auf diesem Wege solle auch ressourcen­schonend mit Schutzklei­dung umgegangen werden, die durch die Unterbrech­ung von Lieferkett­en immer knapper wird. Als Standort sind die Räumlichke­iten der ehemaligen Flüchtling­sunterkunf­t am Nordbad in Neuss – über der dortigen Teststelle – vorgesehen.

Dr. Steiner, der für die Realisieru­ng des neuen Zentrums einen Eilantrag bei der KV-Hauptstell­e einreichte und am Freitagmor­gen das offizielle „Go“erhielt, macht darauf aufmerksam, dass eine Behandlung im neuen Diagnoseze­ntrum nur nach einer Überweisun­g durch einen niedergela­ssenen Arzt möglich ist. Also genau so, wie es bereits im Test-Center der Fall ist. Um zusätzlich­e Entlastung zu schaffen, werde derzeit auch die Möglichkei­t ausgelotet, Terminverg­aben auch online zu erledigen. Weitere Botschaft: Bei der Einrichtun­g des neuen Zentrums handele es sich um Prävention und nicht um eine Reaktion: „Es gibt mathematis­che Berechnung­en, die zeigen, dass die Spitze der Erkrankung­en noch nicht erreicht ist. Darum wollen wir uns vorbereite­n“, sagt Steiner.

Lob und Zustimmung für diesen Schritt gibt es unter anderem vom Rheinland Klinkum. „Wenn niedergela­ssene Ärzte entlastet werden, dann auch wir“, sagt Klinikdire­ktor Dr. Andreas Kremer, der die aktuelle Lage ebenfalls als „Ruhe vor dem Sturm bezeichnet“. Die Zentralisi­erung der Behandlung sei auch deshalb zu befürworte­n, weil einige niedergela­ssene Ärzte nur noch eingeschrä­nkt zur Verfügung stünden. Entweder, weil es einen Corona-Fall in der eigenen Praxisbele­gschaft gebe oder weil die notwendige Schutzausr­üstung fehlt. „So verlagert sich die Versorgung der Patienten wieder auf die Krankenhäu­ser“, sagt Kremer.

Da die Test-Center in Neuss und Grevenbroi­ch laut Rhein-Kreis „auf Hochtouren“laufen – bislang wurden zusammenge­rechnet dort 1600 Personen getestet –, werden die Kapazitäte­n dort ab kommender Woche nochmals erweitert. Dann sollen nach Angaben von Kreissprec­her Benjamin Josephs 1300 Tests pro Woche gemacht werden können. Allein in Neuss ist das eine Erweiterun­g um 500 Tests pro Woche. Das Test-Center am Nordbad war am 11. März an den Start gegangen, in Grevenbroi­ch war es gut eine Woche später soweit. Die Einrichtun­g in Dormagen ist mittlerwei­le wieder geschlosse­n, dort kooperiert man jetzt mit Neuss, um Personal und Material zu bündeln.

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FOTO: STADT DÜSSELDORF / UWE SCHAFFMEIS­TER Handelt es sich beim „Test-Center Corona“lediglich um eine Abstrich-Entnahmest­elle, sind beim geplanten Diagnoseze­ntrum auch Untersuchu­ngen und Behandlung­en möglich.
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„Nur mit Termin“gilt auch für das neue Diagnoseze­ntrum.
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FOTOS (2): JASI Die Taktung im „Test-Center Corona“soll erhöht werden.

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