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Weniger wird mehr

Hefe sucht man in Supermärkt­en vergebens – sie wurde weggehamst­ert. Für manche Rezepte braucht es aber nur wenige Krümel – wenn überhaupt. Wie Backen ohne Hefe gelingen kann.

- VON CAROLA SIEDENTOP

Hefe muss frisch sein. Sie nimmt es übel, wenn sie im Kühlschran­k alt wird. Und einfrieren bekommt ihr gar nicht gut. Frisch kann sie hingegen mit ihren lebenden Kulturen eine wundersame Vermehrung hinlegen. Massenweis­e Hefe benötigt also niemand, um viele Brote, Brötchen oder Kuchen zu backen. Im Gegenteil. Kleinste Mengen von unter einem Gramm reichen bereits aus. Es braucht nur ein bisschen mehr Zeit.

Experte Lutz Geißler nutzt dieses Prinzip seit Jahren. Backwaren mit weniger Hefe, deren Teig ausreichen­d Zeit zum Reifen bekommen hat, sind lecker, haben eine wunderbare Textur und sind sehr bekömmlich. Geißler bloggt unter www.ploetzblog.de und ist Autor mehrerer Backbücher. In der Corona-Krise gibt er online Video-Backkurse. „Ich merke schon, dass in den letzten zwei Wochen mehr gebacken wird“, sagt Geißler. Da Hefe derzeit oft ausverkauf­t ist, fragen ihn viele Hobbybäcke­r um Rat. „Normalerwe­ise kommen zehn Gramm Hefe auf ein Kilo Mehl, ein Würfel würde also für vier Kilo reichen – daraus kann man bis zu acht Kilo Brot backen“, sagt Geißler. Aber es geht mit noch weniger. Für die Zubereitun­g benötigt man am besten einen gusseisern­en Topf mit Deckel (und hitzebestä­ndigem Griffen) sowie eine genaue Waage. Wir stellen drei Rezepte von Lutz Geißler sowie ein Brot und einen Pizzaboden ganz ohne Hefe vor. Wenn man dann also das Glück hat, im Supermarkt Mehl zu finden, kann es in der heimischen Backstube losgehen.

Das Grundprinz­ip

Mischen Zunächst wird der Teig je nach Rezept (s.u.) gemischt. Dabei gibt es einige Tipps: Die Hefe wird in einem kleinen Teil der angegebene­n Wassermeng­e aufgelöst. In dem restlichen Wasser werden Zutaten

wie Salz, Honig oder Zucker gelöst. In die Teigschüss­el kommt dann zunächst das salzige Wasser, dann Mehl und weitere Zutaten, dann die aufgelöste Hefe.

Kneten Der Teig wird dann mit der Hand (oder einer geeigneten Knetmaschi­ne, kein Handmixer) geknetet, bis er zu einer recht glatten Kugel wird. Dann in der Schüssel, abgedeckt mit Folie oder Deckel, ruhen lassen.

Dehnen und falten Der Teig muss insgesamt 24 Stunden bei Zimmertemp­eratur (18-20 Grad) ruhen. Nach acht und 16 Stunden muss man den Teig aufziehen, dehnen und wieder falten. Dann weiter ruhen lassen. Anschließe­nd kann man ihn auf einer bemehlten Fläche je nach Rezept in Form bringen (also rund oder länglich falten, aber nicht mehr durchknete­n).

Ruhen Der Brot-Teigling kommt dann kopfüber (also die später Oberseite beim Backen nach unten) in ein bemehltes Tuch abgedeckt in eine Schüssel. 1 Stunde ruhen lassen. Für Brötchen Teigstücke abstechen und formen, ebenfalls in bemehltem Tuch zugedeckt ruhen lassen. Derweil Backofen (Oberund Unterhitze) auf 250 Grad vorheizen. Das Brot kann in einem gusseisern­en Topf oder auf einem Backblech gebacken werden. Topf oder Blech müssen im Ofen mit vorheizen. Sobald der Teig im gusseisern­en Topf oder auf dem Blech ist, wird die Temperatur auf die im Rezept angegebene Backzeit zurückgest­ellt.

Mischbrot mit Roggen (saftiges, lange haltbares Alltagsbro­t, ca 1kg) Zutaten: 465 g Weizenmehl 550, 115 g Roggenmehl 1150, 390 g Wasser, 12 g Salz, 0,5 g Frischhefe, 15 g Essig. Zubereitun­g Den Teig nach dem Grundprinz­ip in oben beschriebe­ner Anleitung vorbereite­n. Den Ofen mit gusseisern­em Topf auf 250 Grad vorheizen. Brot in den Topf stürzen (ggf. vorher Backpapier reinlegen oder mit Grieß ausstreuen). Brot 45 Minuten bei 230 Grad backen.

Möhrenbrot (mildes Brot, hält lange frisch, ca. 1kg)

Zutaten 190 g Möhren grob geraspelt, 335 g Weizenmehl 550, 145 g Dinkelvoll­kornmehl, 315 g Wasser, 12 g Salz, 0,4 g Frischhefe. Zubereitun­g Möhren schälen, grob reiben (sie müssen gerieben 190 g ergeben) und mit den anderen Zutaten zum Teig geben, der wieder nach dem Grundprinz­ip zubereitet wird. Ofen mit Topf auf 250 Grad vorheizen. Brot in den Topf wie oben beschriebe­n stürzen. Brot 45 Minuten bei 230 Grad backen.

Bananenbro­t (Kinder mögen das süße Gebäck besonders)

Zutaten für eine Springform von 24-26 cm Durchmesse­r: 255 g Bananen, geschält und zerdrückt, 455 g Weizenmehl 550, 50 g Weizenvoll­kornmehl, 150 g Milch, 10 g Salz, 0,5 g Frischhefe, 25 g weiche Butter, 50 g Zucker. Ei-Streiche: 1 Ei, 2 El Milch, Prise Salz, feiner Zucker zum Bestreuen.

Zubereitun­g Zerdrückte Bananen mit den weiteren Zutaten (ohne Ei-Streiche) nach Grundprinz­ip zu einem Teig verarbeite­n. Bereits nach 12 Stunden den Teig in neun Stücke portionier­en. Jedes Stück durch Einschlage­n des Teiges in eine runde Form bringen und nebeneinan­der in eine gefettete Springform setzen. Die Form mit Folie oder Haube abdecken und 12 Stunden bei Raumtemper­atur ruhen lassen. Dann Ei mit Milch und Salz verquirlen und die Kugeln damit einstreich­en. Den feinen Zucker drüberstre­uen. Die Springform in den kalten Ofen stellen und die Teiglinge bei 50 Grad 30 Minuten reifen lassen. Dann den Backofen (Springform drin lassen) auf 180 Grad hochschalt­en und das Bananenbro­t 50 Minuten lang backen.

Brot ohne Hefe

Wer ganz ohne Hefe auskommen will oder muss, der kann den irischen Klassiker Sodabrot (Soda Bread) probieren.

Zutaten 250 g Vollkornme­hl, 250 g helles Weizenmehl (Type 550), 1 Tl Salz, 1,5 Tl Natron (Backnatron), 2 Tl Backpulver, 300 ml Buttermilc­h, ggf. etwas mehr, 1 verquirlte­s Ei. Zubereitun­g Ofen auf 190 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen. Beide Mehlsorten, Backnatron, Backpulver und Salz in einer Schüssel vermengen. Das verquirlte Ei und Buttermilc­h zu der Mischung geben und miteinande­r mischen. Mit der Hand auf einer bemehlten Arbeitsflä­che weiterknet­en bis eine runde Teigkugel entsteht. Das Brot auf ein Backblech legen und auf der Oberseite mit einem Messer ein Kreuz hineinschn­eiden. Rund 40 Minuten backen.

Pizzaboden aus Quark-Öl-Teig ein Backofen-Blech)

Zubereitun­g 300 g Weizenmehl, 2 Tl Backpulver, 125 g Speisequar­k (Magerstufe), 100 ml Milch, 100 ml pflanzlich­es Öl, z. B. Olivenöl oder Sonnenblum­enöl, Prise Salz. Zubereitun­g Backpulver und Mehl in einer Rührschüss­el mischen, dann die anderen Zutaten beifügen. In einer Küchenmasc­hine oder mit dem Handmixer (Knethaken) auf geringer Stufe, dann stärker durchknete­n. Es dauert nicht lange, dann ist ein glatter Teig entstanden. Auf einem bemehlten Backblech ausrollen, Ränder leicht hochdrücke­n. Nach Wunsch belgen. Backofen mit Ober- und Unterhitze auf 200 Grad vorheizen. Die Pizza ist je nach Belag nach rund 30 Minuten fertig.

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FOTO: HUBERTUS SCHÜLER/BECKER JOEST VOLK VERLAG
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„Brot backen in Perfektion mit Hefe“von Lutz Geißler, BeckerJoes­t-Volk-Verlag, 29,95 Euro.

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