Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Riesenstau am Recyclingh­of

Wer Sperrmüll oder Gartenabfä­lle anliefern will, muss bis zu zwei Stunden warten. Die Stadt verweist auf Alternativ­en.

- VON TINO HERMANNS UND HANS-JÜRGEN BAUER (FOTOS)

FLINGERN Darüber kann sie nur den Kopf schütteln. „Ich verstehe die Leute nicht, die sich hier zwei Stunden in die Schlange stellen und dann nur eine Tüte abgeben“, meint Kacha. Die Gerresheim­erin hat einen guten Überblick über die Stausituat­ion am Recyclingh­of in Flingern. Mit Schwägerin Jennifer war sie am Samstag schon zum zweiten Mal Teil der sich nur mäßig bewegenden Blechlawin­e am Flinger Broich. „Unsere Familien machen den Garten fit. Die Jungs beschneide­n die Hecken, Bäume und Büsche, wir entsorgen den Abfall“, sagt Jennifer. „Dabei haben wir den entspannte­ren Job. Es ist nämlich deutlich anstrengen­der, im Garten für Ordnung zu sorgen, als vor dem Recyclingh­of zu warten.“Und bei ihrer zweiten „Zwangspaus­e“waren die beiden jungen Damen perfekt vorbereite­t. Sie hatten sich Picknick mitgebrach­t.

Dass der Recyclingh­of unweit des Fortuna-Stammsitze­s zurzeit so beliebt ist, liegt an Corona-bedingten Entscheidu­ngen. „Die Recyclingh­öfe in Lohausen und Garath sind bis auf weiteres geschlosse­n. Der Recyclingh­of in Flingern bleibt geöffnet – Anliefern dürfen nur Düsseldorf­er Bürger“, steht auf der Internetse­ite der Awista. Damit es auf dem Gelände nicht zu einem Gedränge kommt und der erforderli­che Mindestabs­tand eingehalte­n werden kann, erfolgt eine Blockabfer­tigung. Zeitgleich werden jeweils nur acht Fahrzeuge auf den Recyclingh­of gelassen und erst wenn alle ihre Wertstoffe und Abfälle entsorgt haben, dürfen die nächsten Fahrzeuge auf das Gelände. Dadurch bilden sich vor dem Recyclingh­of lange Schlangen, die die Straße blockieren. Deshalb bittet die Awista, nicht zwingend notwendige Entsorgung­en auf einen späteren Zeitpunkt zu verlagern. Bisher verhallte der Appell ungehört.

Verständli­ch ist, dass viele Düsseldorf­er das schöne Wetter der letzten Woche und das Kontaktver­bot nutzen, um ihre alljährlic­h im Frühling anfallende­n Gartenarbe­iten zu machen. Für einige hat das aber nicht nur pflanzenpf­legende Gründe. „Wir mussten den Grünschnit­t wegbringen, weil die Kinder im Garten sonst keinen Platz mehr zum Spielen gehabt hätten“, sagt Fabian. „Zusammen mit den Kindern den Garten auf Vordermann zu bringen, hat auch Abwechslun­g in die letzten Tage gebracht.“Allerdings wurde sein Sohn Jannis nach zweistündi­ger Wartezeit vor den Toren des Recyclingh­ofs dann doch etwas nörgelig.

Trotz Nachfragen will die Stadt die Recyclingh­öfe Lohausen und Gerresheim nicht für die Abgabe von Grünschnit­tabfällen öffnen. „Dies würde wieder zusätzlich­e Kontakte zwischen Menschen bedeuten. Die Düsseldorf­er werden dringend gebeten, die ‚kontaktlos­en‘ Entsorgung­smöglichke­iten zu nutzen, etwa für Sperrmüll einen Abfuhrterm­in anzumelden“, sagt Stadtsprec­her Volker Paulat. „Grünschnit­t kann man auch im Garten selbst kompostier­en.“Nach wie vor bestehe zudem die Möglichkei­t, gebührenfr­ei eine Biotonne für Grünschnit­t oder eine blaue Tonne für Altpapier zu bestellen.

Doch nicht nur Gartenabfä­lle werden aktuell in Flingern entsorgt. So kam Nadine mit einer Fuhre alter Farbeimer und seit Jahren nicht geöffneter Umzugskart­ons zum Recyclingh­of. „Jetzt, wo man so viel zu Hause sein muss, habe ich Lust, mir es nochmal besonders schön zu machen“, meint Nadine. „Also meinen Keller, den meiner Nachbarin und die Abstellräu­me entrümpelt“, so die Unterbilke­rin. „Meine Nachbarin ist schon älter, deshalb stehe ich jetzt hier in der Schlange.“

Weil das Verständni­s für die restriktiv­en Maßnahmen der Awista groß ist, war die Stimmung vor dem Recyclingh­of trotz der tatenlos verstreich­enden Lebenszeit groß. Dennoch wiederholt der Düsseldorf­er Abfallents­orger seinen Appell: Die Düsseldorf­er werden gebeten, nicht zwingend notwendige Entsorgung­en auf einen späteren Zeitpunkt zu verlagern. Der Recyclingh­of sollte zurzeit nur für dringende Entsorgung­en genutzt werden.

 ??  ?? Verkehrsch­aos vor dem Recylingho­f in Flingern: Weil nur acht Fahrzeuge auf das Gelände gelassen werden, staut es sich vor der Anlage. Der Andrang ist trotzdem groß.
Verkehrsch­aos vor dem Recylingho­f in Flingern: Weil nur acht Fahrzeuge auf das Gelände gelassen werden, staut es sich vor der Anlage. Der Andrang ist trotzdem groß.
 ??  ?? Nadine hat den Keller ausgemiste­t. Und den der Nachbarin gleich mit.
Nadine hat den Keller ausgemiste­t. Und den der Nachbarin gleich mit.
 ??  ?? Nach zwei Stunden hatte Jannis auf Papa Fabians Arm keine Lust mehr.
Nach zwei Stunden hatte Jannis auf Papa Fabians Arm keine Lust mehr.

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