Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Gemeinschaftlich: Ruf des Muezzin und Glockenläuten
NEUSS (-nau) Religion macht von sich hören. In den Glockenklang der christlichen Kirchen, der jeden Abend um 19.30 Uhr dazu einlädt, sich angesichts der Corona-Epidemie im Gebet zu vereinen, wird sich am Freitag erstmals auch der Ruf eines Muezzin mischen. „Gemeinsam für Neuss“ist das Motto dieser Gebetsgemeinschaft, der sich auch die jüdische Gemeinde anschließt.
Der Anstoß dazu, den Schulterschluss mit den Christen in Neuss zu suchen, ging von der Norfer Moscheegemeinde aus. „Man will so ein Zeichen setzen“, berichtet der SPD-Stadtverordnete Hakan Temel, der um Vermittlung gebeten wurde. Der gewann nicht nur die Unterstützung der christlichen Konfessionen, die durch Kreisdechant Monsignore Guido Assmann sowie Pfarrerin Anke Johanna Scholl als Beauftragte für christlich-muslimische Gespräche vertreten wird, sondern auch der Politik. Monika Mertens Marl (CDU) ist dabei, aber auch Bürgermeister Reiner Breuer.
Vom Minarett der Norfer Moschee, aber auch per Lautsprecher aus den Räumen der Moschee an der Gielenstraße sollen in den Tagen und Wochen, in denen auch die muslimischen Gotteshäuser geschlossen bleiben müssen, die Gläubigen zum Gebet gerufen werden. Nicht täglich, sondern nur freitags, betont Temel, dann aber schon um kurz nach 13.30 Uhr. Der Zeitpunkt für das wichtigste Gebet richte sich nach dem Sonnenstand. Vertreten werden die beteiligten Moscheegemeinden durch Bülent Birgül, den Imam der Moschee an der Gielenstraße, sowie Ogün Yilmaz, den Vorsitzenden der Norfer Gemeinde.
Die Gebetsgemeinschaft wurde verabredet und mit ihr auch ein gemeinsamer Pressetermin, von dem allerdings wegen der aktuellen Infektionsgefahr auf Bitten des Bürgermeisters doch Abstand genommen wurde. „Vielleicht klappt es ja noch, sich in dieser Runde zu treffen“, sagt Temel – nach Corona.