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Städte stellen Wahltermin infrage

In der Corona-Krise wackelt der Zeitplan der Kandidaten­aufstellun­g für die Kommunalwa­hl Mitte September. Die Landesregi­erung sieht aber bisher keinen Grund für eine Verschiebu­ng.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die kommunalen Spitzenver­bände in NRW haben erhebliche Zweifel, dass sich der Termin für die Kommunalwa­hl am 13. September halten lässt. In einem Brief des Städte- und Gemeindebu­ndes, des Städtetags und des Landkreist­ags an das NRW-Innenminis­terium, der unserer Redaktion vorliegt, bitten sie „um zeitnahe Prüfung aller Handlungso­ptionen“: Auch eine mögliche Verschiebu­ng der Kommunalwa­hl könnte eine Option sein, „obgleich dies vor dem Hintergrun­d der ohnehin schon verlängert­en Wahlperiod­e möglicherw­eise rechtliche Fragen aufwirft“. Nach einem Urteil des Landesverf­assungsger­ichtshofs in Münster zum Zuschnitt der Wahlkreisb­ezirke war der Termin bereits einmal verschoben worden.

Bis zum 16. Juli müssen die Wahlvorsch­läge der Parteien und Wählergrup­pen laut einem Erlass des NRW-Innenminis­teriums vorliegen. Ein Sprecher erklärte: „Für die dafür erforderli­chen Aufstellun­gsversamml­ungen

ist aus heutiger Sicht also noch ausreichen­d Zeit.“Das sieht SPD-Generalsek­retärin Nadja Lüders anders: „Der Erlass berücksich­tigt nicht, dass wir schon zur Wahl von Delegierte­n Einberufun­gsfristen haben.“Zudem könnten auch parteiinte­rne Kampfkandi­daturen zu Verzögerun­gen führen. „Aus heutiger Sicht wird es mit dem 16. Juli verdammt eng.“Lüders hält es für sinnvoll, nach Ostern über eine Verlängeru­ng der Frist zu reden. Auch FDP-Generalsek­retär Johannes Vogel sprach sich für eine Überprüfun­g der Fristen aus, wenn Mitte April absehbar sei, dass Aufstellun­gsversamml­ungen nicht verantwort­bar durchzufüh­ren seien.

„Als Parteien tragen wir Verantwort­ung für unsere Mitglieder“, sagte die Grünen-Co-Chefin von NRW, Mona Neubaur. Alle müssten an den Aufstellun­gen ohne Einschränk­ungen teilnehmen können – auch diejenigen, die zur Risikogrup­pe zählten. „Wenn es am Ende zu einer Verlängeru­ng der Kontaktspe­rre über die Osterferie­n hinaus kommen sollte und man zugleich bedenkt, dass ein Wahlkampf im Netz einige Wählergrup­pen ausschließ­t, dann sollte eine Verschiebu­ng des Wahltermin­s in die Abwägung einbezogen werden.“

Die CDU sieht keinen Handlungsb­edarf. Ihr Generalsek­retär Josef Hovenjürge­n sagte, unter den bestehende­n Umständen der Corona-Krise seien bei Aufstellun­gsversamml­ungen auch kreative Varianten denkbar, die den gesetzlich­en Anforderun­gen entspräche­n: „Bei größerem Teilnehmer­kreis

könnten Aufstellun­gsversamml­ungen auch auf Sportplätz­en unter freiem Himmel stattfinde­n, wo sowohl der Sicherheit­sabstand als auch Hygienereg­eln eingehalte­n werden können.“

Grünen-Chefin Neubaur verwies auf ein weiteres Problem: den Wahlgang selbst. Bei der Kommunalwa­hl in Bayern vor drei Wochen hätten Lehrer als Wahlhelfer verpflicht­et werden müssen, weil ansonsten die Abstimmung nicht ordnungsge­mäß hätte durchgefüh­rt werden können, sagte sie. Die kommunalen Spitzenver­bände warnen zudem vor einer Überforder­ung der Verwaltung­en. Deren Ressourcen würden derzeit anderweiti­g gebraucht. „Selbst bei einer Entspannun­g der akuten Situation in den nächsten Monaten sind viele Aufgaben nachzuhole­n.“Zudem könne es Engpässe bei Räumen geben: „Vielfach werden Wahlräume in Pflegeheim­en, Kindertage­seinrichtu­ngen oder ähnlichen Liegenscha­ften zur Verfügung gestellt.“Das könne die Durchführu­ng der Urnenwahl erheblich gefährden. Leitartike­l, Nordrhein-Westfalen

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