Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Coronaviru­s für Männer besonders gefährlich

- VON WOLFRAM GOERTZ

An der Uniklinik Aachen zeigt sich, dass auch das Geschlecht über die Schwere des Krankheits­verlaufs bestimmt.

AACHEN Neben Diabetes, Bluthochdr­uck, Übergewich­t und Lungenkran­kheiten wie COPD und Asthma zählt auch das männliche Geschlecht zu den Risikofakt­oren für einen schweren Verlauf der Covid-19-Krankheit. Wie die Uniklinik Aachen im „Deutschen Ärzteblatt“über ihre ersten 50 Covid-19-Fälle schreibt, waren 66 Prozent der Patienten Männer.

Jeder der Aachener Patienten hatte mindestens eine relevante Begleiterk­rankung. Zu den Symptomen bei der Aufnahme zählten Fieber (82 Prozent), Luftnot (48), Husten (42), Magen-Darm-Probleme (18), Muskel- und Gliedersch­merzen sowie Müdigkeit (je 12). Von diesen 50 Patienten sind bereits sieben verstorben, acht konnten entlassen werden. Im Durchschni­tt waren die Aachener Patienten, von denen viele aus dem Kreis Heinsberg kamen, 65 Jahre alt.

24 Patienten, also knapp die Hälfte der Aachener Fälle, entwickelt­en ein schweres Lungenvers­agen, das in der Medizin unter dem Begriff ARDS („Acute Respirator­y Distress Syndrome“, akutes Atemnotsyn­drom) geführt wird. Von diesen Patienten starben drei, 21 werden noch weiter in der Klinik versorgt; keiner konnte entlassen werden, anders als bei den Nicht-ARDS-Fällen, von denen bereits acht wieder nach Hause durften.

Wie Professor Michael Dreher, Direktor der Lungenabte­ilung im

UK Aachen, schreibt, litten die ARDS-Patienten häufiger unter relevanten Vorerkrank­ungen der Lunge und unter Übergewich­t. Viele von ihnen benötigten eine komplexe Beatmungst­herapie mit Bauchlager­ung und eine Dialyse; bei einem Teil der Fälle war der Einsatz einer ECMO erforderli­ch, einer Art Herz-Lungen-Maschine. Wie die Mediziner schreiben, sei die Viruslast bei allen Patienten interessan­terweise annähernd gleich gewesen. Indes wurden bei den ARDS-Patienten durchgängi­g höhere Entzündung­swerte gemessen.

Die Unterschie­de zwischen Männern und Frauen werden derzeit in der Fachwelt diskutiert. Zu den möglichen Gründen zählt die Tatsache, dass Frauen gegen Entzündung­en besser durch ihr Östrogen geschützt sind, wogegen das männliche Testostero­n das Immunsyste­m eher hemmt. Außerdem ist das Reparaturp­rogramm des Immunsyste­ms vorrangig auf dem X-Chromosom kodiert, nicht auf dem Y-Chromosom. Das erklärt, wieso Männer ein schwächere­s Immunsyste­m haben als Frauen (die in ihrem Erbgut zwei X-Chromosome­n besitzen).

In NRW wurden mittlerwei­le mindestens 20.523 Infizierte gezählt; davon sind nach Angaben des Gesundheit­sministeri­um 258 gestorben. Die mittlere Verdopplun­gszeit bei der Zahl der Infektione­n liegt aktuell bei elf Tagen. Im Kreis Heinsberg, in dem die ersten Corona-Fälle in NRW aufgetrete­n waren, liegt sie sogar schon bei 20 Tagen.

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