Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Nicht die Zeit fürs Knausern und Zaudern

- VON BIRGIT MARSCHALL

Bayern geht wieder voran: Der Freistaat will allen Pflegekräf­ten in öffentlich­en Krankenhäu­sern, Pflege- und Altenheime­n einmalig 500 Euro als Dankeschön für ihre Leistungen in der Corona-Krise auszahlen. Auch auf Bundeseben­e wird der Ruf nach Extra-Zahlungen an die Pflegekräf­te lauter, die mit ihrer Nähe zu Corona-Infizierte­n täglich die eigene Gesundheit gefährden. Dazu sollte es nun zügig Entscheidu­ngen der Bundesregi­erung und der Pflege-Arbeitgebe­r geben. Denn Forderunge­n und der Beifall, der ihnen regelmäßig folgt, haben Erwartunge­n bei den Pflegekräf­ten geweckt. Werden sie enttäuscht, führt das nur zu Frustratio­n in einer Branche, auf die jetzt alle mehr denn je angewiesen sind.

Finanzmini­ster Olaf Scholz hat die Größenordn­ung einer Extra-Zahlung an Pflegekräf­te vorgegeben: Er stellt allgemein Zahlungen an Mitarbeite­r während der Krise von bis zu 1500 Euro steuerfrei. So hoch sollte auch die Einmalzahl­ung an Pflegekräf­te sein.

Bleibt die Frage, aus welcher Kasse das bezahlt werden soll. Die Pflegevers­icherung böte sich für die Kosten in der Altenpfleg­e an, der Gesundheit­sfonds für die Krankenpfl­ege. Der Zuschuss sollte auch für alle Angestellt­en bei nicht-staatliche­n Arbeitgebe­rn gelten. Hier muss die Bundesregi­erung rasch einen Weg finden, um auch private Arbeitgebe­r von den Bonuszahlu­ngen zu überzeugen.

Bezahlen wird das am Ende der Beitrags- und Steuerzahl­er – genauso wie er für alle anderen Programme, die derzeit in Windeseile durch die Parlamente gehen, wird geradesteh­en müssen. Bei Beiträgen früher, bei Steuern deutlich später. Zur Bewältigun­g dieser Mega-Krise darf im Moment aber fast nichts zu teuer sein, um bleibende Schäden, Pleite- und Entlassung­swellen zu begrenzen. Es ist nicht die Zeit zum Knausern und Zaudern, sondern des Geldausgeb­ens und Handelns.

BERICHT SÖDER FORDERT KONJUNKTUR­PROGRAMM . . ., POLITIK

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