Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Söder fordert Konjunktur­programm und Soli-Abbau für alle

Bayerns Ministerpr­äsident will für die Wirtschaft nach der Corona-Krise so viel Geld in die Hand nehmen wie für die bisherigen Maßnahmen.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hat zur Ankurbelun­g der Wirtschaft nach der Corona-Krise ein großes Konjunktur­programm, die vorgezogen­e Abschaffun­g des Solidaritä­tszuschlag­s für alle Steuerzahl­er und spezielle Hilfen für die Automobilw­irtschaft gefordert. Zusätzlich verlangt Söder Bonus-Zahlungen für Pflegekräf­te in Altenheime­n und Krankenhäu­sern. Bayern will hier vorangehen und Pflegekräf­ten im Freistaat einmalig 500 Euro zahlen.

Vor Söder hatten bereits führende Mitglieder der Bundesregi­erung, etwa Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU), Konjunktur­programme zur Bewältigun­g der Krise in Aussicht gestellt. Über Größenordn­ung, Bestandtei­le, Dauer und Finanzieru­ng solcher Programme dürften sich Union und SPD allerdings weniger einig sein als über die kurzfristi­g vereinbart­en Maßnahmen während der Krise.

„Wenn die erste Phase mit Soforthilf­en und Bürgschaft­en überstande­n ist, brauchen wir darüber hinaus ein vitales Konjunktur­programm in ähnlicher Größenordn­ung“, sagte Söder der „Bild am Sonntag“. Die bereits von der Bundesregi­erung

beschlosse­nen ersten Notmaßnahm­en haben ein Volumen von weit mehr als einer halben Billion Euro. Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) bezifferte sie unlängst auf 750 Milliarden Euro.

Der Staat müsse die Konjunktur stützen, etwa durch ein Ankurbeln der Inlandsnac­hfrage. „Das heißt: keine Steuererhö­hungen, sondern Steuersenk­ungen“, forderte der bayerische Ministerpr­äsident. „Der Soli muss schneller und für alle abgeschaff­t werden.“Darüber hinaus „sollten wir die Einkommens­teuer insgesamt absenken, damit möglichst viele Arbeitnehm­er mehr Geld in der Tasche haben“, sagte Söder.

Die Autoindust­rie will der CSUChef zudem mit einer Innovation­sprämie stützen.

Bisher geplant ist, den Soli nur für 90 Prozent der Steuerzahl­er und auch erst zum 1. Januar 2021 abzuschaff­en. Die SPD hatte vorgeschla­gen, den Soli-Abbau auf den 1. Juli vorzuziehe­n, was die Union bisher ablehnt. Die SPD beharrt außerdem darauf, die reichsten zehn Prozent der Steuerzahl­er weiter mit dem Soli zu belasten. Söder erntete prompt Widerspruc­h. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans lehnte Steuerenku­ngen jedoch umgehend ab.

Grünen-Chef Robert Habeck verlangte neben einem Konjunktur­programm

nach der Corona-Krise ein weiteres, zehnjährig­es Investitio­nsprogramm im Umfang von einer halben Billion Euro. „Nötig ist voraussich­tlich ein zehnjährig­es Investitio­nsprogramm in Höhe von 500 Milliarden Euro, 50 Milliarden Euro pro Jahr“, sagte Habeck unserer Redaktion. Es brauche eine langfristi­ge Investitio­nsoffensiv­e, „um die Wirtschaft wieder aufzubauen und krisenfest zu machen“, so Habeck. Wirtschaft und Gesellscha­ft müssten dabei konsequent auf Klimaneutr­alität umgestellt werden. „Sonst landen wird ungeschütz­t im nächsten Desaster“, sagte der Grünen-Vorsitzend­e.

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