Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Tempelreinigung und Baumfluch
So heiter die Karwoche mit dem Palmsonntag begonnen hat, so ernst wird es bereits am Karmontag. Jesus hatte am Tag zuvor mit den Jüngern Jerusalem verlassen uns und kehrt nun von Bethanien erneut die Heilige Stadt zurück. Dieser Tag wird noch kein Schicksalstag werden, aber er steht im Zeichen von Gottesmacht und von Autorität.
Und die beginnt mit einer kleinen, unscheinbaren und irritierenden Episode. So hält Jesus an einem Feigenbau Ausschau nach einer Frucht. Doch der Baum ist leer – und so verflucht er ihn. Niemand soll mehr eine Frucht von ihm essen, sagt Jesus. Und das ist nur ein Vorspiel: Denn als er – wie schon am Vortag – den Tempel in Jerusalem besucht, eskaliert die Situation: Er stößt die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um. Heute würde man sagen: Jesus randaliert, aber das aus nachvollziehbarem Grund. Denn der Tempel hatte sich zur Räuberhöhle entwickelt, in der vor allem Geschäft getätigt wurden. Mit seiner Tempelreinigung versucht Jesus, diesen Missbrauch aus der Welt zu schaffen.
Jesus also ein Aufrührer und Revolutionär? Dabei verstoßen die Händler keineswegs gegen die Tempelordnung, aber gegen das Gesetz der Propheten! Jesus setzt mit seiner Tat das Gottesrecht ein. Wie mächtig es ist, zeigt sich auf dem Rückweg nach Bethanien. Der verfluchte Feigenbaum ist verdorrt. Nichts sei stärker als der Glaube, sagt Jesus daraufhin zu Petrus und den Jüngern: Er kann Berge versetzen. Lothar Schröder