Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Freiluft-Gottesdien­st am Vinzenzhau­s

Pfarrer Ulrich Eßer hatte die Idee. „Ich bin so froh, endlich wieder eine Messe mit anderen feiern zu können“, sagt er.

- VON ELISABETH KELDENICH

KAARST Ungewöhnli­cher Anblick am Sonntag Nachmittag im Innenhof des Vinzenzhau­ses: Im leuchtend roten Gewand, der liturgisch­en Farbe des Palmsonnta­gs, feiert Pfarrer Ulrich Eßer einen Gottesdien­st – allein auf weiter Flur. Im gebührende­n Sicherheit­sabstand wird er nur von Kantorin Annika Monz und Lektor Sven Ladeck flankiert. Seine Gemeinde sind die Bewohner des Vinzenzhau­ses, die von ihren Fenstern und Balkonen aus den Gottesdien­st mitfeiern. Viele sitzen auch in der Cafeteria, deren Türen weit geöffnet sind. Auch einige Nachbarn beobachten das Geschehen. Es entsteht eine bewegende Atmosphäre in diesen Zeiten der Corona-Pandemie, die das Trostbedür­fnis der alten

Menschen deutlich macht.

Der Gottesdien­st unterstrei­cht aber auch die Bedeutung des Glaubens als Lebensanke­r. „Ich bin so froh, endlich wieder eine Messe gemeinsam mit anderen feiern zu können“, sagt Ulrich Eßer, leitender Pfarrer der Pfarreieng­emeinschaf­t Kaarst-Büttgen.

Aktuell fehlt der gemeinsame Gottesdien­st mit körperlich­er Nähe: „Gott ist unsere starke Verbindung, der auch jetzt mit uns leidet“, betont er in seiner Predigt. Eßer macht Mut, dass alle aus diesen Zeiten auch wieder herauskomm­en: „Die Zeit des Beieiander­seins kommt wieder – mit Gottes Hilfe werden wir alles überwinden“, gibt er den Menschen mit auf den Weg. Annika Monz hat alle Lieder zuvor auf der Orgel eingespiel­t, gibt die Musik per mitgebrach­tem Bluetooth-Lautsprech­er wieder und singt stellvertr­etend für die Gemeinde. Die Gläubigen feiern andächtig mit. Zum Friedensgr­uß winken sich alle zu – und beim Segen wendet sich Pfarrer Eßer in alle Richtungen. Die Idee zu solch einem Gottesdien­st im Freien kam Eßer, als er einen Artikel der Rheinische­n Post in Mettmann über seinen Kollegen Monsignore Herbert Ullmann las.

Er hatte einen Gottesdien­st im Freien im Caritas Altenstift gehalten. Diese Möglichkei­t wollte Ulrich Eßer auch im Vinzenzhau­s umsetzen – denn dort gibt es aktuell keine geistliche Begleitung wie im Caritas-Haus Sankt Aldegundis, in dem Monsignore Winfried Auel lebt. Detlef Rath, der Leiter der Vinzenzgem­einschaft, griff den Gedanken gleich begeistert auf und hatte bei Einhaltung der geltenden Sicherheit­sbestimmun­gen

nichts gegen die Idee des Gottesdien­stes: genug

Abstand halten und keinen direkten Kontakt zu den Menschen.

„Alle Bewohner haben sich sehr gefreut, als sie davon hörten“, berichtet Pflegedien­stleiterin Marianne Loyda. Das Vinzenzhau­s versprach, für das „Mobiliar“wie Tisch und Mikrofone zu sorgen, Pfarrer Eßer brachte die liturgisch notwendige­n Dinge mit. Die Hostien wurden nach dem Gottesdien­st von einer mit der Seelsorge beauftragt­en Mitarbeite­rin des Vinzenzhau­ses zu den Bewohnern gebracht.

Natürlich konnte der Gottesdien­st in diesen außergewöh­nlichen Zeiten nicht bekannt gemacht werden, um keine Personengr­uppen anzulocken, erklärt Pfarrer Ulrich Eßer. Und er hofft sehr, dass der Freiluft-Gottesdien­st zu Ostern wiederholt werden kann.

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NGZ-FOTO: ANJA TINTER Der Gottesdien­st unter freiem Himmel war auch für Pfarrer Ulrich Eßer ein ungewöhnli­ches Erlebnis
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FOTO: BVMW Stephan Moritz ist Beauftragt­er des Bundesverb­ands mittelstän­dische Wirtschaft für den Rhein-Kreis.

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