Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Gastronomen fühlen sich von Angela Merkel im Stich gelassen
Die Gaststätten spielen bei der Lockerung der Corona-Auflagen zunächst keine Rolle. Die Gastronomen kritisieren, dass man ihnen gar keine Perspektive bietet.
DÜSSELDORF Gastronomen aus der Landeshauptstadt fühlen sich von der Bundes- und Landespolitik übergangen. Sie sind der Auffassung, dass ihre Interessen nicht wahrgenommen werden. „In der Corona-Krise zeigt sich erneut die übliche Geringschätzung der Gastronomie“, sagt Uerige-Baas Michael Schnitzer. Er frage sich, warum Friseure, die im Vollkontakt eine halbe Stunde an einem Kunden arbeiteten, bald wieder öffnen dürften, die Gastronomen jedoch nicht. Diese stellten einem Gast in Sekunden eine Speise und ein Getränk auf den Tisch. Das Personal könne einen Mundschutz tragen und im Gastraum könnten Abstandsregeln eingehalten werden. „Bis zum Schluss hatten wir unter strengen Bedingungen geöffnet“, sagt Schnitzler, „jetzt spielen wir keine Rolle mehr“.
Kerstin Schwan, die in Düsseldorf und Neuss fünf Restaurants betreibt, pflichtet ihm bei. „Man gibt uns keine Perspektive, wie es weitergehen könnte, niemand sagt uns, was wir vielleicht bald wieder anbieten dürfen“, sagt die Betriebswirtin. So sei auch die Personalplanung unmöglich. Wenn sich nicht in Kürze etwas ändere, gehe es bei vielen Gastronomen um die Existenz. „Es ist unerträglich, wie mit uns umgegangen wird“, sagt Schwan, „die Bundesregierung sitzt das Problem einfach aus.“
Sie fühle sich von der Bundeskanzlerin im Stich gelassen, sagt Schwan. Die Missachtung sei ein wiederkehrendes Problem. Gastronomen hätten in Deutschland kein Ansehen, selbst wenn sie ihr Unternehmen
gut führten, aber jeder gehe gerne in Restaurants. Die fehlende Perspektive durch die Politik belaste für viele Unternehmen in der Krisensituation auch die Verhandlungen mit den Banken.
Peter König, Inhaber der Füchschen-Brauerei, war ebenfalls „geschockt“von den Nachrichten am Mittwochabend. Er habe allerdings nicht damit gerechnet, dass die Politiker den Gastronomen entgegenkommen würden. Er glaubt, dass es erst im Juli oder August eine Lockerung gibt. Die Nähe zum Kunden und die Angst der Gäste seien die größten Probleme. „Wir hatten schon vor der Schließung kaum noch Umsatz“, sagt König. Er sehe es so wie SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Bis zur „neuen Normalität“sei es ein Weg von eineinhalb Jahren.
So lange darf die Frist in den Augen Schwans und Schnitzlers nicht sein. Spätestens zu Pfingsten müssten die Gastronomen wieder halbwegs ordentlich Geschäft machen können, sonst sei es für viele in der Branche kaum mehr möglich, eine einträgliche Zukunft zu gestalten.