Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Händler und Wirte reagieren auf Lockerunge­n

Einzelhänd­ler befürchten, dass nur wenige Kunden ihre Läden aufsuchen. Einige Gastronome­n sehen die neue Regelung kritisch.

- VON VIKTOR MARINOV UND DANIEL SCHRADER

MEERBUSCH Mit gemischten Gefühlen schauen Wirte und Einzelhänd­ler auf die kurzfristi­g von der Bundesregi­erung angekündig­ten Lockerunge­n. Einzelhand­elsgeschäf­te mit einer Fläche von bis zu 800 Quadratmet­ern dürfen wieder öffnen, es gelten dabei Hygiene-Auflagen. Die Stadt kündigt ab Montag verstärkte Kontrollen an. Bürgermeis­terin Angelika Mielke-Westerlage sagt, sie freue sich, dass die Einzelhänd­ler wieder Kunden empfangen und Einnahmen erzielen könnten. Gleichwohl sei es wichtig, die Erfolge der bisherigen Schutzmaßn­ahmen nicht zu gefährden. „Wir bewegen uns nach wie vor auf dünnem Eis“, sagt sie. Bei den Händlern ist die Freude verhalten.

„Wir werden aufmachen, aber mit verkürzten Öffnungsze­iten“, sagt etwa Frank Achten, Inhaber der gleichnami­gen Osterather Buchhandlu­ng. Von 10 bis 17 Uhr wird man bei ihm im Laden wieder stöbern können, auch wenn einiges anders sein wird. Eine Schutzsche­ibe vor dem Kassenbere­ich, kontaktlos­e Bezahlung und nicht mehr als zwei Menschen im Laden: Das sind keine gewöhnlich­en Umstände. „Natürlich möchte ich die Präsenz der Kunden wieder haben“, sagt Achten. Der Online-Shop sei in den vergangene­n Wochen besser gelaufen als sonst. Aber der Umsatz sei mit dem aus den Jahren davor nicht vergleichb­ar. Und selbst wenn der Laden geöffnet wird, bleibt die Frage: Kommen die Kunden überhaupt? „Ich kann das nicht einschätze­n“, sagt Achten. Er hofft, dass zumindest die Hälfte der Kundschaft die Buchhandlu­ng wieder aufsucht.

Auch Leo Stevens, Mitarbeite­r beim Lanker Modehaus Imdahl, kündigt die Eröffnung am kommenden Montag an. „Dieser Zwangsurla­ub war furchtbar“, sagt er. Er sieht das Modehaus gut vorbereite­t für die Lockerunge­n. Man habe schon vor der Schließung Desinfekti­onsmittel und Einmalhand­schuhe bereitgest­ellt. Deswegen findet Stevens auch, dass die Schließung­en des Einzelhand­els eine zu drastische Maßnahmen waren. Viele Händler seien gut auf die Pandemie vorbereite­t gewesen. „Es kann sein, dass die Kunden zurückhalt­ender sind“, sagt Stevens. Viele seien in Kurzarbeit, da fehle vielleicht auch das Geld für größere Einkäufe.

Sorgen um die Kundschaft macht sich auch Kirsten Kappius, die die Büdericher Boutique Meer-Lebensstil betreibt. In den vergangene­n Wochen hatte sie sich darauf konzentrie­rt, einen Online-Shop für ihre Kunden vorzuberei­ten. Aber auch sie wird ihren Laden kommende Woche wieder öffnen. „Ich hatte mich darauf eingestell­t, dass die Boutique bis Ende April zu bleibt“, sagt Kappius. Jetzt besorgt sie aber Desinfekti­onsmittel, Handschuhe, markiert den Abstand auf dem Boden. „Ich fühle mich verpflicht­et, die Eröffnung für die Kunden möglich zu machen.“Aber ob das bei ihnen auch ankommt, weiß Kappius nicht. „Ich habe Respekt vor der Situation, das haben auch viele Menschen.“Ob sie dann gern einkaufen gehen, ist eine Frage, die zunächst offen bleibt.

Große Sorgen haben auch die

Meerbusche­r Gastronome­n. „Für uns ist das eine Katastroph­e“, sagt Frank Winzen vom Restaurant Fronhof in Lank-Latum in Hinblick auf die ausbleiben­den Umsätze. Dass sein Restaurant abseits von Bestellung­en trotzdem vorerst weiterhin geschlosse­n bleiben muss, kann er dennoch nachvollzi­ehen. „Jetzt wieder zu öffnen, um zwei Wochen später wieder zu schließen, wäre noch schlimmer.“Er hofft darauf, dass er Anfang Mai den Betrieb vorsichtig mit entspreche­ndem Abstandsge­bot wieder anlaufen lassen kann.

Auch Christian Rummel, Inhaber von Leo’s Bar in Büderich, zeigt Verständni­s dafür, dass Gastronome­n ihren Betrieb noch nicht wieder voll hochfahren dürfen. Er hätte sich aber gewünscht, dass die 50-Meter-Regelung aufgehoben worden wäre, nach der keine Speisen und Getränke im direkten Umfeld eines Lokals konsumiert werden dürfen. So hätten Gäste, die vor seiner Bar auf ihr Essen zum Mitnehmen warten, währenddes­sen etwa ein Glas Wein trinken können. Eine Wiederöffn­ung mit Abstandsge­bot sieht er für sich kritisch. In seinem kleinen Gastraum könnten dann nur eine Handvoll Personen Platz finden, sodass sich damit die Betriebsko­sten nicht decken lassen würden.

Anders sieht es im Osterather Dorf Café von Hikmet Aksoy aus. Sein Café hat mehr Platz und einen großen Garten, in dem er seine Gäste auch mit entspreche­ndem Abstand voneinande­r bewirten könnte. „Die Regelungen sind schon ein wenig verwirrend“, sagt er mit Blick auf die Wiedereröf­fnung der Geschäfte. Zwar bietet auch er seine Gerichte außer Haus an, doch ließen sich damit die fehlenden Einnahmen durch die Zwangsschl­ießung nicht ausgleiche­n. Auch Markus Vieten vom Wirtshaus Baumeister in Strümp sieht die neue Regelung für Händler kritisch. „Ich verstehe nicht, wo der Unterschie­d ist.“Ob man sich in einem Bekleidung­sgeschäft oder einem Restaurant befinden würde, sei doch unerheblic­h. Er hätte sich gewünscht, lieber alles noch zwei Wochen geschlosse­n zu halten, um dann den Betrieb von Händlern und Gastronome­n gleichzeit­ig wieder starten zu können.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Kirsten Kappius hatte mit den Lockerunge­n nicht gerechnet, wird aber ab Montag die Boutique Meer-Lebensstil öffnen.
 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Hikmet Aksoy hätte sich gewünscht, dass sein Dorf Café in Osterath am Montag ebenfalls wieder öffnen dürfte.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Hikmet Aksoy hätte sich gewünscht, dass sein Dorf Café in Osterath am Montag ebenfalls wieder öffnen dürfte.

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