Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Neusser Schüler lesen gern
Am 23. April wird der „Welttag des Buches“gefeiert. Wegen der Corona-Pandemie wurden Aktionen zur Leseförderung verschoben.
NEUSS An Anmeldungen hat es gewisse nicht gemangelt, aber nun steht fest: Die Neusser Kinder müssen sich bis Herbst gedulden. 47 Klassen von 22 Schulen hatten sich für die Gutscheinaktion zum Welttag des Buches unter dem Titel „Ich schenke dir eine Geschichte“angemeldet – das bedeutet allein für Neuss innerhalb eines Jahres eine satte Steigerung von 858 (aus 32 Klassen von 14 Schulen), von 358 auf 1216 Gutscheine.
Normalerweise sind sie traditionell zum Welttag des Buches, der in mehr als 100 Ländern am 23. April gefeiert wird, einzulösen, doch wegen der Corona-Pandemie wird diese Aktion nun auf den Welttag für Kinder am 20. September verschoben.
Während des Aktionszeitraums von 1. September bis 31. Oktober erhalten die angemeldeten 5. Klassen das Welttagsbuch „Abenteuer in der Megaworld“in ihrer Buchhandlung vor Ort geschenkt. Die 4. Klassen erhalten die Gutscheine für ihr persönliches Buchexemplar bereits vor den Sommerferien – so erreichen diese sie noch vor dem Wechsel auf die weiterführenden Schulen.
Das Buch „Abenteuer in der Megaworld“wurde von Kinderbuchautor Sven Gerhardt geschrieben und von Timo Grubing illustriert. „Ich schenk dir eine Geschichte“ist eine gemeinsame Aktion von Stiftung Lesen, Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Deutsche Post, cbj Verlag sowie dem ZDF und steht unter der Schirmherrschaft der Kultusministerien der Länder. Die Aktion findet bereits zum 24. Mal statt und ist eine deutschlandweite Kampagne zur Leseförderung. Mit dem Welttagsbuch sollen vor allem Kinder der vierten und der fünften Klasse beschenkt werden.
Das Buch erzählt von Magnus, Mithat, Vicky und Flora, die in einem Preisausschreiben eine exklsuive Eintrittskarte für einen Erlebnispark gewonnen haben. Doch der Besuch ist von Pannen geprägt, und die schlimmste von allen erwischt die Kinder, als sie gerade auf der Wildwasserbahn unterwegs sind. Der Strom fällt aus...
Dass allein in Neuss die Zahl so gesteigert werden konnte, freut Klaus Gravemann besonders. Nicht nur, weil seine Ehefrau Dorothea das Bücherhaus am Münster führt und dieses zu jenen zwei Buchhandlungen gehört, die Anmeldungen für die Aktion entgegennehmen konnten (die andere ist die Mayersche). Sondern vielmehr noch, weil dem Neusser
das Lesen besonders am Herzen liegt und schon deshalb er gern das Amt des Schatzmeisters des Deutschen Börsenvereins übernommen hat. „Als bezahltes Ehrenamt“, sagt er, der aktuell rund 30 Stunden für den neuen Job braucht, in normalen Zeiten um die 20.
Dass die Zahl der Neusser Schüler bei der Aktion „Ich schenke dir eine Geschichte“so gestiegen ist, führt er auf einen „Schneeballeffekt“zurück. „Ich denke, dass die Aktion in den Schulen einfach bekannter geworden ist“, sagt Gravemann. Der 63-Jährige ist vor allem ein Mann der Zahlen, doch legt das nicht allein seine Ausbildung als diplomierter Volkswirt nahe. Er war zudem Stadtkämmerer in Neuss und Landesgeschäftsführer der Mittelstandsvereinigung der CDU. Mittlerweile sieht er sich selbst aber auch als ein Mann des Buches, hat dabei eine Welt entdeckt, die ihn fasziniert. Im Moment, so sagt er, liest er Dörte Hansens Roman „Altes Land“und ist davon schlicht begeistert: „Die Sprache, die Geschichte – einfach alles“fasziniere ihn. Was aber auch daran liegen mag, dass er das Alte Land gut kennt, wie er schmunzelnd zugibt. Und er ergänzt: „Meine Frau liest noch viel mehr als ich.“Übrigens nicht nur im Urlaub, den die beiden gern auf Sylt oder Rügen verbringen. Doch es muss schon ein richtiges Buch sein: „Es ist auch ein haptisches Erlebnis“, sagt Gravemann, dem trotz Ebook nicht bange um die Zukunft des gedruckten Buches ist.
Seine Benennung als Schatzmeister des Deutschen Börsenvereins wird gern mit dem Zusatz „Bücherhauses am Münster“versehen. „Aber“, so schränkt er ein, „das funktioniert in meinem Fall, aber kaum bei einem Vertreter eines Buchhandels in unserer Größe.“Damit meint er jedoch nicht den Umsatz, mit dem scheint er höchst zufrieden zu sein.