Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Masken-Fertigung läuft auf Hochtouren
Viele Initiativen und Geschäfte bieten in der Corona-Krise selbstgenähte Behelfsmasken an. Teils sind sie auch schon Accessoires.
DÜSSELDORF Seit Wochen sind sie ein heiß begehrtes Gut – spätestens mit der dringenden Empfehlung der Bundesregierung, sie beim Einkaufen zu tragen, dürfte die Nachfrage nach Masken noch einmal steigen. Weil industriell gefertigte Ware kaum noch zu bekommen ist, haben inzwischen viele Privatpersonen und Initiativen begonnen, Behelfsmasken zu produzieren – teils sogar als modisches Accessoire in zahlreichen Mustern und Farben.
Düssel-Rüssel Besonders aktiv sind aktuell die Designerin Ela Eis und der Unternehmer Nils Kudla mit ihrer Corona-Initiative Düssel-Rüssel. Sie haben schon mehr als 2000 Masken mit dem illustren Namen verkauft; inzwischen können sie bis zu 2500 Exemplare in der Woche produzieren. Ziel sei es, so viele Düsseldorfer mit den Masken zu versorgen wie möglich, sagen sie – von Privatpersonen über Unternehmen bis zu Altenheimen.
„Die Idee hat schnell Form angenommen, und dann ist das Ganze rasant gewachsen“, sagt Kudla, der mit seinem Unternehmen Artomation normalerweise Licht- und Laserprojekte organisiert – in Zeiten ohne Großveranstaltungen aber keine Aufträge und stattdessen viel Zeit hat. Geld verdienen wolle er mit der Initiative nicht, sagt er: Die Düssel-Rüssel werden für eine Schutzgebühr von 5 Euro abgegeben, neben dem Material für die Behelfsmasken finanziert man damit inzwischen mehrere Mitarbeiter, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind. „Darüber freuen wir uns sehr, die Leute arbeiten von zuhause und bringen echtes Know-how mit.“
Auch viele Ehrenamtliche helfen mit, schneiden beispielsweise zu Hause stundenlang den Stoff zurecht, den Kudla überall zusammenkauft, wo momentan noch etwas zu bekommen ist. Blümchenmuster, Karos, Tiere, Punkte. Einige Sonder-Editionen werden sogar von Düsseldorfer Künstlern gestaltet, die den 100-Prozent-Baumwollstoffen ihre ganz eigenen Muster aufdrücken. „Vielleicht gelingt es uns gemeinsam, das Leben in Düsseldorf
bunter zu machen“, sagt Ela Eis. Firmen wählen zudem gerne auch ein zu ihrer Branche passendes Muster aus. Mit deren Großbestellungen, sagt Kudla, können dann auch diejenigen Exemplare gegenfinanziert werden, die die Initiative für deutlich weniger Geld etwa an Fiftyfifty abgibt.
Ausgegeben werden die Behelfsmasken in den Räumen der Designerin an der Kurfürstenstraße 41 (Stadtmitte), in denen sie sonst Junggesellinnenabschiede und Feiern verbunden mit Schmuck-Workshops anbietet – momentan sind sie mit kleinen rot-weißen Virusmodellen sogar passend zur Lage dekoriert. Im Fenster sind einige Modelle mit Nummern ausgestellt, so dass Passanten auch im Vorbeigehen schon ein Design auswählen können; ansonsten geht das auch auf der Facebookseite des Projektes.
Die Abholung kann man telefonisch vereinbaren oder sich die Stücke nach Hause liefern lassen, per Rikscha oder Lastenfahrrad. Infos unter facebook.de/duesselruessel.
Maßschneider-Ateliers Eines ist beim Behelfs-Mund-Nasenschutz wichtig: Er soll wiederverwendbar sein. Deshalb verwenden die Maßschneider-Ateliers in Düsseldorf Bänder und keine Gummis zur Befestigung. „Gummis werden schnell spröde, wenn sie heiß gewaschen werden,“erklärt Wolfgang Müller, Kommunikationschef der Kreishandwerkerschaft, die im März die Idee für den selbst gebastelten Mundschutz hatte.
Mittlerweile wurden mehr als 1500 dieser Masken aus hochwertiger Baumwolle verkauft – allesamt an Betriebe aus der Innung. Denn das war der Gedanke dahinter: Handwerker sollen sich bei der Arbeit gegenseitig schützen. „Viele Handwerker arbeiten ja nicht alleine, sondern mit Kollegen“, erklärt Müller.
Für 10 Euro pro Stück fertigen Obermeisterin Sandra Gronemeier und weitere fünf Maßschneider-Ateliers in Düsseldorf (Elfriede Belz, Gitta Wintersieg, Phillipp Carrouge, Inge Grothe-Rosenberg und Joanne Kelch) den Behelfs-Mundschutz. Die Lieferungen gehen bis nach Wuppertal. „Die Aktion schlägt absolut gut ein“, freut sich der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Lutz Denken.
Die Masken bleiben aber exklusiv für Mitgliedsunternehmen der Kreishandwerkerschaft. „Um das Ganze aber auch noch für Privatpersonen zu öffnen, fehlt uns das Personal und die Zeit“, sagt Müller. Denn: Die Masken werden allesamt per Hand gefertigt. Pro Maske sind 20 Minuten Arbeitszeit nötig. „Es handelt sich um wiederverwendbare, im Kochwaschgang waschbare Schutzmasken, die der Umgebung einen gewissen Schutz bieten, und damit das Gesundheitsrisiko für die Mitarbeiter der Betriebe in der Zusammenarbeit in den Werkstätten, Labors und Baustellen mindern,“sagt Denken.
Bestell-Anfragen sind per E-Mail an die Kreishandwerkerschaft zu richten: info@kh-duesseldorf.de