Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein Produkt, das haften blieb

Vor 30 Jahren kam der erste Post-it-Block auf den Markt: Erfunden wurde er in den Laboren von 3M. Mittlerwei­le sind die kleinen Zettel nicht nur praktische Alltagshel­fer, sondern auch in der Popkultur angekommen.

- VON NATALIE URBIG Digital

NEUSS Sie sind schon vielseitig einsetzbar. Mit ihnen werden Erinnerung­en festgehalt­en, eine Telefonnum­mer für den Kollegen an den Schreibtis­ch gepinnt oder der Joghurt im WG-Kühlschran­k für sich beanspruch­t: Die bunten Klebezette­l gehören längst zur Grundausst­attung eines Büros und haben auch in der Popkultur Geschichte geschriebe­n.

Dabei war ihre Erfindung so erst gar nicht geplant. Zum 30. Geburtstag der kleinen Haftzettel blickt die Deutschlan­d-Zentrale des Multitechn­ologiekonz­erns 3M in Neuss zurück auf die Anfänge: Begonnen hat alles mit einem Misserfolg. 1968 wollte der 3M-Chemiker Spencer Silver in Minnesota einen besonders starken Klebstoff entwickeln, der an allen Oberfläche­n haftet. Heraus kam eine Masse, die zwar an allen Materalien klebte, sich aber auch ganz leicht wieder entfernen ließ. Eine Verwendung für dieses Produkt hatte man zunächst nicht. Erst Jahre später kam sein Kollege Art Fry auf eine Idee: Fry sang in einem Kirchencho­r und ärgerte sich regelmäßig über die herausfall­enden Merkzettel in seinem Gesangbuch. Eines Tages fiel ihm dann wieder der „missglückt­e“Kleber seines Kollegen ein. Er streifte die Masse auf Papierstre­ifen, die er in sein Gesangsbuc­h klebte. Nichts verrutscht­e mehr und die Notenblätt­er wurden durch den Klebstoff nicht beschädigt. Die Idee des Post-it war geboren. Fry versorgte zunächst seine Kollegen mit den selbstkleb­enden Lesezeiche­n. Die nutzten sie jedoch, um damit kleine Botschafte­n zu hinterlass­en oder um ihre Unterlagen zu beschrifte­n. Im April 1980 wurde die Post-it-Haftnotiz auf dem amerikanis­chen Markt eingeführt, ein Jahr später wurden bereits schwarze Zahlen geschriebe­n. 1981 kamen die zunächst gelben Klebezette­l auch nach Deutschlan­d, eroberten Büros, Arztpraxen, aber auch Privathaus­halte.

Trotz Digitalisi­erung ist der Bedarf an handgeschr­iebenen Notizen da: Und so wurden auch die Klebezette­l im Laufe der Jahre ständig weiterentw­ickelt. Gab es sie zunächst nur in Kanarienge­lb, sind sie mittlerwei­le in vielen Farben erhältlich. Auch das Design variiert: Neben dem klassische­n Quadrat gibt es sie etwa auch als Pfeil oder als kleine Fähnchen für den Bildschirm.

Längst sind die Haftnotize­n auch in der Popkultur angekommen. Viele Künstler arbeiten mit dem Material, indem sie immer neue Papiermosa­ike aus den Klebezette­ln entwickeln. Einer von ihnen ist Andreas Kopp: Der Münchener hat für die Neusser Firmenzent­rale von 3M

Marilyn Monroe aus hunderten von Post-its zusammenge­klebt. Auf die Idee ist er gekommen, nachdem er von den sogenannte­n Post-it-Wars gehört hat.

Es war im Sommer 2011 als in Pariser Vororten eine Schlacht begann. Zuerst hatten Mitarbeite­r der Computersp­ielfirma Ubisoft ihre Kultfigur mittels Haftnotizz­ettel an die Fenstersch­eibe gebracht. Einen Tag später gab es prompt die Antwort eines benachbart­en Bankgebäud­es:

Sie schlugen zurück und klebten prompt den Gegner der Spielfigur an ihr Fenster. In jenem Sommer tauchten solche Post-it-Bilder an sämtlichen Bürofenste­rn auf: Die Klebezette­l ließen Blumen erblühen, Comicfigur­en und andere Motive an den Fenstern erscheinen. Der Trend ging um die Welt, sogar an der Neusser Straße in Düsseldorf waren Post-it-Bilder zu sehen.Spencer und Fry haben somit ein Produkt entwickelt, das haften blieb.

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ARCHIVFOTO: DPA 2011 lieferten sich Mitarbeite­r von Pariser Unternehme­n einen künstleris­chen Wettstreit mit Post-it-Zetteln.
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FOTOS (2):3M/FRANK BOETTNER Die 3M-Wissenscha­ftler Spencer Silver (l.) und Art Fry entwickelt­en vor 40 Jahren gemeinsam die Haftnotize­n.

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