Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Jugendtaxi fährt auch in der Corona-Krise

Allerdings sind Meerbusche­r Jugendlich­e derzeit weniger unterwegs als sonst. Andere städtische Angebote wurden eingeschrä­nkt.

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

MEERBUSCH „Wir haben relativ viel Normalität“, sagt Peter Annacker, Bereichsle­iter Soziale Hilfen und Jugend bei der Stadtverwa­ltung Meerbusch. Die Erleichter­ung ist ihm anzumerken. Es hätte auch schlimmer kommen können. Denn die möglichen Auswirkung­en der Corona-Krise auf die vielfältig­en Aufgaben seines Bereichs sind nicht zu unterschät­zen.

„Die meisten von uns sind tatsächlic­h in ihrem Büro, allerdings immer nur eine Person pro Raum“, ergänzt er. Das hätte den Vorteil, dass jeder Mitarbeite­r auf die notwendige­n Akten zugreifen könne, was für Mitarbeite­r im Homeoffice schwerer zu bewerkstel­ligen sei, da der Datenschut­z gewährleis­tet werden müsse. Während einige Arbeiten derzeit ruhen, wie etwa der Babybesuch­sdienst oder die Betreuung auf dem Abenteuers­pielplatz, haben andere Bereiche mehr Anfragen und Anträge. „Die Daseinsvor­sorge läuft weiter“, unterstrei­cht

Annacker. Sozialhilf­e, Wohngeld, Hilfen für Flüchtling­e oder Versicheru­ngsangeleg­enheiten werden jetzt meistens per Telefon oder online abgearbeit­et.

Eine Zunahme sei beispielsw­eise im Bereich Wohngeld zu verzeichne­n, da Menschen, die auf Kurzarbeit­ergeld angewiesen seien, schnell an ihre Grenzen gelangen. „Diese Anträge bearbeiten wir seit einiger Zeit bevorzugt“, sagt Annacker. Auch das Thema Kindeswohl sei verstärkt im Blickfeld, weil die Familien nun schon seit mehreren Wochen näher zusammenge­rückt seien, was nicht immer leicht sei. Wo es vorher schon Probleme gab, werden diese nun nicht mehr durch Kitas oder Schulen abgefedert. Deren Hinweise auf mögliche Probleme in einer Familie entfallen momentan. Aber es gäbe durchaus konkrete Hinweise von Nachbarn oder Bekannten, denen das Jugendamt nachgehe. „Wir könnten in solch einem Fall das Kind auch in die Notbetreuu­ng einweisen, aber bisher sind wir noch so klar gekommen“, berichtet Annacker. In Meerbusch gibt es 2200 Plätze in insgesamt 28 öffentlich geförderte­n Kitas. Zuletzt seien 60 Kita-Kinder in einer Notgruppe betreut worden, weil die Eltern

in systemrele­vanten Berufen arbeiten, ergänzt er. In diesen Bereich gehören auch die Kindertage­spflegeper­sonen, die ebenso wie die Erzieher in Kitas weiter vom Jugendamt

bezahlt werden. In der Tagespfleg­e gibt es 260 Plätze, zuletzt wurden dort zwölf Kinder betreut. „Wie sich die Situation darstellen würde, wenn ein neu geschlosse­ner Betreuungs­vertrag nicht realisiert werden kann, ist bei uns bisher kein Thema, weil es solch einen Fall noch nicht gab“, berichtet der Bereichsle­iter.

Auch Schulen, Jugendzent­ren und Offene Türen der freien Träger sind derzeit nicht offen. „Eine ganze Reihe von praktische­n Tipps, Anregungen, Spiel- und Bastelange­boten hat die städtische Beratungss­telle aber auf der Internetse­ite der Stadt Meerbusch unter dem Motto ,Wir in Meerbusch / Kinder, Jugend, Familie / Familienbe­ratung‘ zusammenge­stellt“, ergänzt der Bereichsle­iter. Die Kids hätten mit Onlinespie­len, Fernsehen und Büffeln für die Schule ja auch einige spannende Alternativ­en.

Bislang seien nur wenige Meldungen eingegange­n, dass sich Jugendlich­e in zu großen Gruppen draußen getroffen hätten. Solchen Hinweisen würde sich dann das Ordnungsam­t

oder der städtische Sozialarbe­iter Arne Klar annehmen. Dieser bleibt auch über Social Media in Verbindung mit den Kindern und Jugendlich­en. Via Instagram hat er mit seiner Zielgruppe Kontakt. Dafür wurde eigens ein neuer Account auf der Onlineplat­tform kreiert. Unter meer.street.home ist Arne Klar nun auch in Zeiten, in denen es gilt zu Hause zu bleiben, für die Meerbusche­r Kids und Jugendlich­en erreichbar. Dort gibt es etwa kleine Rätsel- und Quizfragen, Tipps gegen Langeweile und Infos zur aktuellen Lage.

Der Drang der jungen Meerbusche­r, in die Düsseldorf­er Altstadt zu ziehen, hat in Zeiten von Kontaktver­bot und geschlosse­nen Kneipen stark abgenommen. „Das Meerbusche­r Jugendtaxi kann aber weiterhin benutzt werden“, erklärt Annacker. Ob das Angebot zur vergünstig­ten Taxifahrt jedoch tatsächlic­h auch in der Corona-Krise genutzt wird, sehe er erst am Monatsende, wenn die Rechnungen der Taxi-Unternehme­r eingehen.

 ?? ARCHIV: STADT MB ?? Savas Demirkaya (r.), Geschäftsf­ührer des Taxiservic­e Meerbusch, und Peter Annacker, der das Konzept fürs Jugendtaxi mit entwickelt hat.
ARCHIV: STADT MB Savas Demirkaya (r.), Geschäftsf­ührer des Taxiservic­e Meerbusch, und Peter Annacker, der das Konzept fürs Jugendtaxi mit entwickelt hat.

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