Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Über das Internet beim Bauern kaufen
Frische Produkte aus der Region ohne Gedränge einkaufen – das liegt zu Corona-Zeiten voll im Trend. Auf dem Buscherhof geht am Donnerstag dazu ein neues Geschäftsmodell an den Start.
NEUSS Georg und Christina Wolfgarten haben in ihrem landwirtschaftlichen Betrieb in der Nähe von Röckrath gut zu tun: Rund 40 Mutterschafe und 60 Lämmer müssen versorgt werden, in Kürze kommen noch mehrere hundert Hühner hinzu. Auf den Feldern werden Kartoffeln, Süßkartoffeln, Kürbisse, Melonen und einiges mehr angebaut. Da bleibe keine Zeit, die Erzeugnisse auf Wochenmärkten in der Region anzubieten – und die Großabnehmer drückten die Preise auf ein Niveau, das der studierte Landwirt so kommentiert: „Diese Art der Vermarktung bricht der Landwirtschaft das Rückgrat.“
Auf der anderen Seite legen immer mehr Verbraucher großen Wert auf nachhaltig produzierte Lebensmittel aus der Region – bestenfalls aus biologischem Anbau. „Auch uns liegen die Themen Klimaschutz, Regionalität und Nachhaltigkeit sehr am Herzen“, betont der Vater von zwei Kindern, der gemeinsam mit seiner Frau Christina den Buscherhof – in der dritten Generation von der Familie Wolfgarten bewirtschaftet – derzeit vom konventionellen auf den biologischen Anbau umstellt.
„Wir haben in der Region viele gute Betriebe mit tollen Produkten, und wir leben in einer dicht besiedelten Gegend mit vielen Verbrauchern. Da stellten wir uns die Frage, wie man beides besser zusammenbringen kann“, so der 46-Jährige.
Als das Ehepaar dann von „Marktschwärmer“hörte, waren beide von der Geschäftsidee direkt begeistert: Das Start-up-Unternehmen aus Berlin stellt die Online-Plattform zur Verfügung, der Gastgeber – in diesem Fall Familie Wolfgarten – organisiert die Abläufe vor Ort. Hinzu kommen die regionalen Erzeuger,
die bei den Gastgebern ihre eigenen Produkte anbieten. Familie Wolfgarten ist gleichzeitig Gastgeber und Erzeuger. Bestellt und bezahlt wird ausschließlich über das Internet, einmal pro Woche können die zusammengepackten Waren abgeholt werden – auf dem Buscherhof ab dem 23. April jeweils donnerstags zwischen 17 und 19 Uhr.
Während der Corona-Pandemie kann das Marktschwärmer-Modell mit einem zusätzlichen Vorteil für den Verbraucher punkten: „Normalerweise kommen die Erzeuger zur Abholzeit in die Marktschwärmerei und händigen ihre Waren selbst aus – eine tolle Sache, weil man dann mit den Produzenten direkt ins Gespräch kommt und weiß, wie die Lebensmittel angebaut werden“, erklärt Christina Wolfgarten. Das funktioniere derzeit natürlich nicht, und so packen die Wolfgartens die bestellten und bezahlten Produkte für ihre Kunden ein, so dass die Kiste oder Tasche nur schnell abgeholt und ins Auto geladen werden muss. „Das ist ein sehr kontaktarmes Einkaufen“, versichert die 46-Jährige. „Wir haben hier viel Platz – da kann man gut Abstand halten“, betont sie.
Nach der Krise sollen die Erzeuger dann wie ursprünglich vorgesehen selbst vor Ort sein, „und dann holen wir auch unser großes Fest zur Eröffnung der Schwärmerei nach“.
Mit der Resonanz ist Familie Wolfgarten zufrieden: Bislang sind zwölf Erzeuger mit fast 400 Produkten dabei, und rund 170 Kunden haben sich online für die erste Neusser Marktschwärmerei registriert. Im Angebot sind Kartoffeln, Lammfleisch, Eier, Vollkornbrot, Spargel, Salat, Äpfel, Apfelsaft, Wein, Brotaufstriche, Molkerei-Produkte, Kräuter, Öle, Seifen und mehr.