Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Krumi liest vor – jetzt auch live im Netz
Der beliebte Meerbuscher Lesepate Wolfgang „Krumi“Krumnacker tritt nun jeden Donnerstag bei Instagram auf.
MEERBUSCH Blaue, gelbe und rote Herzen fliegen über den unteren Rand des Bildschirms. Eine Zuschauerin schreibt in den Instagram-Chat „Wie schön ist das denn!“Wolfgang Krumnacker, in Meerbusch besser bekannt als Krumi, liest schon seit 13 Jahren Kindern vor. Aber so wie am Donnerstag war es noch nie. Keine Kinder im Raum – nur Krumi, die Bücher und die Handykamera. Er sei aufgeregt gewesen, sagt Krumi nach der Premiere.
Als Krumi für rund 20 Instagram-Zuschauer die Geschichte des Mäuseritters erzählt, merkt man ihm die Nervosität nicht an. Nicht einmal Namen wie Tristan von Trottelbach oder Garvin von Grauschwanz, der Schreck aller Kater, nicht einmal solche Namen und Titel bringen Krumi ins Stolpern. Er liest wie eh und je, hebt und senkt die Stimme an den richtigen Stellen, dreht das Buch um und zeigt seinen Zuschauern die Bilder. Wolfgang Krumnacker hat, so scheint es, einen neuen Kanal für sich entdeckt.
Dabei stehen Krumi und Technologie eigentlich auf Kriegsfuß, sagt der 74-Jährige immer wieder. Damit der Stream bei Instagram überhaupt laufen konnte, war Hilfe von außen dringend nötig. Die Mutter einer treuen Zuhörerin von Krumis Geschichten hatte die Idee, sie richtete auch den Instagram-Account ein und zeigte Krumi, wie man die App bedient. „Als sie das vorgeschlagen hat, habe ich einen Schreck bekommen“, sagt Krumnacker, ein Instagram-Kanal
klang für ihn nach nichts Gutem. Er habe ein gespaltenes Verhältnis zu sozialen Medien.
Am vergangenen Donnerstag, als die Premiere von Krumi bei Instagram vorbei ist, hört sich das schon ganz anders an. „Es ist eine pure Freude“, sagt Krumnacker. Es gebe nichts Schöneres als mit Kindern zu arbeiten. Und ja, es sei natürlich anders, wenn man nicht direkt vor sich ihre lächelnden Gesichter sieht und ihre Reaktionen. Aber er könne sich das gut vorstellen, sagt Krumi. Er kennt die Kinder, weiß, wann sie lachen und an welchen Stellen sie gespannt auf die Geschichte lauschen.
Wenn Krumnacker für Kinder vorliest, dann ist das meist ehrenamtlich. Vor der Corona-Krise war er regelmäßig in der Stadtbibliothek, seine Besuche dort gehören mittlerweile zum festen Programm.
„Ich bekomme von den Kindern viel Freude“, sagt er. Das Lesen sei ihm eine Bedürfnis.
Jetzt wird dieses Bedürfnis über das Internet gestillt. Instagram und Krumi, das ist eine Kombination, die sich Wolfgang Krumnacker noch vor einem Monat nicht einmal hätte vorstellen können. Jetzt ist es eine, die langfristig bleiben soll. „Ich lese jetzt jeden Donnerstag bei Instagram, bis das in der Stadtbibliothek wieder geht“, sagt er. Dazu haben ihn die Reaktionen von Kindern und Eltern ermutigt. Viele hätten ihm nach dem ersten Stream geschrieben, den Namen seines Accounts mit anderen geteilt und schon angekündigt, dass sie beim nächsten Mal dabei seien. Krumi will nun via Instagram auch bei Geburtstagen auftreten. Einen schönen Geburtstagsgruß sprechen, eine Geschichte vorlesen, vielleicht sogar zaubern. Und ganz sicher für viel Gelächter sorgen.