Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stöger hält Fortuna eine Tür offen

„Es ist nicht ausgeschlo­ssen, dass ich bleibe“, sagt der Regisseur. Er verhandelt aber auch mit englischen Klubs.

- VON BERND JOLITZ

Kevin Stöger wirkt entspannt. Die Vormittags-Trainingse­inheit mit seinen Kollegen bei der Fortuna hat Spaß gemacht, und grundsätzl­ich wird die Vorfreude auf den Wiederbegi­nn der Bundesliga immer größer. „Wir sind heiß“, versichert der Mittelfeld­regisseur. „Wir brennen noch mehr darauf, auf den Platz zu gehen und zu spielen, als es vor der Pause der Fall war.“

Dabei gehe es ihm wirklich in erster Linie ums Fußballspi­elen, weniger darum, die Weichen für seine persönlich­e Zukunft zu stellen. „Natürlich mache ich mir darüber auch Gedanken“, gibt der umworbene Österreich­er zu. „Entscheide­n werde ich letztlich gemeinsam mit meiner Frau und meinem Berater, aber ganz sicher nicht jetzt.“Er sei nicht der Typ, der ganz früh Planungssi­cherheit haben müsse. „Mit Entscheidu­ngen für die nächste Saison werde ich auf jeden Fall warten. Andere Spieler haben vielleicht Angst und würden das erste Angebot gleich unterschre­iben. So bin ich nicht, ich bin da ganz gelassen.“

Nun ist es selbstrede­nd nicht so, dass Stöger und vor allem sein Berater, Ex-Nationalsp­ieler Karlheinz Förster, ausschließ­lich im Hier und Jetzt lebten. „Es gab einige Gespräche in den vergangene­n Tagen. Sehr gute mit Fortuna, aber auch mit anderen Vereinen aus der Bundesliga und aus der Premier League. Es ist überhaupt nicht ausgeschlo­ssen, dass ich bleibe. Da müsste natürlich alles passen, und wir müssten in der ersten Liga spielen. Das haben wir klar angesproch­en. Aber ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit dem Trainer, er baut auf mich. Ich werde in dieser Situation nichts Großes von der Fortuna fordern.“

Seine häufig zitierten Champions-League-Ambitionen spielt der 26-Jährige herunter. „Ich habe nie gesagt, dass ich unbedingt in der nächsten Saison Champions League spielen möchte, sondern nur, dass es generell mein Traum ist – und das gilt wohl für jeden Spieler. Wenn man erst einmal Bundesliga­profi ist, gibt es schließlic­h nicht mehr so vieles, was noch besser wäre.“Wobei er sich nicht allzu viel Zeit damit lassen sollte, wenn die Königsklas­se nicht ein Traum bleiben soll. Immerhin wird er im August 27, und viel später würde er einen Einstieg dort kaum schaffen. Das freilich sind nicht die Art von Grübeleien, denen sich Stöger lang hingibt, ebenso wenig wie Spekulatio­nen darüber, ob sein Marktwert durch die Corona-Pause gelitten haben könnte: „Was nutzt es, wenn man einen tollen Marktwert hat und spielt dann die letzten Partien alle scheiße?“

Deshalb betont er immer wieder, dass er seinen Fokus jetzt, wo die Politik die Fortsetzun­g der Saison einmal in Aussicht gestellt hat, ganz auf der Arbeit auf dem Platz behalten wolle. „Das Laufen und Fahrradfah­ren zu Hause waren schon nervig. Das große Thema war, wieder auf den Platz zu gehen. So lange der Rasen und der Ball dabei sind, ist es nicht mehr wichtig, wie groß die Trainingsg­ruppe ist.“

Dabei seien die Einheiten immer noch völlig anders als gewohnt, versichert er und kontert so die Attacken, die der Wolfsburge­r Geschäftsf­ührer Jörg Schmadtke in der „Bild“geritten hatte: „Wir halten weiter die Sicherheit­sabstände ein, so gut es geht. Wir üben Passformen, Überzahlsp­iel, Torschüsse – aber alles mit Abstand. Zweikämpfe gibt es nach wie vor nicht.“Natürlich könne es bei einer Übung aber mal eine einzelne Grätsche geben.

Trotz der allgemeine­n Unsicherhe­it über den Form- und Fitnesssta­nd der Bundesligi­sten ist Stöger

guten Mutes. „Die Unterbrech­ung hat mir persönlich ganz gut getan“, betont er. „Ich war ja lange verletzt und bin dann so zurückgeko­mmen, wie wir uns das vorgestell­t hatten. Dann kam mir die Pause für meinen Körper gut zupass. Als Mannschaft haben wir nicht viel von unserer Form verloren, denke ich.“

Fortuna habe vor der Unterbrech­ung gezeigt, „dass wir unbedingt da unten rauskommen wollen und auch können“. Sein Team habe guten Fußball gespielt und manchmal auch Pech gehabt. „Von diesen letzten Spielen wollen wir viel mitnehmen, aber eine solche Situation hatte noch niemand, in seinem ganzen Leben nicht. Da muss man als Team sehr stark sein.“

Damit der Ball endlich wieder rollt, wäre Stöger für vieles bereit. Wenn allerdings Gedankensp­iele für eine Kasernieru­ng der Profis in einer Art Hotel-Quarantäne real würden, hätte er doch einen großen Wunsch: „Falls es so kommen sollte, möchte ich nicht so lange ohne meine Frau bleiben. Wir haben zwar wochenlang fast niemanden außer uns gesehen, uns aber trotzdem nie gestritten.“Das ist doch schon mal was.

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