Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schützen müssen sich in Geduld üben
Der Begriff Großveranstaltungen ist bislang nicht genau definiert. Dennoch haben viele Vereine ihr Schützenfest bereits abgesagt.
STADTTEILE Bis zum 31. August sind Großveranstaltungen untersagt. Was das im Detail bedeutet, ist aber unklar. Man diskutiere das gerade auf Landesebene, aber auch im Bund-Länder-Kreis, heißt es aus der Düsseldorfer Staatskanzlei. Bis dahin müssen sich viele Veranstalter in Geduld üben, darunter auch Schützenvereine, für die die Saison Anfang Mai hätte starten sollen.
Bereits vor fünf Wochen, als es die ersten Einschränkungen für Großveranstaltungen gab, sagten Vennhausen, Garath und Heerdt ihre Schützenfeste ab. Weitere Vereine folgten dem Beispiel. Gerne würde Britta Damm, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Düsseldorfer Schützen, ihren Mitgliedern einen Rat geben, aber auch sie weiß nur das, was NRW-Ministerpräsident Armin Laschet vor einer Woche im Fernsehen sagte: „Neben Großveranstaltungen nannte er explizit Volks- und Schützenfeste, die nicht stattfinden sollen“, sagt Damm, die nun darauf wartet, dass es etwas Schriftliches gibt vom Land, das sie an die Chefs der Vereine weiterleiten kann. Fünf Schützenfeste stehen nach dem 31. August im Terminkalender, ob es dann weitergeht, ist ungewiss. Sollte es grünes Licht geben für Veranstaltungen, „dann sollten die Schützen auch feiern“, sagt Damm. Dass sie aus Solidarität zu den anderen absagen, „das würde niemandem helfen.“Im Folgenden eine Auswahl einiger Düsseldorfer Vereine und wie sie mit der Situatioin umgehen:
Hubbelrath Die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Hubbelrath hat das für die Zeit vom 5. bis 9. Juni geplante Schützenfest abgesagt, König Andreas Lanzmich bleibt ein weiteres Jahr im Amt. Für die Hubbelrather ist das Schützenfest das Großereignis schlechthin, sonst ist in der Regel nicht viel los im Dorf. Doch im Bewusstsein der Verantwortung für die Risikogruppen sei sich der Vorstand nach den Beschlüssen des Bundes und der Länder schnell klar darüber gewesen, „dass wir im Juni kein Schützenfest feiern können, wenn es noch keinen
Impfstoff und keine Medikamente gegen das Virus gibt“. Unbeschwertes Feiern in Anbetracht der kritischen Lage, in der sich alle befinden würden, sei schlichtweg nicht möglich. „Unsere Entscheidung beruht also insbesondere auf der moralischen Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen“, teilt Brudermeister Christoph Wicharz mit.
Bilk Auch die Bilker haben ihr Schützenfest, das vom 19. bis 23. Juni angesetzt war, abgesagt, das hat der Vorstand in einer Videokonferenz entschieden. Dabei wollte der St.-Sebastianus-Schützenverein sein 575-jähriges Bestehen groß feiern, hatte sogar die Band Brings verpflichtet, „aber unter diesen Umständen macht es keinen Sinn“, sagt Sprecher Rene Krombholz. Das Konzert wurde nun vorerst auf Freitag, 18. September, verschoben. Der Regimentskrönungsball am Samstag, 26. September, soll zum großen Jubiläumsball werden – mit der Band Die Dorfer und einem Udo-Jürgens-Imitator. „Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nicht, ob das dann auch wirklich klappt, aber so haben die Mitglieder wenigstens etwas, auf das sie sich freuen können“, sagt Krombholz. In Bilk bleiben die gekrönten Häupter mit Regimentskönig Martin Kramp an der Spitze ein weiteres Jahr im Amt.
Niederkassel Die beiden Chefs Marc Klement und Christoph Faßbender von den Niederkasseler Schützen gingen zwar davon aus, dass das Großveranstaltungsverbot verlängert wird, hatten aber das Datum abgewartet, das in der vergangenen Woche bekanntgegeben wurde. Vom 7. bis 10. August hätte der St.-Sebastianus-Schützenverein Niederkassel feiern wollen, „wir können aber nicht warten, bis es weitere Details zum Verbot gibt“, sagt Faßbender. Man stehe unter Zeitdruck, Verträge mit Schaustellern müssten abgeschlossen werden, „und ein Schützenfest ohne Zelt ist letztlich unvorstellbar“, so Faßbender. Schützenkönig Klaus
Günther wird noch ein Jahr länger im Amt bleiben, „er hatte bislang ja kaum etwas von seiner Regentschaft“, sagt Christoph Faßbender.
Holthausen Die St. Sebastianer in Holthausen wären mit ihrem Schützenfest eigentlich erst im September dran gewesen. Doch wegen der unklaren Situation hat der Verein sein Fest am Mittwoch abgesagt. „Wir würden eine Woche nach der Aufhebung des Verbotes ein Fest feiern, bei dem wir nicht wissen, was es für Konsequenzen haben könnte. Wir haben keinerlei Planungssicherheit in Bezug auf Gäste für den Partyabend. Wollen wir feiern, wenn ein Großteil unserer Mitglieder zur potenziell ausgerufenen Risikogruppe gehört?“, teilen die Schützen dazu mit. Man möge sich nicht vorstellen, wie groß das Echo sein werde, wenn jemand angesteckt werden sollte. Alle Repräsentanten des Regiments werden, um in den Genuss der auswärtigen Schützenfeste und der Krönungsbälle zu kommen, ihr Amt bis zum Schützenfest 2021 behalten. „Wir haben viele Szenarien durchgespielt, viel diskutiert und sind zu eben diesem Entschluss gekommen“, sagt Vorstand Maximilian Schnorrenberg.
Itter Auch in Itter wird es in diesem August kein Schützenfest geben. Das teilt der Verein jetzt mit. Dazu gehören sowohl das Kinderfest als auch das Dorf- und Schützenfest. Die St. Hubertus Schützen hoffen nun auf 2021.
Angermund Für die Bruderschaft in Angermund steht das Schützenfest vom 11. bis 14. September an. „Eine offizielle Entscheidung wird erst Anfang Mai vom Vorstand gefällt, aber es steht bereits fest, dass wir das Fest ausfallen lassen werden. Dafür haben sich auch alle Gruppenführer ausgesprochen“, sagt Schriftführer Harald Weber. Man wolle sich damit nicht zuletzt solidarisch mit den anderen Vereinen zeigen, die ja keinen Spielraum für die Entscheidung hätten. „Aber auch dem Königspaar gegenüber ist das nur fair. Dieses würde ja dann abgelöst und hätte in seinem Königsjahr nichts erlebt.“
Unterrath Traditionell beenden sonst die Unterrather Schützen die Sommersaison des Düsseldorfer Brauchtums. Vier Tage lang, vom 18. bis 21. September, ist das Schützenfest in diesem Jahr geplant. „Bis zu diesem Termin ist ja noch einige Zeit, weshalb wir bislang keine Entscheidung gefällt haben, ob wir das Fest ausfallen lassen“, sagt Schützenchef Frank Spielmann. Eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt fände er auch den Schaustellern gegenüber nicht fair, da diese den Unterrathern teilweise seit Jahrzehnten die Treue halten. Rund 50 Fahrgeschäfte werden üblicherweise für die Kirmes auf dem Schützenplatz aufgebaut, die an guten Tagen von bis zu 4000 Menschen besucht wird. „Wir warten die Entwicklungen und die Vorgaben ab, unter denen Feste vielleicht stattfinden können. Ob aber die Auflagen dann auch von unserem Verein umgesetzt werden können, der ja rein ehrenamtlich arbeitet, wird sich zeigen.“Bevor eine Entscheidung gefällt wird, will sich Spielmann jedoch mit Medizinern und den Schaustellern beraten.
Ein Überblick aller Schützenfeste (teilweise auch über die frühzeitigen Absagen) finden Interessierte unter https:// www.igds.de