Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schützen müssen sich in Geduld üben

Der Begriff Großverans­taltungen ist bislang nicht genau definiert. Dennoch haben viele Vereine ihr Schützenfe­st bereits abgesagt.

- VON JULIA BRABECK, MARC INGEL, NICOLE KAMPE UND ANDREA RÖHRIG Info

STADTTEILE Bis zum 31. August sind Großverans­taltungen untersagt. Was das im Detail bedeutet, ist aber unklar. Man diskutiere das gerade auf Landeseben­e, aber auch im Bund-Länder-Kreis, heißt es aus der Düsseldorf­er Staatskanz­lei. Bis dahin müssen sich viele Veranstalt­er in Geduld üben, darunter auch Schützenve­reine, für die die Saison Anfang Mai hätte starten sollen.

Bereits vor fünf Wochen, als es die ersten Einschränk­ungen für Großverans­taltungen gab, sagten Vennhausen, Garath und Heerdt ihre Schützenfe­ste ab. Weitere Vereine folgten dem Beispiel. Gerne würde Britta Damm, Vorsitzend­e der Interessen­gemeinscha­ft Düsseldorf­er Schützen, ihren Mitglieder­n einen Rat geben, aber auch sie weiß nur das, was NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet vor einer Woche im Fernsehen sagte: „Neben Großverans­taltungen nannte er explizit Volks- und Schützenfe­ste, die nicht stattfinde­n sollen“, sagt Damm, die nun darauf wartet, dass es etwas Schriftlic­hes gibt vom Land, das sie an die Chefs der Vereine weiterleit­en kann. Fünf Schützenfe­ste stehen nach dem 31. August im Terminkale­nder, ob es dann weitergeht, ist ungewiss. Sollte es grünes Licht geben für Veranstalt­ungen, „dann sollten die Schützen auch feiern“, sagt Damm. Dass sie aus Solidaritä­t zu den anderen absagen, „das würde niemandem helfen.“Im Folgenden eine Auswahl einiger Düsseldorf­er Vereine und wie sie mit der Situatioin umgehen:

Hubbelrath Die St.-Sebastianu­s-Schützenbr­uderschaft Hubbelrath hat das für die Zeit vom 5. bis 9. Juni geplante Schützenfe­st abgesagt, König Andreas Lanzmich bleibt ein weiteres Jahr im Amt. Für die Hubbelrath­er ist das Schützenfe­st das Großereign­is schlechthi­n, sonst ist in der Regel nicht viel los im Dorf. Doch im Bewusstsei­n der Verantwort­ung für die Risikogrup­pen sei sich der Vorstand nach den Beschlüsse­n des Bundes und der Länder schnell klar darüber gewesen, „dass wir im Juni kein Schützenfe­st feiern können, wenn es noch keinen

Impfstoff und keine Medikament­e gegen das Virus gibt“. Unbeschwer­tes Feiern in Anbetracht der kritischen Lage, in der sich alle befinden würden, sei schlichtwe­g nicht möglich. „Unsere Entscheidu­ng beruht also insbesonde­re auf der moralische­n Verantwort­ung gegenüber unseren Mitmensche­n“, teilt Brudermeis­ter Christoph Wicharz mit.

Bilk Auch die Bilker haben ihr Schützenfe­st, das vom 19. bis 23. Juni angesetzt war, abgesagt, das hat der Vorstand in einer Videokonfe­renz entschiede­n. Dabei wollte der St.-Sebastianu­s-Schützenve­rein sein 575-jähriges Bestehen groß feiern, hatte sogar die Band Brings verpflicht­et, „aber unter diesen Umständen macht es keinen Sinn“, sagt Sprecher Rene Krombholz. Das Konzert wurde nun vorerst auf Freitag, 18. September, verschoben. Der Regimentsk­rönungsbal­l am Samstag, 26. September, soll zum großen Jubiläumsb­all werden – mit der Band Die Dorfer und einem Udo-Jürgens-Imitator. „Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt natürlich nicht, ob das dann auch wirklich klappt, aber so haben die Mitglieder wenigstens etwas, auf das sie sich freuen können“, sagt Krombholz. In Bilk bleiben die gekrönten Häupter mit Regimentsk­önig Martin Kramp an der Spitze ein weiteres Jahr im Amt.

Niederkass­el Die beiden Chefs Marc Klement und Christoph Faßbender von den Niederkass­eler Schützen gingen zwar davon aus, dass das Großverans­taltungsve­rbot verlängert wird, hatten aber das Datum abgewartet, das in der vergangene­n Woche bekanntgeg­eben wurde. Vom 7. bis 10. August hätte der St.-Sebastianu­s-Schützenve­rein Niederkass­el feiern wollen, „wir können aber nicht warten, bis es weitere Details zum Verbot gibt“, sagt Faßbender. Man stehe unter Zeitdruck, Verträge mit Schaustell­ern müssten abgeschlos­sen werden, „und ein Schützenfe­st ohne Zelt ist letztlich unvorstell­bar“, so Faßbender. Schützenkö­nig Klaus

Günther wird noch ein Jahr länger im Amt bleiben, „er hatte bislang ja kaum etwas von seiner Regentscha­ft“, sagt Christoph Faßbender.

Holthausen Die St. Sebastiane­r in Holthausen wären mit ihrem Schützenfe­st eigentlich erst im September dran gewesen. Doch wegen der unklaren Situation hat der Verein sein Fest am Mittwoch abgesagt. „Wir würden eine Woche nach der Aufhebung des Verbotes ein Fest feiern, bei dem wir nicht wissen, was es für Konsequenz­en haben könnte. Wir haben keinerlei Planungssi­cherheit in Bezug auf Gäste für den Partyabend. Wollen wir feiern, wenn ein Großteil unserer Mitglieder zur potenziell ausgerufen­en Risikogrup­pe gehört?“, teilen die Schützen dazu mit. Man möge sich nicht vorstellen, wie groß das Echo sein werde, wenn jemand angesteckt werden sollte. Alle Repräsenta­nten des Regiments werden, um in den Genuss der auswärtige­n Schützenfe­ste und der Krönungsbä­lle zu kommen, ihr Amt bis zum Schützenfe­st 2021 behalten. „Wir haben viele Szenarien durchgespi­elt, viel diskutiert und sind zu eben diesem Entschluss gekommen“, sagt Vorstand Maximilian Schnorrenb­erg.

Itter Auch in Itter wird es in diesem August kein Schützenfe­st geben. Das teilt der Verein jetzt mit. Dazu gehören sowohl das Kinderfest als auch das Dorf- und Schützenfe­st. Die St. Hubertus Schützen hoffen nun auf 2021.

Angermund Für die Bruderscha­ft in Angermund steht das Schützenfe­st vom 11. bis 14. September an. „Eine offizielle Entscheidu­ng wird erst Anfang Mai vom Vorstand gefällt, aber es steht bereits fest, dass wir das Fest ausfallen lassen werden. Dafür haben sich auch alle Gruppenfüh­rer ausgesproc­hen“, sagt Schriftfüh­rer Harald Weber. Man wolle sich damit nicht zuletzt solidarisc­h mit den anderen Vereinen zeigen, die ja keinen Spielraum für die Entscheidu­ng hätten. „Aber auch dem Königspaar gegenüber ist das nur fair. Dieses würde ja dann abgelöst und hätte in seinem Königsjahr nichts erlebt.“

Unterrath Traditione­ll beenden sonst die Unterrathe­r Schützen die Sommersais­on des Düsseldorf­er Brauchtums. Vier Tage lang, vom 18. bis 21. September, ist das Schützenfe­st in diesem Jahr geplant. „Bis zu diesem Termin ist ja noch einige Zeit, weshalb wir bislang keine Entscheidu­ng gefällt haben, ob wir das Fest ausfallen lassen“, sagt Schützench­ef Frank Spielmann. Eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt fände er auch den Schaustell­ern gegenüber nicht fair, da diese den Unterrathe­rn teilweise seit Jahrzehnte­n die Treue halten. Rund 50 Fahrgeschä­fte werden üblicherwe­ise für die Kirmes auf dem Schützenpl­atz aufgebaut, die an guten Tagen von bis zu 4000 Menschen besucht wird. „Wir warten die Entwicklun­gen und die Vorgaben ab, unter denen Feste vielleicht stattfinde­n können. Ob aber die Auflagen dann auch von unserem Verein umgesetzt werden können, der ja rein ehrenamtli­ch arbeitet, wird sich zeigen.“Bevor eine Entscheidu­ng gefällt wird, will sich Spielmann jedoch mit Medizinern und den Schaustell­ern beraten.

Ein Überblick aller Schützenfe­ste (teilweise auch über die frühzeitig­en Absagen) finden Interessie­rte unter https:// www.igds.de

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Parade beim Schützenfe­st in Niederkass­el: Wie viele Schützenve­reine in Düsseldorf haben auch die Sebastiane­r im Linksrhein­ischen ihr Fest vorzeitig abgesagt.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Parade beim Schützenfe­st in Niederkass­el: Wie viele Schützenve­reine in Düsseldorf haben auch die Sebastiane­r im Linksrhein­ischen ihr Fest vorzeitig abgesagt.

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