Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der Erfinder des Karnevalsmottos
Das Comitee Düsseldorfer Carneval entschied sich für den Satz „Wir feiern das Leben“, den Alexander Grunwald eingereicht hatte.
LOHAUSEN Als die ersten Schulen schlossen, uns immer mehr Schreckensnachrichten aus dem Ausland erreichten und wir mitten in der Corona-Krise angekommen waren, da fiel Alexander Grunwald das Motto ein. Ein Motto, das allem trotzt, das motiviert, lebensfroh ist und optimistisch, das Mut macht und ein bisschen Hoffnung darauf, dass irgendwann wieder alles normal ist. Er reichte seine Idee beim Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) ein, das sich mit einer großen Mehrheit für „Wir feiern das Leben“entschied, mit dem die Karnevalssession 2020/21 überschrieben sein wird. Weil es eben genau das aussagt, was sich viele Düsseldorfer im Moment wünschen – ein Leben, das wir feiern können. „Ich hatte es ohne eine Erklärung eingeschickt“, erzählt Alexander Grunwald, „jeder kann für sich selber definieren, was es für ihn bedeutet“. Das mache das Motto auch so stark, findet der 38-Jährige, der selbst durch und durch jeck ist.
Alexander Grunwald ist Mitbegründer und Vorsitzender des Karnevalsvereins De lilla Engel. Seit sechs Jahren gibt es die Gruppe in Lohausen, die aus der Jugendarbeit in der Kirchengemeinde hervorgegangen ist. „Wir wollten Kindern und Jugendlichen eine Partizipation bieten“, sagt der 38-Jährige, bei dem vor allem die Kommunikation im Vordergrund steht. Zwei Drittel der Mitglieder sind unter 27 Jahren, alle, die älter sind, „sind keine aktiven, sondern begleitende Mitglieder“, sagt Grunwald. Im Verein sollen die Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit bekommen, sich zu entwickeln, sich auszuprobieren, Verantwortung zu übernehmen und auch mal Fehler machen zu dürfen. Den Satz „Das habe ich noch nie gemacht“hört Alexander Grunwald oft. Dann antwortet er stets: „Ich zeig’s dir.“
Nicht nur ins Privatleben hat Alexander
Grunwald aus der Jugendarbeit in der Kirchengemeinde Heilige Familie Stockum, Lohausen, Golzheim, Unterrath und Lichtenbroich viel mitgenommen. Auch beruflich haben ihn die 15 Jahre als Gruppenleiter geprägt: An der Fachhochschule in Düsseldorf studierte Grunwald Sozialpädagogik, analysierte in seiner Bachelorarbeit die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen und arbeitet heute für einen
Bildungsträger, der unter anderem junge Erwachsene unterstützt, die in eine Problemlage geraten sind. Sucht, Drogen, Trennung, „wir finden gemeinsam die Stolpersteine und manchmal gebe ich einen kleinen Schubser“, sagt der 38-Jährige.
Dass das CC nun ausgerechnet sein Motto ausgewählt hat, ist nicht selbstverständlich, „auch wenn ich es bewusst als Privatperson, nicht als Vorsitzender der Lilla
Engel eingereicht habe“, sagt Grunwald. Im Jahr 2018 gab es zwischen dem Comitee Düsseldorfer Carneval und den Lilla Engel kleinere Querelen. Der kleine Lohauser Verein wollte Mitglied werden, an der Spitze des CC gab es einen Wechsel, und irgendwie sei es dann zu Missverständnissen gekommen, sagt Alexander Grunwald, für den die Geschehnisse inzwischen aber vergeben und vergessen sind. Man hat sich aufeinander zubewegt, man respektiert sich, und die Lilla Engel dürfen immer beim Rosenmontagszug mitlaufen. „Einer der ersten, der mir gratuliert hat, war Sven Gerling“, berichtet der 38-Jährige. Gerling ist im Vorstand des CC und Leiter Organisation für die Sicherheit im Karneval.
Eine Frage ist Alexander Grunwald in den vergangenen Wochen häufig gestellt worden: „Warum ist das Motto eigentlich nicht auf Platt?“Dafür gibt es zwei Gründe: „Düsseldorf ist eine weltoffene Stadt, das Platt könnte vielleicht den einen oder anderen ausgrenzen“, sagt der Karnevalist, der aber nichts dagegen hat, wenn die Leute für sich das Motto ins Platt übersetzen, oder ins Türkische oder Französische. Außerdem habe er sich darüber im Vorfeld gar nicht so richtig Gedanken gemacht, „es war eine Bauchentscheidung, obwohl ich, wenn ich im Verein bin, immer ein bisschen Mundart rede“.