Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
„Wir rechnen mit dem 5. Mai“
Die Direktorin der Kunstsammlung wartet auf die Wiedereröffnung ihrer Häuser. Für Herbst plant sie mit der Thomas-Ruff-Schau.
Man kann wieder zu Ikea gehen, und auch die Galerien sind auf. Wann in NRW die Museen wieder die Türen aufschließen dürfen, ist derzeit noch ungewiss. Der Deutsche Museumsbund und der Verband der Kunstkritiker fordern baldige Eröffnung. Im Gespräch erklärt die Direktorin der nordrhein-westfälischen Kunstsammlung mit zwei Ausstellungshäusern in Düsseldorf, was Corona mit der Kunst und den Kunsthäusern anrichtet und wie sie für die Zukunft programmatisch neu planen muss.
Kommen wir demnächst nur mit Maske ins Museum?
SUSANNE GAENSHEIMER Ja – so sieht meine Wunschvorstellung aus. Wir streben eine behutsame Wiedereröffnung an, bei der Besucher und Mitarbeiter gleichermaßen geschützt werden.
Wann dürfen Sie wieder aufschließen?
GAENSHEIMER Wir rechnen mit dem 5. Mai und bereiten uns intensiv auf weitreichende Maßnahmen vor zur Regulierung des Besucherstromes und zur Gewährung von erforderlicher Hygiene.
Was tut Corona der Kunst an?
GAENSHEIMER Die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen schaden vor allem der Kunstszene. Ich hoffe, dass die Verluste nicht so hoch sind und die Hilfsmaßnahmen von Land und Bund greifen.
Aber der Topf ist nicht groß genug für alle notleidenden Künstler … GAENSHEIMER Man wird die vollen Auswirkungen erst langfristig erkennen. Gemessen an anderen Ländern stehen wir in Deutschland nicht schlecht da.
Wie sehr leidet die derzeit geschlossene
Kunstsammlung mit K20 am Grabbeplatz und K21 im Ständehaus unter den Corona-Folgen?
GAENSHEIMER Wir klagen, wenn, auf hohem Niveau. Denn alle 100 Stellen meiner Mitarbeiter sind gesichert. Von der Landespolitik erhalten wir Beistand, auch moralische Unterstützung.
Wird es in Zukunft weniger Mittel geben?
GAENSHEIMER Die Einnahmeverluste der vergangenen sechs und der künftigen Wochen werden spürbar sein. Am Ende des Jahres wird man sehen, was finanziell ins Gewicht fällt.
Die Planungssicherheit ist dahin. Die große Thomas- Ruff-Schau wurde verschoben, der Besucherhit Picasso nicht langfristig genug gewürdigt. Wie sieht das neue Programm aus?
GAENSHEIMER Es ist schmerzhaft, eine Ausstellung wie Picasso zuzuschließen. Bei so hohem Aufwand und solch wunderbaren Werken. Aber wahrscheinlich können wir sie über den Sommer verlängern. Ich stelle bei allen Aktivitäten derzeit eine große internationale Kollegialität fest.
Worauf dürfen wir uns in diesem Jahr noch besonders freuen?
GAENSHEIMER Einen der wichtigsten Vertreter der Düsseldorfer Photoschule, Thomas Ruff, haben wir in den Herbst und in die Klee-Halle des K20 verlegt. Ende September ist das Highlight Hito Steyerl im K21. Bis dahin unternehmen wir sehr viel digital, zum Beispiel eine Kooperation mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Zu unseren Ausstellungen bieten wir Führungen und Kuratorengespräche an, was sehr gut angenommen wird. Das alles ersetzt aber den Besuch vor Ort nicht.
Wird das vom Staat aus Steuermitteln unterhaltene Museum als bürgerliche Institution vielleicht auch einen Bedeutungsverlust erleiden angesichts vermeintlich wichtiger Staatsaufgaben?
GAENSHEIMER Im derzeitigen Krisenmanagement hat die Kultur verständlicherweise nicht allererste Priorität. Und doch betont Ministerpräsident Laschet, dass die Kultureinrichtungen fehlen. Das Bedürfnis nach Kunst und Kultur ist vorhanden. Die Museen sind die prädestinierten Orte, um bei gelernten Corona-Maßnahmen die langsame Öffnung nun anzugehen.
ANNETTE BOSETTI FÜHRTE DAS INTERVIEW