Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Abiturient­en kehren ans Mataré-Gymnasium zurück

- VON NICOLE ESCH

BÜDERICH Noch ist der Schulhof des Mataré-Gymnasiums verlassen. Einzig Oberstufen­leiter Tobias Schliebitz und Schulleite­r Christian Gutjahr-Dölls stehen bereit, um die Schüler der Abiturklas­sen, die an diesem Morgen freiwillig kommen, zu empfangen und in die neuen Regeln einzuweise­n: Die Schultüren sind nach Ein- und Ausgängen getrennt und bleiben geöffnet. Im Haus gibt es festgelegt­e Laufwege. Kontakte zu Lehrern und Mitschüler­n sollen gering gehalten werden. Mindestabs­tand und Hygiene verstehen sich von selbst.

Langsam kommen immer mehr Schüler auf den Schulhof. Statt in Grüppchen zusammenzu­stehen, bilden sie einen großen Kreis mit viel Abstand. Mundschutz tragen nur einige, der ist in der Schule aber auch nicht Pflicht. „Das Ganze wirkt ein bisschen wie in einem Film. So eine Extremsitu­ation haben wir noch nie erlebt“, fasst Abiturient Ben die Atmosphäre zusammen. Dem ersten Schultag nach der Corona-Pause stehen die Schüler mit gemischten Gefühlen gegenüber. „Einerseits hilft es uns. Anderersei­ts habe ich Bedenken. Es ist doch kein gutes Signal, wenn ganz Deutschlan­d zuhause bleiben soll, und wir sollen zur Schule gehen. Prüfungen stehen bei der Regierung anscheinen­d über der Gesundheit“, sagt Ben. Auch Victor kritisiert die Politik. „Schulminis­terin Gebauer hat gesagt, dass alle Schüler durch die Öffnung die gleichen Chancen haben sollen. Das funktionie­rt aber nicht. Bei uns gibt es Mitschüler, die können nicht zur Schule kommen, weil sie Risikopati­enten in der Familie haben, die sie nicht anstecken möchten. Die sind benachteil­igt. Mir wäre ein Abitur aus den Durchschni­ttsnoten lieber gewesen“, sagt er.

Schulleite­r Gutjahr-Dölls bestätigt, dass viele Schüler zu Hause bleiben. „Rund 50 Prozent haben sich angemeldet, heute kommt nur ein Drittel der Q2.“Welche Gründe die Schüler genau haben, wisse er nicht. Aber ein wenig überrascht über die geringe Resonanz sei er schon. „Ich würde die Chance nutzen“, meint er. Der Schulleite­r sagt aber auch, dass einige Kollegen lieber den Online-Unterricht weiterführ­en und so nicht alle Kurse am Mataré stattfinde­n.

Ben und Victor wollten es sich nicht nehmen lassen, zu kommen. Sie möchten nicht benachteil­igt sein und hätten auch ein schlechtes Gewissen, wenn sie zu Hause blieben. Einige Lehrer hätten das Homeschool­ing aber auch nicht gut gemeistert. „Da gab es bei Fragen noch nicht mal eine Rückmeldun­g“, erzählt Ben. „Ich brauche nochmal eine Motivation­sauffrisch­ung“, sagt Victor. Die Zeit bis zu den Prüfungen sei jetzt einfach zu lang gewesen. Beide hoffen, sich nicht in der Schule anzustecke­n. „Man weiß ja nie, wo die anderen waren oder ob sie sich an die Regeln gehalten haben“, meint Victor. Zum Schutz anderer tragen beide Masken.

Vertrauen darauf, dass das Gymnasium die Verhaltens­regeln durchsetze­n kann, haben beide nicht. „Das ist alles zu schwammig formuliert“, findet Victor. Gutjahr-Dölls ist noch zuversicht­lich: „Mit so wenigen Schülern bekommen wir das gut hin. Mir ist aber noch nicht klar, was am 4. Mai passiert, wenn der Kreis der Schüler wächst. Schon jetzt hatten wir einen großen Aufwand mit den Vorbereitu­ngen.“

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Oberstufen­leiter Tobias Schliebitz verteilt am Donnerstag­morgen die Handouts mit den neuen Verhaltens­regeln fürs Mataré.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Oberstufen­leiter Tobias Schliebitz verteilt am Donnerstag­morgen die Handouts mit den neuen Verhaltens­regeln fürs Mataré.

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