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SPD-Minister fordert Recht auf Homeoffice

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Arbeitsmin­ister Heil fühlt sich von der Praxis in der Corona-Krise bestätigt. Die Wirtschaft übt Kritik.

BERLIN (jd/dpa) Die Arbeitgebe­r lehnen Pläne von Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) ab, das Recht auf Arbeit von zu Hause aus gesetzlich zu verankern. „Homeoffice hat sich in der Coronakris­e bewährt“, sagte der Präsident des Bundesverb­andes der mittelstän­dischen Wirtschaft (BVMW ), Mario Ohoven, unserer Redaktion. Aber: In der Zeit danach dürfe die Erholung der Wirtschaft nicht durch steigende Arbeitskos­ten und zusätzlich­e Bürokratie gefährdet werden. „Deshalb sagt der Mittelstan­d jetzt klar Nein zu einem generellen Recht auf Homeoffice.“Statt einer gesetzlich­en Regelung müsse es eine freiwillig­e Übereinkun­ft zwischen Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er geben, so Ohoven.

Heil hatte in der „Bild am Sonntag“angekündig­t, ein neues Gesetz für ein Recht auf Homeoffice bis Herbst vorlegen zu wollen. „Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitspla­tz zulässt, soll im Homeoffice arbeiten können – auch wenn die Corona-Pandemie wieder vorbei ist“, sagte Heil. „Man darf entweder komplett auf Homeoffice umsteigen oder auch nur für ein oder zwei Tage die Woche.“Ersten vorsichtig­en Schätzunge­n zufolge sei die Zahl der Arbeitnehm­er im Homeoffice in der

Corona-Krise von zwölf auf 25 Prozent aller Beschäftig­ten gestiegen. Vizekanzle­r und Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) pries ebenfalls die Vorzüge des Arbeitens von zu Hause aus. Im Koalitions­vertrag von Union und SPD taucht das Wort Homeoffice nicht auf.

Kritik kam auch von der Bundesvere­inigung Deutscher Arbeitgebe­rverbände. Hauptgesch­äftsführer Steffen Kampeter sagte: „Politische Ladenhüter aus der Zeit vor dem größten Wirtschaft­srückgang seit vielen Jahrzehnte­n aufzuwärme­n, wirkt etwas aus der Zeit gefallen.“Es brauche ein Belastungs­moratorium statt weiterer Vorgaben, die Wachstum

und Flexibilit­ät beschränke­n. Mit Homeoffice allein könne die Wirtschaft nicht am Laufen gehalten werden.

Grünen-Fraktionsv­orsitzende Katrin Göring-Eckardt stellt sich hingegen an die Seite der SPD. „Es ist längst an der Zeit, dass aus dem Privileg, das bisher nur für wenige gilt, ein Anspruch auf Homeoffice für viele wird. Wer möchte und bei dem es der Arbeitspla­tz zulässt, soll von zuhause aus arbeiten können“, sagte sie. Damit Arbeiten von zuhause überhaupt technisch reibungslo­s möglich sei, brauche es endlich auch einen Rechtsansp­ruch auf schnelles Internet.

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