Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ärger um geplanten Bonus für Altenpfleg­er

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die mehr als 500.000 Altenpfleg­ekräfte in Deutschlan­d sollen als Anerkennun­g vor allem ihrer Leistungen in der Corona-Krise in diesem Jahr einen einmaligen Bonus von 1500 Euro erhalten. Nun wird hinter den Kulissen gerungen, wie die Prämie, die rund eine Milliarde Euro kosten wird, finanziert werden soll. Profitiere­n sollen neben den Pflegern Hausmeiste­r,

Hauswirtsc­haftskräft­e und andere Beschäftig­te der Pflegeheim­e. Das Erfreulich­e für die Pflegekräf­te: Die Prämie soll ohne Abzug von Steuern und Sozialabga­ben finanziert werden. Sie profitiere­n von einer Sonderrege­lung des Finanzmini­steriums im Corona-Jahr 2020.

Doch während es schon Unmut bei den Krankenpfl­egern gab, die zurzeit nicht minder belastet sind, dass die Prämie allein in für die Altenpfleg­e ausgeschüt­tet werden soll, ringen Krankenver­sicherung, Bundesregi­erung und Arbeitgebe­r nun darum, wer die finanziell­e Anerkennun­g für die Altenpfleg­e überhaupt zahlen soll. Klar ist, dass das Geld mit dem Juli-Gehalt überwiesen werden soll. Einig ist man sich auch, dass nicht die Pflegevers­icherung allein dafür aufkommen muss, da es sich ja auf eine „gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe“handele.

Gesetzlich­e Kassen und Private Krankenver­sicherung stemmen sich gegen eine Belastung der Pflegekass­en. PKV-Verbandsdi­rektor Florian Reuther verweist darauf, dass einmalige Boni auf Kosten der Beitragsza­hler in der Pflegevers­icherung ungerecht wären. „Damit würden auch viele Beitragsza­hler belastet, die weniger verdienen als ausgebilde­te Pflege-Fachkräfte“, sagte Reuther unserer Redaktion. Er meint, sollte die Politik einen Bonus auf Kosten der Pflegevers­icherung finanziere­n, „dann muss sie zusätzlich­e

Belastunge­n der Beitragsza­hler vermeiden, indem sie die verblieben­en Gelder aus dem Pflegepers­onalstärku­ngsgesetz verwendet, die nicht für zusätzlich­e Pflegestel­len benötigt wurden.“Dem Gesetz zufolge zahlen gesetzlich­e und private Pflegevers­icherungen seit 2019 pro Jahr 684 Millionen Euro für die Neuschaffu­ng von Pflegestel­len. Da die Stellen bisher nicht besetzt werden konnten, sind 2019 nur zehn Prozent der Mittel abgeflosse­n.

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