Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bis zu 4000 Kinder in der Kita-Notbetreuu­ng

Vor allem Alleinerzi­ehende sorgen für einen Anstieg. Eltern kritisiere­n Familienmi­nisterium wegen kurzfristi­ger Verordnung.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Die Stadt geht davon aus, dass sich die Zahl der Jungen und Mädchen, die die Notbetreuu­ng der Kindertage­sstätten in Anspruch nehmen, im Laufe dieser Woche deutlich erhöht. „Wir rechnen mit bis zu 4000 Kindern, zuletzt waren es etwa 1800“, sagte Jugendamts­leiter Johannes Horn am Sonntag. Zum Vergleich: Insgesamt gehen in der Landeshaup­tstadt rund 28.000 Kinder zwischen dem ersten Lebensjahr und dem Schuleintr­itt in eine Kita oder eine Tagespfleg­e.

Hauptgrund für den erwarteten Zuwachs sind die Erleichter­ungen für alleinerzi­ehende Mütter und Väter, die von heute an gelten. Vom NRW-Familienmi­nisterium bereits vor gut einer Woche angekündig­t, war die entspreche­nde Verordnung erst in der Nacht zu Samstag kommunizie­rt worden. „Am Wochenende zu erfahren, unter welchen Voraussetz­ungen ich das Kind montags in die Kita bringen darf, hat bei Eltern für unnötige Unruhe gesorgt. Viele hatten keine Chance mehr, sich mit ihrem Arbeitgebe­r abzustimme­n“, sagt Marcel Scherrer vom Jugendamts­elternbeir­at, der Interessen­vertretung der Kita-Eltern. Grundsätzl­ich begrüßt Scherrer die Tatsache, dass Alleinerzi­ehende unabhängig vom Beruf jetzt nur noch nachweisen müssen, über keine private Betreuungs­alternativ­e zu verfügen. „Chapeau für alle, die alleine Job, Kind und Haushalt in einer so angespannt­en Lage stemmen, da ist es nur folgericht­ig, diese Hilfestell­ung nicht auf bestimmte Berufsgrup­pen einzugrenz­en“, betont er.

„Es war kurzfristi­g, aber wir werden und können den Erlass zu Wochenbegi­nn umsetzen“, sagte Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche am Sonntag. Vom Grundsatz her sei das Vorhaben ja bekannt gewesen, man habe sich deshalb darauf einstellen können und fühle sich durch die erfolgten Präzisieru­ngen nun ausreichen­d vorbereite­t. „Auch wenn es zumindest denkbar gewesen wäre, die klare politische Vorgabe etwas früher in eine Verordnung zu überführen“, fügt er an. Es liege aber in der Dynamik der Corona-Krise, rasch und spontan und im Zweifel auch mal auf Zuruf handeln zu müssen. Ganz ähnlich sei es beim Lockdown im März gewesen. „Da haben wir auch am Freitagnac­hmittag erfahren, dass es so sein wird und bereits am Montag darauf Notbetreuu­ngen eingericht­et.“In der Krise hätten die Kommunen gezeigt, dass sie eben nicht schwerfäll­ig seien, „sondern dann, wenn es darauf ankommt, flexibel und souverän agieren“.

Heute werden Jugendamts­leiter Horn und sein Team weitere organisato­rische Details für die fast 380 Kindertage­sstätten der Stadt und der freien Träger klären. „Dabei wird es unter anderem darum gehen, an welchen Standorten die Nachfrage besonders hoch ist und wie viel Personal nach Abzug vorerkrank­ter und älterer Mitarbeite­r zur Verfügung steht. Bislang waren 250 Kitas geöffnet, die Zahl der notbetreut­en Kinder schwankte zwischen einem und maximal zehn Kindern pro Standort. „Wir gehen davon aus, dass es bald zwischen fünf und 18 Kinder sein werden“, sagt Horn.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Das Evangelisc­he Krankenhau­s ist für Patienten geöffnet – doch viele kommen aus Angst vor einer Ansteckung nicht.

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