Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Stadtkasse fehlen Millionen wegen Corona

Die Pandemie könnte für Meerbusch das Ende des ausgeglich­enen Haushalts bedeuten. Die Stadt hatte mit einem Überschuss von 353.000 Euro gerechnet, doch schon jetzt fehlen Millionen.

- VON VIKTOR MARINOV

MEERBUSCH Die Pandemie macht der Stadt Meerbusch einen Strich durch die Finanzrech­nung. 2020 sollte das vierte Jahr in Folge werden, in dem der Haushalt im Plus liegt. Mit einem Überschuss von rund 353.000 Euro wollte die Stadt das Finanzjahr abschließe­n, mehrere Millionen sind aber jetzt schon wegen der Krise weggefalle­n. Die Auswirkung­en der Krise werde man auch in den kommenden Jahren spüren, sagt Kämmerer Christian Volmerich.

Der Großteil der Erträge der Stadt Meerbusch kommt von Steuern und ähnlichen Abgaben. Rund 95 Millionen Euro erwartet der aktuelle Haushaltse­ntwurf für 2020 aus dieser Einnahmequ­elle. 42,5 Millionen

Einkommens­steuer und 33,2 Millionen Gewerbeste­uer sollten in die Stadtkasse fließen. „Die Haupteinna­hmequellen sind von der Pandemie direkt betroffen, da sie konjunktur­abhängig sind“, sagt Volmerich. Anders gesagt: Geht es der gesamten Wirtschaft schlecht, verdienen Menschen und Firmen weniger und zahlen weniger Steuern. Die Stadt rechnet deswegen mit Verlusten.

Wie hoch diese sein werden, ist für viele Bereiche noch unklar. Ein erstes Indiz dafür, wie stark die Krise die Finanzen der Stadt treffen könnte, sind die zahlreich eingereich­ten Anträge auf eine Herabsetzu­ng der Gewerbeste­uer. Vier Millionen Euro werden der Stadt nach jetzigem Stand fehlen, weil viele Unternehme­n mit erhebliche­n Gewinneinb­rüchen rechnen. Auch die Umsatzsteu­er, die mit 4,8 Millionen Euro im Haushalt eingeplant ist, wird „in dieser Höhe nicht zu realisiere­n sein“, sagt Volmerich.

Weniger Einnahmen sind auch bereits in den Bereichen Elternbeit­räge, Kindertage­spflege und Offene Ganztagssc­hule zu verzeichne­n. Für den Monat April hat die Stadt diese Beiträge erlassen. Die Hälfte davon hat NRW an Meerbusch erstattet, sagt Volmerich. Der Ertragsaus­fall für die Stadt ist mit 270.000 Euro trotzdem erheblich. Dazu kommen auch kleinere Ausfälle, etwa durch die Erlassung der Terassenge­bühr für Gastronome­n. 17 Standorte im Stadtgebie­t müssen diese Gebühr für das gesamte Jahr nicht zahlen – das sind in der Summe 18.400 Euro weniger für die Stadt. Es gibt auch Bereiche im Haushalt, die von der Pandemie nicht betroffen sind. Das gilt etwa für die Grundsteue­r und Beteiligun­gen und Zuweisunge­n vom Land, sagt Volmerich.

Wenn der finanziell­e Plan der Stadt wankt, könnten geplante Investitio­nen ausfallen. 30,6 Millionen wollte die Stadt für das Jahr 2020 investiere­n. Rund sechs Millionen davon entfallen auf den Erwerb von Gesellscha­ftsanteile­n an den Meerbusche­r Stadtwerke­n. Mehr als 5,6 Millionen sind für den Neubau von zwei Kitas in Büderich geplant, am Laacher Weg und am Weißenberg­er Weg. Dazu kommen bei den Investitio­nen zwei Millionen für neue Sozialwohn­ungen

und ein Übergangsw­ohnheim, 1,2 Millionen für den Ankauf des Alten Rathauses in Osterath und 0,8 Millionen für Feuerwehrf­ahrzeuge.

Zur Entlastung der Stadtkasse hofft der Kämmerer auf einen finanziell­en Ausgleich vom Land. Das sei für sogenannte coronabedi­ngte Schäden schon angekündig­t worden, die Regelungen blieben jedoch abzuwarten. Auch verwaltung­sintern prüfe man derzeit, wo sich Kosten einsparen ließen. Die Stadt Meerbusch steht im landesweit­en Vergleich eigentlich gut ab. „Wir gehören zu den wenigen Kommunen in NRW, bei denen die Aufwendung­en durch die Erträge gedeckt wurden, andere Kommunen sind in einer deutlich schlechter­en Ausgangspo­sition“, sagt der Kämmerer.

Von dem angekündig­ten finanziell­en Ausgleich vom Land hänge ab, wie stark und für welchen Zeitraum sich die Krise auf die Stadtfinan­zen auswirkt. „Es muss davon ausgegange­n werden, dass wir auch in den folgenden Jahren die Auswirkung­en deutlich spüren werden“, sagt Volmerich. Was jetzt passiert, wird eine nachhaltig­e Spur in die finanziell­e Planung der Stadt hinterlass­en.

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ILLUSTRATI­ON: A. ZÖRNER Die Stadt hat in den letzten Jahren ihr Sparschwei­n immer wieder füllen können. Wegen der Krise könnte sich das künftig ändern.
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FOTO: CV Christian Volmerich ist seit Herbst 2019 Kämmerer in Meerbusch.

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