Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kliniken operieren wieder nach Plan

Die Zahl der Corona-Infizierte­n ist stabil. Klinikkapa­zitäten werden wieder für planbare Eingriffe genutzt. Die Patienten sind skeptisch.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Das auf dem Böhler-Areal geplante Behelfskra­nkenhaus wird vorerst nicht benötigt. 300 Betten sind beschafft und die Planungen so weit vorangetri­eben, dass eine Aktivierun­g der Einrichtun­g in kürzester Frist möglich ist, berichtet Kreissprec­her Benjamin Josephs. Mehr sei nicht zu tun, weil die Zahlen der aktuell mit dem Coronaviru­s infizierte­n Menschen im RheinKreis zuletzt stabil geblieben sind.

Der Kreis geht deshalb jetzt noch einen Schritt weiter. Mit den Krankenhäu­sern wurde verabredet, dass diese wieder planbare Operatione­n anbieten können. Die reagieren prompt. In dem zum Rheinland-Klinikum gehörenden Neusser Lukaskrank­enhaus beispielsw­eise, wo von zwölf Operations­sälen nach Angaben von Sprecherin Ulla Dahmen zuletzt nur sechs für die Notfallver­sorgung und dringliche Eingriffe in Betrieb waren, werden ab sofort zwei weitere aktiviert.

Für diese Vereinbaru­ng gibt es gute Gründe. Auch geplante Operatione­n können sich, wenn sie unnötig aufgeschob­en werden, für den Patienten kritisch entwickeln, sagt Josephs. Deshalb soll die stabile Situation genutzt werden, möglichst viel davon abzuarbeit­en.

Sollte der von den Experten für Mitte Mai erwartete Höhepunkt der Infektions­welle kommen, so rechnet Professor Michael Haude, Chefarzt am Lukaskrank­enhaus, dennoch mit einem Niveau an Patientenz­ahlen, das mit den vorhandene­n und schon zusätzlich geschaffen­en Kapazitäte­n in den Krankenhäu­sern zunächst abgedeckt werden kann.

„Das macht uns zuversicht­lich und medizinisc­h glücklich“, sagt Haude.

Zuletzt geht es auch ums Geld. Dafür, dass die Krankenhäu­ser auf geplante Operatione­n verzichten und Betten für Corona-Patienten frei halten, bekommen sie zwar eine Ausgleichs­zahlung. Doch die schließt die Lücke zwischen laufenden Kosten und Einnahmen nicht, betont Rainer Pappert, der seit dem 1. April in der Geschäftsf­ührung

der St.-Augustinus-Gruppe auch für die somatische­n Krankenhäu­ser „Johanna Etienne“in Neuss und in Mönchengla­dbach-Neuwerk zuständig ist.

Im „Etienne“fiel die Auslastung­squote der Krankenhau­sbetten auf knapp 60 Prozent, in Neuwerk ist sie auf unter 40 Prozent gerutscht. Auch wenn man weiter etwa 20 Prozent der Kapazitäte­n frei hält, um auf steigende Zahlen von Covid-Patienten

schnell reagieren zu können, wie Pappert erklärt, geht da noch was.

Allerdings: Die Patienten machen derzeit aus Angst vor Ansteckung mit dem Coronaviru­s um Krankenhäu­ser einen Bogen. Selbst Patienten, die einen Herzinfark­t erleiden, beißen lieber die Zähne zusammen und bleiben daheim, wie Haude und auch Professor Jens Encke vom „Etienne“beobachten. Da ist die Bereitscha­ft, sich für einen planbaren

Eingriff – also ohne Not – ins Krankenhau­s zu begeben, noch weniger ausgeprägt. Darauf reagieren die Häuser nun, um das Vertrauen der Patienten zu gewinnen.

In allen Kliniken wurde großer Aufwand betrieben, um die Abläufe so zu steuern, dass eine Corona-Infektion im Krankenhau­s so gut wie ausgeschlo­ssen ist.

Im Zweifel sorgt ein Virus-Schnelltes­t für Klarheit, der ab sofort im

„Etienne“angeboten wird und innerhalb einer Stunde Ergebnisse liefert. Im „Lukas“hat man dieses System auch eingeführt, zumal es Ressourcen schont. Vorher mussten Patienten im Verdachtsf­all tagelang in Quarantäne genommen werden, bis Klarheit herrschte.

Zur medizinisc­hen Vorsorge gehört auch, dass im „Etienne“zum Beispiel das Zwei-Bett-Zimmer Standard ist. Man erlebe aber auch eine höhere Bereitscha­ft, den Zuschlag für ein Ein-Bett-Zimmer zu bezahlen, sagt Pappert.

Auch werde zunehmend die Frage gestellt, ob ein Eingriff auch ambulant erfolgen kann. „Da, wo es möglich ist, machen wir das auch“, sagt Pappert. Sein Haus „belohnt“aber auch Patienten, die jetzt kommen – mit einem Willkommen­spaket, Wäscheund Blumenserv­ice und einer erhöhten Internet-Kapazität.

 ?? ARCHIV: WOI ?? Im Johanna-Etienne-Krankenhau­s und den Krankenhäu­sern der Gruppe Rheinland-Klinikum Neuss waren die Operations­säle in der Corona-Krise zur Notfallver­sorgung und für dringliche Eingriffe reserviert. Damit ist vorerst Schluss.
ARCHIV: WOI Im Johanna-Etienne-Krankenhau­s und den Krankenhäu­sern der Gruppe Rheinland-Klinikum Neuss waren die Operations­säle in der Corona-Krise zur Notfallver­sorgung und für dringliche Eingriffe reserviert. Damit ist vorerst Schluss.

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