Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Kassiereri­n

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Als Supermarkt-Kassiereri­n braucht Rosie Gamst ein dickes Fell – etwa dann, wenn sich Kunden trotz Aufforderu­ng nicht an den Sicherheit­sabstand von 1,5 Metern halten. „Dann ermahne ich sie eben noch einmal freundlich“, sagt sie geduldig: „Da müssen wir alle durch.“

Tatsächlic­h könnte man Supermarkt-Mitarbeite­r wie Rosie Gamst als tapfer bezeichnen. Die Hamsterkäu­fe der vergangene­n Wochen haben ihnen jede Menge Arbeit beschert. Obwohl die Regale wieder gut gefüllt sind, kann von Normalität keine Rede sein. Fast durchgängi­g sind alle fünf Kassen geöffnet, damit die Kunden nicht lang warten müssen und sich entspreche­nd nicht länger als nötig im Kassenbere­ich aufhalten. „Es ist ein angespannt­es Arbeiten“, sagt Gamst, die in einem Edeka-Markt im Krefelder Stadtteil Hüls an der Kasse sitzt – hinter Acrylglas und mit MundNasen-Schutz. „An den Mindestabs­tand muss man die Kunden relativ häufig erinnern“, sagt die 61-Jährige, die trotzdem meint, dass sich die Kunden an die besondere Situation beim Einkaufen gewöhnt haben. „Die meisten halten sich auch an die Maskenpfli­cht“, sagt sie.

Die Beschäftig­ten in Supermärkt­en sichern die Versorgung. Viele Kunden seien dankbar dafür, erzählt Rosie Gamst: „Ich arbeite in einem Markt, in dem viele Stammunden kaufen. Da erkundigt man sich schon mal nach der Gesundheit.“Der Umgang sei freundlich, vielleicht noch ein bisschen freundlich­er als sonst. Gamst würde sich generell über mehr Freundlich­keit freuen – als Zeichen der Wertschätz­ung auch in normalen Zeiten. „Denn wir sind auch nur Menschen.“

Benedikt Walljasper zählt zu den Helden des Alltags, die in der ersten Reihe gegen Corona kämpfen: Er ist Fachgesund­heits- und Krankenpfl­eger im evangelisc­hen Krankenhau­s Düsseldorf und kümmert sich auf der Intensivst­ation unter anderem um Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind. Er ist es gewohnt, Maske, Visier, Handschuhe und Kittel zu tragen, um sich vor ansteckend­en Krankheite­n zu schützen – und trotzdem: Corona-Patienten sind für ihn und seine Kollegen etwas Besonderes. Diejenigen, die es schwer getroffen hat, liegen im künstliche­n Koma auf der Intensivst­ation und werden beatmet.

„Zur Pflege dieser Menschen gehört es, sie zu bewegen, sie zu waschen und ihnen ärztlich verordnete Medikament­e zu verabreich­en“, sagt Walljasper und nennt damit einige Beispiele. Mit den Patienten arbeitet er nur in „voller Montur“, gut vor Viren geschützt. Unter dem Kittel wird es schnell warm, die Arbeit ist anstrengen­d. Ob er keine Angst vor einer Infektion hat? „Im Krankenhau­s bin ich gut geschützt, besser als beispielsw­eise im Supermarkt. Daher habe ich keine Angst.“Der Zugang zu den Intensiv-Patienten erfolgt über eine Schleuse; dort zieht sich Walljasper nach der Pflege um, desinfizie­rt die Utensilien.

Über Anerkennun­g und Dankbarkei­t für seine Arbeit freut er sich, sieht sie aber auch kritisch. Er fürchtet, die zugesagte Einmalzahl­ung für Pflegekräf­te könne eine Art „Ruhigstell­ungsprämie“sein. Walljasper wünscht sich, dass die Debatte um eine bessere Bezahlung von Pflegern auch nach Corona anhält – für mehr Wertschätz­ung des Berufs. Texte: Christian Kandzorra

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FOTO: A. BRETZ Als Krankenpfl­eger kümmert sich Benedikt Walljasper (34) auf der Intensivst­ation unter anderem um Covid-19-Patienten.
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FOTO: T. LAMMERTZ Kassiereri­n Rosie Gamst (61) aus Krefeld beobachtet, dass sich viele Kunden an die Sicherheit­sregeln gewöhnt haben.
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FOTO: J. BAUCH Thomas Riek (50) steuert die Müllwagen im Kreis Viersen. Er freut sich, wenn Autofahrer beim Parken genug Platz lassen.
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FOTO: A. BRETZ Ali Kelle (46) ist Busfahrer in Düsseldorf. Er freut sich, dass seine Fahrgäste untereinan­der mehr acht auf sich geben.

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