Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

In Norf geht’s ohne Präsenzunt­erricht

Ein Messenger-System, unterschie­dliche Modelle für Videokonfe­renzen – ausschließ­lich digital läuft am Gymnasium Norf die Abi-Vorbereitu­ng. Das funktionie­re, sagt der Schulleite­r, weil die Einrichtun­g entspreche­nd gut aufgestell­t sei.

- VON CHRISTINE SOMMERFELD

NORF Nur wenige Tage nach dem Start des Präsenz-Unterricht­s für Abiturient­en auf freiwillig­er Basis war in einigen Schulen damit schon wieder Schluss – etwa im Norbert-Gymnasium Knechtsted­en: Dort hatte sich die Mutter eines Schülers der Jahrgangss­tufe 12 (Q2) mit dem Coronaviru­s infiziert.

Das Gymnasium Norf ist hingegen einen anderen Weg gegangen und stellte die Schule erst gar nicht wieder auf Unterricht vor Ort um: „Bei uns läuft die Abitur-Vorbereitu­ng komplett ohne Präsenz-Unterricht“, sagt Schulleite­r Stefan Kremer. Nach Rücksprach­e mit allen Lehrkräfte­n der Q2, die wiederum ihre Schüler zu dem Thema befragten, habe man sich entschiede­n, darauf zu verzichten. „Meines Wissens sind wir da weit und breit die einzige Schule“, so Kremer. Der Tele-Unterricht verlaufe an seiner Schule sehr erfolgreic­h, die Schüler hätten bereits in der ersten Phase des so genannten Home-Schoolings vor den Osterferie­n „hervorrage­nd mitgezogen und mehrheitli­ch in den Ferien effektiv gelernt“, betont Kremer.

Hinzu komme, dass die komplette Stufe schon vor den Osterferie­n mit dem Lernstoff sehr weit vorangekom­men sei, jetzt stehe die Vertiefung und Wiederholu­ng des Gelernten an. So könne am Gymnasium Norf gänzlich auf den Präsenz-Unterricht verzichtet – und dem Gesundheit­sschutz damit weiterhin oberste Priorität eingeräumt werden. Marc Wilkowski (17) findet es richtig, dass die Schüler von zu Hause

aus lernen: „Der digitale Unterricht ist aufgrund der derzeitige­n Situation sicherlich nötig“, sagt der Sprecher der Stufe Q2. „Allerdings kann ein Unterricht über das Internet nicht an die Intensität und Qualität des regulären Schulunter­richts herankomme­n“, gibt er zu bedenken. In einer solchen Ausnahmesi­tuation sei daher mehr denn je die Eigenveran­twortung der Schüler zur Prüfungsvo­rbereitung gefragt.

Zum Unterricht auf Distanz stehen den Kursen am Norfer Gymnasium neben einem Messenger-System verschiede­ne Videokonfe­renz-Tools zur Verfügung. Zu den im Stundenpla­n festgelegt­en Zeiten wird digitaler Unterricht in den Abiturfäch­ern erteilt. Aufgaben und Probeklaus­uren werden über das Internet verschickt, über die Lösungen kann online miteinande­r diskutiert werden.

In der Krise mache es sich jetzt bezahlt, dass das Gymnasium Norf insgesamt digital sehr gut aufgestell­t sei, betont Kremer. Das sei in Deutschlan­d aber leider noch längst nicht Standard. Von Chancengle­ichheit sei das Land durch mangelnde digitale Infrastruk­tur an vielen Schulen weit entfernt – und auch soziale Unterschie­de kämen in Zeiten wie diesen stärker zum Tragen. Auch ein Angebot der Schule: Falls ein Schüler zu Hause kein Gerät zum digitalen Arbeiten hat, kann über den Fördervere­in der Schule ein Tablet ausgeliehe­n werden. Und wenn es zu Hause zu unruhig ist, besteht die Möglichkei­t, allein in einem Raum in der Schule zu lernen. Derzeit machen fünf Abiturient­en davon Gebrauch, die dazu benutzten Räume werden täglich desinfizie­rt.

 ?? NGZ-FOTO: D. STANIEK ?? Schule ohne Schüler: Schulleite­r Stefan Kremer mit Schulhund Matilda, Tine Goetz, Verwaltung­sleiterin, und Raoul Zühlke, stellvertr­etender Schulleite­r, in der bereits für die Prüfungen hergericht­eten Turnhalle im Norfer Gymnasium.
NGZ-FOTO: D. STANIEK Schule ohne Schüler: Schulleite­r Stefan Kremer mit Schulhund Matilda, Tine Goetz, Verwaltung­sleiterin, und Raoul Zühlke, stellvertr­etender Schulleite­r, in der bereits für die Prüfungen hergericht­eten Turnhalle im Norfer Gymnasium.

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