Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
In Norf geht’s ohne Präsenzunterricht
Ein Messenger-System, unterschiedliche Modelle für Videokonferenzen – ausschließlich digital läuft am Gymnasium Norf die Abi-Vorbereitung. Das funktioniere, sagt der Schulleiter, weil die Einrichtung entsprechend gut aufgestellt sei.
NORF Nur wenige Tage nach dem Start des Präsenz-Unterrichts für Abiturienten auf freiwilliger Basis war in einigen Schulen damit schon wieder Schluss – etwa im Norbert-Gymnasium Knechtsteden: Dort hatte sich die Mutter eines Schülers der Jahrgangsstufe 12 (Q2) mit dem Coronavirus infiziert.
Das Gymnasium Norf ist hingegen einen anderen Weg gegangen und stellte die Schule erst gar nicht wieder auf Unterricht vor Ort um: „Bei uns läuft die Abitur-Vorbereitung komplett ohne Präsenz-Unterricht“, sagt Schulleiter Stefan Kremer. Nach Rücksprache mit allen Lehrkräften der Q2, die wiederum ihre Schüler zu dem Thema befragten, habe man sich entschieden, darauf zu verzichten. „Meines Wissens sind wir da weit und breit die einzige Schule“, so Kremer. Der Tele-Unterricht verlaufe an seiner Schule sehr erfolgreich, die Schüler hätten bereits in der ersten Phase des so genannten Home-Schoolings vor den Osterferien „hervorragend mitgezogen und mehrheitlich in den Ferien effektiv gelernt“, betont Kremer.
Hinzu komme, dass die komplette Stufe schon vor den Osterferien mit dem Lernstoff sehr weit vorangekommen sei, jetzt stehe die Vertiefung und Wiederholung des Gelernten an. So könne am Gymnasium Norf gänzlich auf den Präsenz-Unterricht verzichtet – und dem Gesundheitsschutz damit weiterhin oberste Priorität eingeräumt werden. Marc Wilkowski (17) findet es richtig, dass die Schüler von zu Hause
aus lernen: „Der digitale Unterricht ist aufgrund der derzeitigen Situation sicherlich nötig“, sagt der Sprecher der Stufe Q2. „Allerdings kann ein Unterricht über das Internet nicht an die Intensität und Qualität des regulären Schulunterrichts herankommen“, gibt er zu bedenken. In einer solchen Ausnahmesituation sei daher mehr denn je die Eigenverantwortung der Schüler zur Prüfungsvorbereitung gefragt.
Zum Unterricht auf Distanz stehen den Kursen am Norfer Gymnasium neben einem Messenger-System verschiedene Videokonferenz-Tools zur Verfügung. Zu den im Stundenplan festgelegten Zeiten wird digitaler Unterricht in den Abiturfächern erteilt. Aufgaben und Probeklausuren werden über das Internet verschickt, über die Lösungen kann online miteinander diskutiert werden.
In der Krise mache es sich jetzt bezahlt, dass das Gymnasium Norf insgesamt digital sehr gut aufgestellt sei, betont Kremer. Das sei in Deutschland aber leider noch längst nicht Standard. Von Chancengleichheit sei das Land durch mangelnde digitale Infrastruktur an vielen Schulen weit entfernt – und auch soziale Unterschiede kämen in Zeiten wie diesen stärker zum Tragen. Auch ein Angebot der Schule: Falls ein Schüler zu Hause kein Gerät zum digitalen Arbeiten hat, kann über den Förderverein der Schule ein Tablet ausgeliehen werden. Und wenn es zu Hause zu unruhig ist, besteht die Möglichkeit, allein in einem Raum in der Schule zu lernen. Derzeit machen fünf Abiturienten davon Gebrauch, die dazu benutzten Räume werden täglich desinfiziert.