Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Demontage einer Ministerin
Armin Laschet brauchte am Donnerstag nur wenige Worte und ein süffisantes Grinsen, um seiner Schulministerin massiv zu schaden. Beobachter rieben sich verwundert die Augen, als Laschet nach der Telefonschalte mit den Ministerpräsidenten der anderen Bundesländer und der Kanzlerin vor die Mikrofone in der Düsseldorfer Staatskanzlei trat und öffentlich eine Korrektur der gerade erst von Gebauers Ministerium versandten Schulmail anordnete.
Die Episode zeigt, dass der Ministerpräsident längst nicht nur durch das Wetteifern mit Bayern um den richtigen Weg aus der Corona-Krise in Bedrängnis gerät, sondern auch vom Koalitionspartner FDP, der augenscheinlich sogar noch forscher auf Lockerungen drängt als der Ministerpräsident.
Yvonne Gebauer hat sich – womöglich in guter Absicht – selbst ein Bein gestellt. Sie hatte beim Wiederanfahren des Schulbetriebs massive Kritik auf sich gezogen, weil sie unnötigerweise den Schulen zu wenig Zeit für die Vorbereitungen ließ. Den Fehler wollte sie offenbar nicht noch einmal machen. Dass sie damit aber einer Entscheidung vorgriff, die erst am 6. Mai zwischen Bund und Ländern getroffen werden soll, nämlich dann, wenn man die Folgen der ersten Lockerungen überhaupt erst abschätzen kann, das hat bei den Schulen nicht zur gewünschten Planungssicherheit geführt.
Ohnehin muss man die Frage stellen, ob die von Gebauer angekündigten Pläne bei einem derart verkorksten Schuljahr Sinn machen. Mit einem rollierenden System auf Teufel komm raus zu versuchen, alle Schüler für wenige Tage in die Schule zu bekommen, und damit zugleich in Kauf zu nehmen, dass die Zahl möglicher Infektionsherde massiv steigt, steht in keinem gesunden Verhältnis.
BERICHT SPD: LASCHET FÄLLT MINISTERIN . . ., TITELSEITE