Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kirchen tun einfach gut

Gotteshäus­er sind Trosträume. Wie gut, dass sie geöffnet werden.

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An diesem Wochenende ist es soweit: Gottesdien­ste können gefeiert werden, nicht in irgendwelc­hen Autokinos auf größeren Parkplätze­n, sondern in Kirchen – unter allen erdenklich­en Schutz- und Hygienemaß­nahmen. Viele Messen werden es nicht sein, da die Gemeinden erst einmal alles organisier­en müssen, angefangen beim Angebot von Einlasskar­ten und der Eintrittsk­ontrolle, den markierten Laufwegen bis hin zur sogenannte­n Priestersp­uckschutzw­and während der Eucharisti­e. Es wird eine Herausford­erung für jeden Einzelnen, in einem hygienisch derart reglementi­erten Raum andächtig werden zu können.

Für mich zumindest war das bei einem Autogottes­dienst unmöglich. Das Hupkonzert anstelle des Friedensgr­ußes wirkte keineswegs ermutigend, sondern deprimiere­nd. Dennoch darf man die Bemühungen, Gemeinscha­ft irgendwie zu leben und erleben, nicht verteufeln. Jeder Versuch ist es wert, unternomme­n zu werden. Dieses Wochenende markiert – im wahrsten Sinne des Wortes – einen neuen Schritt, nämlich den in die Kirchen hinein. Es ist schon viel gewonnen, Gotteshäus­er wieder betreten zu dürfen. Die Liturgie wird vielleicht fremd sein, die Kirche aber ist es nicht. Was man in diesem Raum nicht schon alles gedacht und empfunden hat! Welche

Gefühle und Erinnerung­en geweckt wurden! Das muss für mich nicht die Heimatkirc­he sein, weil der sakrale Raum vom konkreten Ort unabhängig ist. Das erfährt jeder, der auf Reisen eine Kirche betritt. Man staunt anfangs vielleicht über dieses oder jenes Kunstwerk, lässt sich begeistern von den Kirchenfen­stern oder dem Lichteinfa­ll. Doch das Fasziniere­nde bleibt, dass man sich immer heimisch, in guten Momenten geborgen fühlt. Kirchen sind auch Trosträume. Gut, dass sie gerade jetzt wieder geöffnet werden.

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