Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Galopper planen Rennen ohne Zuschauer
Pferdesportliebhaber sollen die Rennen in Grafenberg per Internetstream verfolgen können. Auch Wetten sind dann möglich.
(RP) Aktuell betreten die Pferde die Galopprennbahn Grafenberg aufgrund des Corona-bedingten Veranstaltungsverbots ausschließlich zum Training. Erste Rennen sind in der Planung – allerdings ohne Zuschauer. Der Düsseldorfer Reiterund Rennverein (DRRV) und der Verein Deutscher Galopp möchten Mitte Mai den Henkel-Stutenpreis ohne Zuschauer durchführen. Live dabei sein kann man trotzdem per Internetstream.
Die Veranstalter wollen auch die Abfolge der Rennen etwas verändern: Der Königsallee-Renntag soll um zwei Wochen auf den 21. Juni 2020 verschoben werden. Für diesen Tag ist auch die 100. Ausgabe des klassischen Rennens „Wempe German 1000 Guineas“geplant, das mit 75.000 Euro dotiert ist. Die Trainer hätten 14 Tage mehr Zeit, ihre Pferde auf den Klassiker vorzubereiten. Der ursprünglich für den 20. Juni geplante BMW-Renntag soll schon am 7. Juni starten.
„Aktuell gehen wir davon aus, dass mindestens die Rennen bis Ende August, also auch der Henkel-Preis der Diana, ohne Besucher ausgetragen werden müssen“, sagt DRRV-Geschäftsführerin Andrea Höngesberg. Sie wünscht sich, dass zumindest der „Große Preis der Landeshauptstadt“, der am 4. Oktober zum 100. Mal ausgetragen wird, vor Zuschauern stattfinden kann.
Die Durchführung von Rennen ohne Zuschauer verursacht bei den gemeinnützigen Rennvereinen große Einnahmeeinbußen. Um die Renntage überhaupt möglich zu machen, werden die Kosten soweit wie möglich gesenkt, indem Preisgelder massiv reduziert und die Honorare vieler Mitwirkender halbiert werden. Die Pferdesportfeunde haben aber auch an diesen Renntagen die Möglichkeit, bei den Rennen mitzufiebern und dabei die gemeinnützigen Verein zu unterstützen: Der gesamte Renntag wird kostenfrei und als Livestream im Internet übertragen. Somit kann jeder von zu Hause aus die Rennen sehen und wetten. Da die großen Online-Wettanbieter auf ihre Provisionen verzichteten, gehen die Wett-Erlöse komplett an die Rennvereine.
„Es ist eine einzigartige Tradition, auf die der Düsseldorfer Reiterund Rennverein blicken kann“, sagt DRRV-Präsident Peter M. Endres. „Denn er ist nicht nur der älteste ohne Unterbrechung veranstaltende Rennverein Deutschlands. Er ist auch der älteste Sportverein Düsseldorfs überhaupt.“Die Aufgabe des Vereins sei die Förderung der Zucht sowie der Erhalt der historischen Düsseldorfer Galopprennbahn für die Allgemeinheit, so Endres. „Daher sind wir besonders für die Unterstützung unseres Partners Henkel in dieser schwierigen Zeit sehr dankbar.“Henkel engagiert sich bereits viele Jahre im Galopprennsport und sponsert derzeit den Henkel-Stutenpreis und den Preis der Diana. Mit weiteren Partnern des Rennvereins laufen Gespräche.
Der Pferde-Rennsport kann die Zahl der anwesenden Personen bei Rennen ohne Besucher stark begrenzen. Anwesend sein müssen lediglich Pferdepfleger und Tierarzt,
Jockeys, Trainer, Offizielle, Sanitäter und Kameraleute für die Übertragung der Rennen. Das weitläufige Gelände erleichtere es, Kontaktund Hygienevorschriften einzuhalten.
Etwa 3000 Menschen arbeiten in Deutschland im Galopprennsport. Ein lang anhaltender Ausfall des Rennsports würde viele Besitzer und Züchter zur Aufgabe zwingen, was die deutsche Pferdezucht auf Jahre negativ beeinflussen würde. Die Vollblüter können die wichtigsten Rennen, wie den Henkel-Preis der Diana, nur einmal im Leben laufen – und zwar nur im Alter von drei Jahren. Haben die Pferde nicht genügend Vorbereitungsrennen, können die Ergebnisse nicht als zuverlässige Quelle zur Ermittlung des Zuchtwertes genutzt werden.