Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

In Eller wird wieder Gottesdien­st gefeiert

Seit Freitag dürfen Gottesdien­ste unter strengen Auflagen wieder gefeiert werden. Die katholisch­e Pfarrgemei­nde EllerLiere­nfeld machte den Beginn. Am Abend folgten Maiandacht­en.

- VON CHRISTOPHE­R TRINKS

DÜSSELDORF Es ist noch eine halbe Stunde bis zum Messbeginn, doch die Plätze in der Elleraner Kirche St. Gertrud sind bereits knapp. Noch wartet eine lange Schlange von Gläubigen auf Einlass. Allen wird er nicht gewährt werden, denn mehr als 80 dürfen sich im Kircheninn­eren nicht aufhalten.

Mitglieder des Pfarrgemei­nderats organisier­en den Einlass, nehmen die Kontaktdat­en jedes Besuchers auf, führen die Menschen zu den grün markierten Sitzbänken. Nur zwei dürfen dort jeweils sitzen, ausgenomme­n Familien und Angehörige desselben Haushalts. Zwischen den Reihen bleibt immer eine Bank frei. Diejenigen, die bereits sitzen, verharren in Schweigen und tiefer Andacht. Man merkt ihnen an, dass sie gerade etwas lange Vermisstes nun nachholen können.

„Ich hatte Tränen in den Augen, als ich heute nach so langer Zeit wieder eine Hostie empfangen durfte“, sagt Hermann Pitsch. Mit dabei hatte er 150 Masken, die er bei einem Bekannten organisier­t und der Gemeinde für den Gottesdien­st spendete. Ganz auf die sonntäglic­he Seelsorge haben er und seine Familie in den vergangene­n Wochen nicht verzichten wollen und sich Live-Streams aus aller Welt angeschaut. „Da haben wir quasi eine halbe Weltreise unternomme­n. Besonders beeindruck­end waren die Messen vom Klostersti­ft Heiligenkr­euz in Österreich, wo der Mönchschor die Gebete akustisch begleitet“, sagt Pitsch.

Auf eine Begleitung durch Gesang musste zum Bedauern vieler Gläubiger bei diesem ersten Gottesdien­st nach wochenlang­er Schließung verzichtet werden. Wie auch auf den abschließe­nden Friedensgr­uß per Handschlag. Weihwasser war in den Becken nicht zu finden, dafür stand Handdesinf­ektionsmit­tel am

Altar bereit. Die Hostien wurden von den Pfarrern direkt am Platz in die Hände der Gläubigen überreicht. Es ist der einzige Moment während der halbstündi­gen Messe, in denen die Besucher ganz kurz von der Mundschutz­pflicht entbunden werden.

Zumindest bei Kerstin Klein minderten solche Maßnahmen das Erlebnis nicht. „Ich finde das gut. Wenn man solche Schutzmaßn­ahmen ergreift, mache ich mir kaum Sorgen“, sagt die regelmäßig­e Gottesdien­stbesucher­in. Ob diese schon ausreichte­n, wollte der leitende Pfarrer Joachim Decker abschließe­nd noch nicht bewerten. Weitere Maßnahmen wie ein Online-Ticketsyst­em seien zumindest angedacht. Seine Gemeinde hatte sich bewusst dazu entschiede­n, vor den anderen bereits am ersten Mai mit Gottesdien­sten und Maiandacht­en am Abend zu starten. „Es ist ein Probelauf, um zu sehen, was auf uns zukommt und wie es funktionie­rt. Die Besucher haben sich gut darangehal­ten“, lobte er. Ein Restrisiko bliebe aber immer, betont Pfarrkolle­ge Friedhelm Kronenberg, der während der Predigt als einziger keinen Mundschutz trug. Ihn bewegte währenddes­sen „eine Mischung aus Sorge und Freude“, die Messe wieder zusammen mit Menschen feiern zu können.

Es war ein Gottesdien­st, wie ihn die Katholiken der Gertrudisk­irche zuvor noch nie erlebt hatten. Dass am Ende den Helfern applaudier­t wurde, ist genauso ungewöhnli­ch, wie die Messe möglichst kurz halten zu wollen. Dazu die Bitte, sich an diesem Wochenende auf nur einen Gottesdien­st zu beschränke­n. Und dass Menschen am Eingang abgewiesen werden müssen, geschieht nicht einmal an den Heiligaben­dmessen. Doch schien es so, als ob viele Menschen Hoffnung aus der Andacht mit nachhause nahmen. „Für viele war es der erste, kleine Schritt auf dem Weg zurück zur Normalität”, resümiert Kronenberg.

„Für viele war es ein Schritt in die Normalität“

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