Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
In Eller wird wieder Gottesdienst gefeiert
Seit Freitag dürfen Gottesdienste unter strengen Auflagen wieder gefeiert werden. Die katholische Pfarrgemeinde EllerLierenfeld machte den Beginn. Am Abend folgten Maiandachten.
DÜSSELDORF Es ist noch eine halbe Stunde bis zum Messbeginn, doch die Plätze in der Elleraner Kirche St. Gertrud sind bereits knapp. Noch wartet eine lange Schlange von Gläubigen auf Einlass. Allen wird er nicht gewährt werden, denn mehr als 80 dürfen sich im Kircheninneren nicht aufhalten.
Mitglieder des Pfarrgemeinderats organisieren den Einlass, nehmen die Kontaktdaten jedes Besuchers auf, führen die Menschen zu den grün markierten Sitzbänken. Nur zwei dürfen dort jeweils sitzen, ausgenommen Familien und Angehörige desselben Haushalts. Zwischen den Reihen bleibt immer eine Bank frei. Diejenigen, die bereits sitzen, verharren in Schweigen und tiefer Andacht. Man merkt ihnen an, dass sie gerade etwas lange Vermisstes nun nachholen können.
„Ich hatte Tränen in den Augen, als ich heute nach so langer Zeit wieder eine Hostie empfangen durfte“, sagt Hermann Pitsch. Mit dabei hatte er 150 Masken, die er bei einem Bekannten organisiert und der Gemeinde für den Gottesdienst spendete. Ganz auf die sonntägliche Seelsorge haben er und seine Familie in den vergangenen Wochen nicht verzichten wollen und sich Live-Streams aus aller Welt angeschaut. „Da haben wir quasi eine halbe Weltreise unternommen. Besonders beeindruckend waren die Messen vom Klosterstift Heiligenkreuz in Österreich, wo der Mönchschor die Gebete akustisch begleitet“, sagt Pitsch.
Auf eine Begleitung durch Gesang musste zum Bedauern vieler Gläubiger bei diesem ersten Gottesdienst nach wochenlanger Schließung verzichtet werden. Wie auch auf den abschließenden Friedensgruß per Handschlag. Weihwasser war in den Becken nicht zu finden, dafür stand Handdesinfektionsmittel am
Altar bereit. Die Hostien wurden von den Pfarrern direkt am Platz in die Hände der Gläubigen überreicht. Es ist der einzige Moment während der halbstündigen Messe, in denen die Besucher ganz kurz von der Mundschutzpflicht entbunden werden.
Zumindest bei Kerstin Klein minderten solche Maßnahmen das Erlebnis nicht. „Ich finde das gut. Wenn man solche Schutzmaßnahmen ergreift, mache ich mir kaum Sorgen“, sagt die regelmäßige Gottesdienstbesucherin. Ob diese schon ausreichten, wollte der leitende Pfarrer Joachim Decker abschließend noch nicht bewerten. Weitere Maßnahmen wie ein Online-Ticketsystem seien zumindest angedacht. Seine Gemeinde hatte sich bewusst dazu entschieden, vor den anderen bereits am ersten Mai mit Gottesdiensten und Maiandachten am Abend zu starten. „Es ist ein Probelauf, um zu sehen, was auf uns zukommt und wie es funktioniert. Die Besucher haben sich gut darangehalten“, lobte er. Ein Restrisiko bliebe aber immer, betont Pfarrkollege Friedhelm Kronenberg, der während der Predigt als einziger keinen Mundschutz trug. Ihn bewegte währenddessen „eine Mischung aus Sorge und Freude“, die Messe wieder zusammen mit Menschen feiern zu können.
Es war ein Gottesdienst, wie ihn die Katholiken der Gertrudiskirche zuvor noch nie erlebt hatten. Dass am Ende den Helfern applaudiert wurde, ist genauso ungewöhnlich, wie die Messe möglichst kurz halten zu wollen. Dazu die Bitte, sich an diesem Wochenende auf nur einen Gottesdienst zu beschränken. Und dass Menschen am Eingang abgewiesen werden müssen, geschieht nicht einmal an den Heiligabendmessen. Doch schien es so, als ob viele Menschen Hoffnung aus der Andacht mit nachhause nahmen. „Für viele war es der erste, kleine Schritt auf dem Weg zurück zur Normalität”, resümiert Kronenberg.
„Für viele war es ein Schritt in die Normalität“